Küss mich, Cowgirl!
Ankunft hier untadelig.”
“Ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts vorhabe.” Sie warf in einer hochmütigen Geste die Haare zurück.
“Ich wünschte, ich könnte dir glauben.”
“Aber das tust du nicht.”
“Ich glaube nicht, dass du hierhergekommen wärst, wenn du nicht doch irgendetwas vorhättest. Du bist so wenig ein Cowgirl, wie ich ein Cowboy bin.”
“Das heißt doch nicht, dass ich für die romantische Legende vom goldenen Westen nicht empfänglich bin.” Sie zwinkerte ihm frech zu. “Ich amüsiere mich prächtig, falls du es noch nicht bemerkt hast.”
“Solange du es auf der Ranch unter meinen wachsamen Blicken tust.”
“Meinst du nicht eher, unter deiner Fuchtel?”
“Ich habe gesagt, was ich meinte. Freut mich, dass du dich amüsierst. Aber heute Abend findet im Sorry Bastard Saloon eine Party für die Gäste der Ferienranches statt. Ich will nicht, dass du irgendwelche Dummheiten versuchst.”
“Eine Party?” Ihre Augen weiteten sich, und er sah förmlich, wie ihr Gehirn arbeitete. “Ich musste nach dem Frühstück sofort wieder in die Hütte und habe die Ankündigungen für den Tag verpasst. Was für eine Party wird das?”
“Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich nehme an, sie soll die Urlauber auf den verschiedenen Ranches mal zusammenbringen. Spiel nicht wieder die Unschuldige. Du denkst vielleicht, das sei die Gelegenheit, dich mit deinem geheimnisvollen Freund zu treffen. Aber da hast du dich getäuscht. Ich werde dich nicht aus den Augen lassen, also versuch es erst gar nicht.”
Sie klimperte mit ihren langen Wimpern und meinte süßlich: “Ach Simon, was könnte ich schon versuchen, wenn mein großer Bruder auf mich aufpasst?”
“Wenn du es nicht weißt, werde ich dich nicht auf Ideen bringen.” Damit trieb er die alte Bessie an und ritt wieder an seinen Platz in der Gruppe.
Am Aussichtspunkt saßen die Reiter ab, um den Pferden eine Verschnaufpause zu gönnen. Toni ging zum Rand des Plateaus, von wo man die beste Aussicht hatte. Simon trat neben sie, und sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu.
“Ich muss zugeben, dass du immer besser reitest”, lobte sie ihn.
“Danke.”
“Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von den anderen behaupten.” Sie hob die Brauen. “Was ist dein Geheimnis?”
Er überlegte einen Moment. “Ich glaube, es läuft auf das Verlangen hinaus.”
“Verlangen?”, wiederholte sie erstaunt.
Er nickte. “Ich wollte dich beeindrucken, deshalb dachte ich eingehend darüber nach. Mir schienen mehrere Mechanismen eine Rolle zu spielen. Sobald ich in Gedanken damit fertig war, musste ich es nur noch in die Praxis umsetzen.”
“Was für Mechanismen?”
“Wie zum Beispiel, sich im Einklang mit dem Pferd zu bewegen.” Sein Blick blieb auf die Landschaft gerichtet, während er sprach. “Aber denk bloß nicht, ich hätte das alles allein herausgefunden. Dobe war eine große Hilfe.”
“Ich bin verblüfft”, gestand sie.
“Wieso?” Jetzt sah er sie an.
Die Intensität seines Blickes machte sie nervös. Sie befeuchtete sich die Lippen mit der Zungenspitze. “Weil … weil das viel Mühe ist für eine einmalige Sache. Immerhin bist du bloß wegen deiner Sturheit hier. Wozu der Aufwand, wenn du kein Cowboy werden willst?”
“Da gibt es mehrere Gründe.” Er spielte mit den Zügeln seines Pferdes. “Erstens will ich nicht dumm aussehen.”
“Du hast nie …”
“Und zweitens will ich dich beeindrucken. Das weißt du ganz genau.”
Sie starrte ihn benommen an. Dann sagte sie: “Simon Barnett, du kannst dir deinen Ehrgeiz sparen, weil es nämlich nicht die geringste Rolle spielt, ob du mich beeindruckst oder nicht.”
“Für mich spielt es aber eine Rolle.”
Ein Schauer lief ihr über den Rücken, da sie ahnte, worauf er hinauswollte, welches seine wahren Absichten waren. Doch bevor sie etwas sagen konnte, hörten sie Dylans Ruf: “Alles aufsitzen!”
Erleichtert darüber, dieser angespannten Situation zu entkommen, stieg Toni auf ihr Pferd und ritt zurück zum Pfad. Simon schaffte es immer wieder, sie nervös zu machen – nicht mit dem, was er sagte, sondern mit dem, was er nicht sagte.
An diesem Abend fuhren die Gäste der Bar-K-Ranch stilvoll mit dem Heuwagen nach Hard Knox. Dobe meinte, auf diese Weise müssten sie nicht entscheiden, wer nachher wie zurückfuhr.
Sie waren noch keine halbe Meile weit gefahren, als Dylan und Marilee zu singen begannen. Als der Wagen dann das Ende der Main Street
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