Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
sicher deinen Schwestern zuliebe auf Vieles verzichtet! Bestimmt hattest du ganz andere Pläne, die du damals zurückstellen musstest.“
Luke stellte die Bierflasche neben dem leeren Teller ab und legte die Hände auf die Knie. „Das ist jetzt auch egal.“
„Das ist es überhaupt nicht.“
„Na ja. Ich hatte gerade ein Jahr auf der Ranch gearbeitet, aber eigentlich wollte ich aufs College und Biologie oder Tiermedizin studieren und dann hier so richtig in die Tierzucht einsteigen. Darauf hatte ich mich schon richtig gefreut. Und selbst nach Moms Tod hatte ich eigentlich nur für ein Jahr hier aushelfen wollen. Aber als sich Dads Zustand immer weiter verschlimmerte, war mir klar, dass ich hier bleiben musste. Das war ich meiner Familie schuldig.“
Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Tja, bei mir steht die Familie an erster Stelle – genau wie bei dir. Du würdest für Sam auch Vieles aufgeben. Aber, Emily … du darfst auf keinen Fall deine Träume aufgeben, versprich mir das. Sonst wirst du auch so alt und verbittert wie ich.“
Luke stand auf und reichte ihr seine Hand, um sie hochzuziehen. Doch als er bemerkte, wie ölverschmiert seine Finger noch waren, zog er sie wieder zurück.
Emily kam es trotzdem so vor, als hätte er sie berührt. Ihre Blicke begegneten einander. Immer, wenn sie sich in die Augen sahen, geriet etwas zwischen ihnen in Schwingung. Jetzt wollte sie dem nicht mehr aus dem Weg gehen. „Du bist nicht alt und verbittert“, flüsterte sie.
„Emily …“
Sie schluckte. Er stand vor ihrem Wagen, die Daumen in den Gürtelschlaufen seiner Jeans. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie es war, als er sie geküsst hatte … fordernd und zugleich zärtlich. So etwas durften sie nicht noch einmal tun. Ihre ganze Zukunft stand auf dem Spiel.
„Du könntest doch dein Pharmaziestudium zu Ende bringen“, schlug er vor.
Einen Moment lang ließ sie sich diese Möglichkeit durch den Kopf gehen. „Das könnte ich schon, aber inzwischen möchte ich das nicht mehr. Mir ist es viel wichtiger, für Sam da zu sein. Wenn ich jetzt wieder studiere, sehe ich ihn ja kaum.“
„Wie wär’s mit einer Fernuni?“
„Das schon eher. Aber Pharmazie interessiert mich gar nicht mehr so sehr.“ Sie lächelte. „Mittlerweile haben sich meine Prioritäten etwas geändert.“
Er erwiderte ihr Lächeln. „Wem sagst du das.“
Auf einmal hämmerte ihr Herz wie wild. „Ich danke dir, dass du mir deine Geschichte anvertraut hast“, sagte sie. „Das war bestimmt nicht leicht für dich.“
„Nein, das war es auch nicht. Aber du hattest recht: Es tut gut, darüber zu reden. Mit Liz und Cait kann ich das nicht so richtig, weil ich immer Angst habe, dass sie sich dann schuldig fühlen.“
„Würdest du aus heutiger Sicht alles noch mal genauso machen?“
Eine gefährliche Frage, die Emily sich selbst auch schon mehrmals gestellt hatte: Würde ich Rob noch mal heiraten, wenn ich schon wüsste, wie alles endet?
Aber dann musste sie an die vielen schönen Momente denken und vor allen Dingen an ihren wunderbaren Sohn Sam, der gerade friedlich in seinem Zimmer schlief, während der Juniwind durch die Gardinen wehte. Und sofort war ihr klar, wie ihre Antwort lauten würde. Aber wie sah es bei Luke aus?
6. KAPITEL
Luke sah Emily nachdenklich an. Wie war es bloß dazu gekommen, dass er ihr seine ganze Geschichte erzählt hatte? Bisher hatte er noch nie mit jemandem darüber gesprochen, nicht einmal mit seinen Schwestern. Aber jetzt war diese Frau in sein Leben gestolpert und brachte alles durcheinander.
Was sie ausgelöst hatte, ängstigte ihn. Er durfte auf gar keinen Fall die Kontrolle verlieren. Sonst fing er womöglich noch an, sich Dinge zu wünschen, die er längst abgeschrieben hatte.
Ob er seiner Familie wegen noch einmal all seine Träume und Pläne aufgeben würde, hatte sie ihn gefragt. Und er war ihr eine Antwort schuldig. „Natürlich würde ich das alles genau so noch einmal machen“, sagte er zögernd. „Meine Schwestern brauchten dringend jemanden, der für sie da war und sie ein bisschen an die Hand nahm. Wer hätte das sonst übernehmen können?“
„Du bist ein wunderbarer großer Bruder“, sagte sie. „Ist Cait und Liz überhaupt bewusst, was du alles für sie getan hast?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ist das nicht egal? Die Hauptsache ist doch, dass es ihnen jetzt gut geht, dann geht es mir auch gut.“ Und er freute sich wirklich darüber, sie so glücklich
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