Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
Sam waren gerade mit dem Mittagessen fertig, als ein Auto die Auffahrt hochkam. Sie schauten aus dem Fenster, und Luke seufzte.
„Wer ist das?“, erkundigte sich Emily.
„Liz, meine Schwester.“
„Ach, die Rhabarber-Schwester.“
Luke quittierte ihre Bemerkung mit einem Lächeln. „Ganz genau.“ Er schaute auf seine Armbanduhr. „Verdammt, diese Frau hat ein unglaubliches Timing.“
Während Liz den Wagen im Schatten eines Baumes parkte, wurde Emily immer nervöser. Genau wie gestern, als sie Joe kennengelernt hatte. Sie kam sich vor wie ein Eindringling.
„Tut mir leid, Emily. Aber meine Familie ist unwahrscheinlich neugierig auf dich.“
„Warum denn?“
„Weil sie sich meine neue Haushälterin ganz anders vorgestellt hatten. Irgendwie … älter und gesetzter. Tja, und jetzt ist auf einmal eine junge und hübsche Frau mit Kind bei mir eingezogen.“ Er seufzte. „Außerdem scheinen verheiratete Menschen der Ansicht zu sein, dass alle anderen auch heiraten müssen. Darum stecken meine Schwestern gern ihre Nasen in meine Angelegenheiten.“
Emily wollte etwas erwidern, doch sie ließ es bleiben. Dass seine Familie neugierig auf sie war, erschreckte sie nicht weiter, damit hatte sie schon gerechnet. Aber … hatte er sie eben wirklich als „jung und hübsch“ bezeichnet? Gut, sie war gerade mal achtundzwanzig, trotzdem kam sie sich manchmal uralt vor. Und hübsch? Sie lief schon so lange in T-Shirts und Yogahosen durch die Gegend, dass sie ganz vergessen hatte, wie es sich anfühlte, sich selbst hübsch zu finden.
Das brauchte Luke aber nicht zu wissen. „Heiraten?“, wiederholte sie lachend. Das war doch völlig absurd! Erstens kam für sie im Moment nicht mal eine Beziehung infrage, und zweitens kannte sie Luke gerade erst seit ein paar Tagen.
Er hob eine Augenbraue. „Ja, ganz schön schräg, nicht? Trotzdem bin ich mir hundertprozentig sicher, dass Liz mich in erster Linie besucht, um dich mal unter die Lupe zu nehmen. Natürlich wird sie sich irgendeine gute Ausrede ausgedacht haben. Aber mach dir keine Sorgen, sie meint es nur gut.“ Er stand auf und ging nach draußen, um seine Schwester zu begrüßen.
Liz war inzwischen ausgestiegen und kam auf das Haus zu. Auf ihrem Arm trug sie ein blondes Baby. Zwei kleine Mädchen, die einander zum Verwechseln ähnlich sahen, folgten ihr.
Emily biss sich auf die Lippe. Plötzlich fühlte sie sich ganz und gar nicht mehr wohl in ihrer Haut. Es machte sie befangen, von anderen Leuten „unter die Lupe“ genommen und womöglich nicht für gut genug befunden zu werden.
„Hey, Liz, was machst du denn hier?“, rief Luke seiner Schwester zu.
Emily schloss die Augen. Sie musste sich unbedingt zusammennehmen. Liz durfte nichts davon mitbekommen, dass Lukes Stimme ihr jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte. Sie fuhr sich durchs Haar, atmete zwei Mal tief durch und ging dann zur Fliegengittertür.
„Ich habe dir Erdbeeren aus unserem Garten mitgebracht“, hörte sie Liz. Dann sah sie Luke, seine Schwester und die Kinder die Stufen hochkommen.
„Joe hat uns schon erzählt, dass du endlich eine Haushaltshilfe gefunden hast. Sie soll sehr hübsch sein. Unglaublich, was du hinter unserem Rücken alles anstellst.“
„Ach, tu doch nicht so überrascht. Cait hat die Annonce doch selbst aufgegeben.“
In diesem Augenblick schaute Liz hoch und bemerkte, dass Emily in der Tür stand. Für einen Moment war ihr anzusehen, wie unangenehm es ihr war, dass Lukes neue Haushälterin das Gespräch mitbekommen hatte. Aber sie fing sich schnell und schenkte Emily ein strahlendes Lächeln. „Joe hatte vollkommen recht, Sie sind wirklich sehr hübsch“, sagte sie. „Ich bin Lukes Schwester Liz.“
Du liebe Güte, waren etwa alle in seiner Familie so geradeheraus?
„Die Erdbeeren sind noch im Kofferraum, Luke. Bist du wohl so lieb und bringst sie ins Haus?“
Etwas unsicher sah Emily zu ihm hinüber. Aber er schien ihre Befangenheit gar nicht zu bemerken, sondern sprang zusammen mit den kleinen Mädchen die Stufen wieder hinunter zum Wagen. Na dann, dachte Emily und hielt Liz die Tür auf. „Kommen Sie doch schon mal rein. Wir wollten gerade mit dem Nachtisch anfangen. Es gibt Rhabarberkuchen.“
Mit großer Selbstverständlichkeit ging Liz an ihr vorbei ins Haus.
„Nehmen Sie ihn bloß nicht zu ernst“, warf sie Emily im Vorübergehen zu. Dabei sah sie sich aufmerksam um. „Luke wird immer ziemlich unerträglich, wenn die Heuernte
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