Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
gab, der sie hätte auffangen können, als ihr Leben in Trümmern ging. Jemand, der sie wieder zum Lachen gebracht hätte.
Jemanden, der sich ihr gegenüber so verhielt, wie Luke es gestern Abend getan hatte. Er war so aufmerksam und mitfühlend gewesen. Wobei sie zugeben musste, dass sie ihm gegenüber absolut keine geschwisterlichen Gefühle empfand, und das machte ihr Angst.
„Meine Schwester Liz hat Joe Rhabarber aus ihrem Garten mitgegeben, den lasse ich mal in der Küche.“ Emily zuckte zusammen, als sie Lukes Stimme hörte. Musste er ausgerechnet jetzt noch einmal zurückkommen? Auf gar keinen Fall sollte er sehen, wie sie in Selbstmitleid zerfloss! „Danke, ich kümmere mich sofort darum.“
„Hey!“ Er klang betroffen. „Ist irgendetwas passiert?“
Sie lachte kurz auf. „Ach, nichts Schlimmes. Ich habe einen Anfall von Selbstmitleid.“
„Warum denn?“ Er kam ein Stück auf sie zu. So nah, dass sie kaum noch zu atmen wagte.
„Na ja, ich kenne Ihre Familie zwar nicht, aber ich habe den Eindruck, dass Sie alle füreinander da sind. Und das finde ich wunderschön. Ich habe leider keine Geschwister.“
„Sie mussten das, was Sie durchgemacht haben, ganz allein bewältigen, oder?“
„Ja, so ziemlich. Ich wollte meinen Freunden nicht endlos mit meinen Problemen in den Ohren liegen. Außerdem sind die meisten davon Pärchen und waren gleichzeitig mit Rob befreundet. Da wollte ich ihnen nicht das Gefühl geben, Partei für einen von uns ergreifen zu müssen.“
„Also haben Sie sich zurückgezogen?“
Sie blickte zu ihm hoch. „Ja, genau so war das wohl. Unser Freundeskreis hat mich bis dahin immer als fröhlichen, gelassenen Menschen erlebt. Und ich wünschte, ich könnte wieder so sein wie früher.“
„Tja, wer so viel Verantwortung trägt, geht nun mal nicht so locker durchs Leben“, erwiderte er. „Hey!“ Luke stellte sich vor sie, umfasste ihre Schultern mit seinen Händen und sah sie eindringlich an. „Was verlangen Sie denn von sich? Sie tun doch schon, was Sie können.“
Emily schluckte und versuchte, so ruhig wie möglich weiterzuatmen. Sie wollte ihn nicht merken lassen, wie sehr seine Berührung sie aufwühlte. Obgleich sie ein T-Shirt trug, hatte sie das Gefühl, seine Finger auf ihrer bloßen Haut zu spüren. „Ja, ich versuche, mich so gut es geht um Sam zu kümmern“, erwiderte sie schließlich. „Er bedeutet mir alles.“ Sie blinzelte. Luke sah sie in einer Weise an, dass sie weiche Knie bekam. „Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe, für uns zwei zu sorgen. Und ich will keine Versagerin sein.“
„Emily …“ Er hob eine Hand und strich ihr ganz sanft mit dem Daumen über die Wange, um eine Träne aufzufangen. „Du bist ganz bestimmt keine Versagerin“, sagte er. „Ein Versager ist jemand, der gleich alles hinschmeißt. Ich kenne dich zwar noch nicht so lange, aber du kommst mir nicht so vor, als würdest du schnell aufgeben.“
Bebend holte Emily Luft. Dann hob sie langsam den Kopf und sah ihm in die Augen. Und in diesem Moment fühlte sie sich nicht mehr traurig und schwer, sondern im Gegenteil so leicht wie eine Feder. Als wären sämtliche Gesetze der Schwerkraft aufgehoben … und als würde die Zeit stillstehen.
Er verstärkte den Druck seiner Finger auf ihren Schultern und zog sie sanft zu sich heran. Einige unglaubliche Sekunden lang waren seine Lippen nicht mal drei Zentimeter von ihren entfernt. Ihr Herz hämmerte wie wild. Einerseits sehnte sie sich so sehr danach, dass er sie endlich küsste … aber andererseits hatte sie schreckliche Angst davor.
Doch dann wich Luke zurück. „Es tut mir leid.“ Er schob sich die Hände in die Hosentaschen. Auf einmal wirkte sein Blick wieder kühl und distanziert. „Ich bin eben zu weit gegangen. Das soll nicht noch mal vorkommen.“
Emily fühlte Enttäuschung in sich aufsteigen. Aber warum nur? So war es doch viel besser. Luke zu küssen würde nur Schwierigkeiten nach sie ziehen. Sie musste auch an Sam denken. Es würde ihn vollkommen durcheinanderbringen, wenn er sie beide so sehen würde.
„Ich glaube, Sam könnte damit auch nicht gut umgehen“, sagte sie leise. „Außerdem kommt eine Affäre für mich nicht infrage.“
„Das weiß ich doch“, gab er zurück. „Und das geht mir genauso. Ich will auch keine Spielchen mit dir spielen. Was da gerade passiert ist, war … ein Versehen.“ Er machte eine Pause. Plötzlich kam er Emily wieder abweisend und reserviert vor. Luke Evans
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