Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
Wahrheit entsprachen? „Was braucht Luke denn dann?“, hakte sie nach.
„Eine Gefährtin, würde ich sagen.“
Emily warf eine fertig geputzte Erdbeere in die Schüssel. Wie hörte sich das denn an? Als ob Luke über achtzig wäre. Dabei war er kaum dreißig – ein Alter, in dem man sich eine Partnerin oder Ehefrau wünscht, falls man dann überhaupt noch Single ist. Allerdings kam Emily weder für das eine noch für das andere infrage. „Dann sollte er sich vielleicht einen Hund zulegen“, bemerkte sie trocken.
Liz lachte. „Okay, da habe ich mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt. Luke braucht jemanden, der für ihn da ist und ihm einen Teil der Sorgen abnimmt, die er schon seit Ewigkeiten alleine mit sich herumträgt. Ich finde, es ist höchste Zeit, dass ihm jemand mal einen kleinen Stups gibt. Warum nicht Sie?“
Aha, dachte Emily. Dann wünschte sich Liz also eine Frau mit Helfersyndrom für ihren Bruder. Nun – in ihrer Ehe mit Rob hatte sie sich genauso verhalten … und das Ganze war komplett nach hinten losgegangen. „Verstehe, ich habe aber leider kein Interesse“, erwiderte sie schließlich. „Nichts gegen Luke, er ist wirklich ein toller Mann. Aber ich bin nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Mir ist es wichtig, dass ich allein klarkomme – ohne fremde Hilfe.“
Liz musterte sie verwirrt. „Es hat ja auch niemand behauptet, dass Sie das nicht können. Oder dass Sie alles andere aufgeben müssen.“
Trotzdem wusste Emily, dass es unweigerlich darauf hinauslaufen würde. Sie hatte schon einmal ihr gesamtes Leben nach einem anderen Menschen ausgerichtet, hatte alles um Robs Bedürfnisse herum organisiert. Eigentlich war es in ihrem Leben ständig darum gegangen, es anderen recht zu machen und nie darum, was sie wollte. Davon hatte sie genug. Sie wollte nicht mehr nur über die Rolle als Ehefrau oder Mutter definiert werden, sondern einfach nur sie selbst sein: Emily Northcott.
„Ich kann gut verstehen, dass Sie Ihren Bruder glücklich sehen wollen“, sagte sie zu Liz. „Aber diese Diskussion hat überhaupt keinen Sinn. Er ist mein Arbeitgeber, und ich bin seine Angestellte. Es ist ein reines Arbeitsverhältnis, mit einer romantischen Beziehung hat das nichts zu tun.“
„Wenn Sie meinen“, erwiderte Liz betont beiläufig. Offenbar glaubte sie ihr nicht so ganz. Und sie hatte ja recht: Dafür musste Emily viel zu oft an Luke denken. Außerdem war es äußerst unüblich, seinen Arbeitgeber zu küssen …
„Wie wär’s, wenn wir zwei uns trotzdem anfreunden?“, schlug Liz vor. Sie stand auf, setzte Alyssa auf den Boden und holte ein Sieb aus dem Schrank, um sich den zweiten Korb Erdbeeren vorzunehmen. „So oder so? Was meinst du?“
Nach dem ausführlichen Kreuzverhör kam diese Wendung für Emily etwas überraschend. Aber Liz’ Freundschaftsangebot klang verlockend, denn sie war sich in den letzten Monaten oft sehr einsam und allein vorgekommen. Und es war ja verständlich, dass Liz möglichst viel über sie wissen wollte. Schließlich wollte sie nur, dass es ihrem Bruder gut ging.
Liz legte die Erdbeeren beiseite und befüllte den Wasserkocher. „Komm, Emily, wir trinken erst mal einen Tee und quatschen ein bisschen. Die Kinder sind spielen, und Luke kommt erst in ein paar Stunden wieder. Die Zeit können wir uns ruhig nehmen.“
Auf der ganzen Ranch war es dunkel. Nur im Maschinenschuppen brannte noch Licht. Dabei war es schon nach zehn Uhr abends. Luke war nicht einmal zum Abendessen gekommen. Schließlich hatte Emily alleine mit Sam gegessen und ihn dann ins Bett gebracht. Um sich vom Warten auf Luke abzulenken, war sie in die Küche gegangen und hatte aus den frischen Erdbeeren Marmelade gekocht. Die ganze Zeit war ihr dabei das Gespräch mit Liz durch den Kopf gegangen. Lukes Schwester hatte ihr viel über Luke erzählt … sie aber auch über Vieles im Unklaren gelassen.
Nachdem Emily die Marmelade abgefüllt hatte, wärmte sie Luke einen Teller mit dem auf, was sie zum Abend gekocht hatte. Wenn er nicht zum Essen kam … dann musste das Essen eben zu ihm kommen. Sie ging mit dem Teller über den knirschenden Kies der Auffahrt. Obwohl es schon so spät war, hatte es sich kaum abgekühlt. Emily atmete tief die nach Flieder duftende Nachtluft ein.
Als sie den Schuppen betrat, schlug ihr eine erdrückende Hitze entgegen. Von Luke konnte sie nur seine Beine sehen, der Rest lag unter Emilys Wagen. Offenbar war er gerade mit einem Ölwechsel beschäftigt.
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