Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
hatte sich wieder ganz in sich zurückgezogen.
„Luke … ich durchschaue dich nicht. Eigentlich wirkst du immer so kühl und distanziert … aber manchmal fühlt es sich an, als wärest du mir unheimlich nah. Gestern Abend zum Beispiel. Das verstehe ich nicht.“
Nachdenklich blickte er aus dem Fenster. Es schien Emily, als wolle er unbedingt vermeiden, sie anzusehen.
„Ach, ich weiß einfach, wie es sich anfühlt, so viel Verantwortung zu tragen. Ich war gerade erst zwanzig, als ich diese Ranch übernommen habe. Cait und Liz waren noch Teenager. Deswegen kann ich nachempfinden, wie belastend es ist, ganz allein für eine Familie zu sorgen. Und ich würde dich gern unterstützen, damit du bald wieder Land siehst. Das ist auch schon alles.“
Es hatte also gar nichts mit ihr selbst zu tun? Oder mit dem, was sie hier leistete? Lukes Antwort war ernüchternd. „Aha“, sagte sie und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie seine Worte gekränkt hatten. „Du rettest also gern die Armen und die Schwachen.“
„Mit retten hat das nichts zu tun. Ich brauchte wirklich dringend Hilfe auf der Ranch. Und gestern Abend hat es sich richtig gut angefühlt, in ein sauberes, aufgeräumtes Haus zu kommen und dann auch noch ein leckeres, warmes Essen zu bekommen. Warum willst du mir das nicht glauben, Emily? Ich bin bestimmt kein selbstloser, wohltätiger Mensch, und ich mache auch keine schönen Worte.“
Sie schwieg.
„Was du hier leistest, hat für mich einen enorm großen Wert“, fuhr er fort. „Ich habe dir doch erzählt, wie schwierig es war, überhaupt eine Haushaltshilfe zu finden. Und weil ich alles eine Weile lang notdürftig selbst gemacht habe, weiß ich, wie viel Kraft das kostet. Das Haus und … überhaupt alles andere.“
Alles andere? Was meinte er damit? „Das sagst du doch nur so.“
„Warum sollte ich?“
Jetzt stand er direkt neben ihr. Emily spürte seine Schulter an ihrer, am liebsten hätte sie sich in seine Arme geschmiegt. Stattdessen biss sie die Zähne zusammen. Traurig, wie weit es mit mir gekommen ist, dachte sie. Kaum kommt ein Mann mit einer tiefen, rauen Stimme und himmelblauen Augen, bin ich auch schon hin und weg.
Dabei hatte sie sich doch in den letzten Monaten ganz gut geschlagen und die Männerwelt dabei nicht so wirklich vermisst!
Ich darf mich auf gar keinen Fall gehen lassen, ermahnte sie sich. Unvorstellbar, was dann passieren würde. Sie würde sich dabei schrecklich blamieren. Und so etwas wollte sie nicht noch einmal erleben müssen.
„Hat er dir etwa gesagt, dass das, was du tust, unwichtig ist?“, hakte er nach.
Emily brauchte nicht nachzufragen, von wem er gerade sprach. Sie hatte gestern Abend ja selbst dafür gesorgt, dass er genau im Bilde war. „Wir haben damals gemeinsam entschieden, dass ich zu Hause bei Sam bleibe“, antwortete sie zögernd. „Aber es hat ihn nicht davon abgehalten, immer wieder zu betonen, dass er die ganze Familie allein ernährt. Ich habe mich gerne um alles andere gekümmert. Aber dass Haushalt und Kind auch Arbeit machen, hat er nie so richtig wahrgenommen.“
Nervös wickelte sie sich das Geschirrhandtuch um die Hände. Wenn sie jetzt den Kopf auch nur ein kleines Stück in Lukes Richtung wandte, würde sie wieder in diese unglaublichen Augen sehen … ein verlockender Gedanke.
„Manche Dinge lassen sich einfach nicht in Geld aufrechnen“, stellte Luke fest. „Dein Mann ist ganz schön dumm.“
Emilys Puls beschleunigte sich. Ja, allerdings, dachte sie. Sie legte das Geschirrhandtuch auf der Arbeitsplatte ab und wandte sich Luke zu. Es war so wunderschön, endlich gesehen zu werden. Wunderschön und unheimlich … unheimlich verführerisch.
„Ich weiß“, flüsterte sie. „Zumindest vom Verstand her.“
Sie schwiegen. An Lukes Kinn zuckte ein Muskel. Sie konnte den Blick nicht mehr von seinem Gesicht lösen, es ging einfach nicht. Als sie sich schließlich in die Augen sahen, gab es kein Zurück mehr.
„Verdammt“, flüsterte Luke. Dann umfasste er mit einer Hand ihren Nacken, beugte seinen Kopf zu ihrem Gesicht und küsste sie.
Unwillkürlich legte sie die Hände auf seine Oberarme. Emily spürte seine warme Haut und die festen Muskeln. Überhaupt wirkte sein ganzer Körper fest und kraftvoll. Abgesehen von seinen weichen Lippen, die nach Erdnussbutterplätzchen und Kaffee schmeckten, und mit denen er zärtlich ihren Mund berührte, sie liebkoste und herausforderte. Emily fühlte seine Berührung im
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