Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
Sie hörte, wie er die Filterzange auf dem Betonboden ablegte, dann lief das Öl in die Auffangschale.
„Luke?“
Langsam schob er sich unter dem Wagen hervor: Emily sah erst seine Oberschenkel, dann seinen flachen Bauch, die breite Brust, seine muskulösen Arme und zuletzt den Kopf. Sein Haar glänzte schweißnass. Ihr Blick fiel auf seine Arme. Sie sah die Muskeln, als er sich vom Boden hochstemmte, um sich aufzusetzen.
Emily spürte, wie ihr die erste Schweißperle über die Schläfe rann. Den ganzen Nachmittag über war es immer heißer geworden. Irgendwann waren die Kinder so k. o. gewesen, dass sie nicht mehr hatten weiterspielen wollen. Nach Sonnenuntergang war es auch nicht besser geworden, sogar die Frösche waren heute verstummt.
„Was machst du denn da mit meinem Wagen?“
„Einen Ölwechsel. Der letzte ist wohl schon ein bisschen her.“
Allerdings. Aber darauf hatte sie eigentlich nicht hinausgewollt. „Ich … also …“ Wie sollte sie sich bloß ausdrücken, ohne dabei verärgert zu klingen? Was sie nämlich war. Das lag zum Teil durchaus an der erdrückenden Hitze. Aber der sehr viel schwerwiegendere Grund war die Tatsache, dass Luke sich einfach eigenmächtig an ihrem Auto zu schaffen machte.
„Warum hast du mich nicht vorher gefragt?“
Er zuckte mit den Schultern. „Wegen eines Ölwechsels?“
„Und was ist mit dem Filter und dem Motoröl? Beides gibt es nicht gerade umsonst.“
„Wenn das ein Problem für dich ist, können wir es ja mit deinem Gehalt verrechnen.“
Emilys Hände begannen zu zittern und damit auch der Teller mit dem Abendessen. Auf gar keinen Fall wollte sie auf einen Teil ihres wertvollen Monatsgehaltes verzichten müssen. Und wenn ja, dann wollte sie schon selbst entscheiden, wofür sie das Geld ausgab.
„Mit meinem ersten Gehaltsscheck hatte ich eigentlich ganz andere Sachen vor, Luke.“ So sehr sie sich auch darum bemüht hatte, möglichst ruhig zu klingen – ihre Stimme bebte. „Das ist nämlich das erste Mal seit Langem, dass ich wieder mein eigenes Geld verdiene. Da möchte ich auch gerne bestimmen, wofür ich es ausgebe. Übrigens ist es schon nach zehn Uhr, und du hast dich nicht ein einziges Mal im Haus blicken lassen, während ich mich den ganzen Nachmittag drinnen mit Liz unterhalten musste …“
Noch während sie die Worte sprach, bildete sich ein Gedanke in ihrem Kopf, der ihr überaus logisch erschien. „Ach so, jetzt verstehe ich. Du gehst mir aus dem Weg, weil du befürchtest, sie könnte mir einen Floh ins Ohr gesetzt haben. Stimmt’s?“
Luke wich ihrem Blick aus. „Was hast du denn da für einen Teller?“
„Dann stimmt es also!“, rief sie aus. „Na ja, du kannst hier jedenfalls schlecht übernachten. Und du wirst mir auch nicht ewig aus dem Weg gehen können. Nur zu deiner Information: Liz hat mir kaum etwas Neues über dich erzählt. Also war deine Sorge ganz umsonst.“
Luke setzte eine betont unbeteiligte Miene auf. „Ich weiß nicht, was du hast. Dein Auto brauchte dringend einen Ölwechsel, da habe ich das eben für dich erledigt. Gibst du mir jetzt etwas zu essen, oder hast du den Teller nur mitgebracht, um mich damit zu foltern?“
Er stand auf und begann, sich den Schmutz von der Hose zu klopfen. Dabei sah er trotz staubiger Jeans, Arbeitsstiefeln und verschmiertem T-Shirt so verboten sexy aus, dass ihr Ärger so schnell verflog, wie er gekommen war.
Sie hielt ihm den Teller hin. „Wenn du so großen Hunger hast, warum bist du dann nicht zum Abendessen ins Haus gekommen? Du bist doch bestimmt ganz schön k. o.“
„Na ja, wir mussten auf jeden Fall die Heuernte zu Ende bringen, bevor morgen der große Wolkenbruch kommt. Sie haben auch Hagel vorhergesagt.“
„Dann hast du dir jetzt aber wirklich eine Pause verdient.“
Luke wischte sich die Finger mit einem Lappen sauber. Emilys Blick fiel auf seine Hände. Sie waren schmal und dennoch kräftig, am rechten Zeigefinger hatte er eine halb verheilte Verletzung. Es war den Händen anzusehen, dass Luke seinen Lebensunterhalt mit harter körperlicher Arbeit verdiente. Doch irgendwie machte ihn das nur noch attraktiver.
„Das ist ja Lasagne!“, rief er, als er den Teller entgegennahm. „Und Knoblauchbrot.“ Emily musste über seine Begeisterung lachen. „Mensch, das duftet ja toll. Du glaubst ja gar nicht, wie lange es her ist, dass ich zum letzten Mal Lasagne gegessen habe.“
„Und, ist das jetzt gut oder schlecht?“
Er setzte sich auf einen
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