Kuess mich doch - Roman
Genauer gesagt, er war ein richtiger Geizhals …«
Charlotte sprang von ihrem Sessel auf. »Cary Grant Davis, das nimmst du sofort zurück!«
Grant ließ ein entnervtes Knurren hören. »Aber wenn es doch stimmt. «
Lexie hatte schon früh bemerkt, dass ihr Vater ganz andere Erinnerungen an seinen Vater hatte als ihre Großmutter. Lexie war damals aber noch zu klein
gewesen, und in ihrer Erinnerung war ihr Großvater ein großer, brummender Mann, der sie stets vergöttert hatte.
Charlotte zog ein Taschentuch aus ihrem Blusenärmel und begann, sich damit die Augenwinkel zu tupfen.
»Ach, bitte.« Grant betrachtete seine Mutter kopfschüttelnd. Er ärgerte sich sichtlich über ihr theatralisches Benehmen. »Also gut, es tut mir leid«, meinte er schließlich.
Charlotte schniefte. »Schon gut.«
»Okay, könnten wir dann jetzt zu der Halskette zurückkehren, nachdem wir das geklärt haben? Erinnert ihr euch an sie? Die Kette hat nämlich eine interessante Vergangenheit«, erklärte Lexie. »Es hat sich herausgestellt, dass sie ehemals im Besitz der Familie …«
»Oh Gott, mein Herz!« Charlotte sprang auf und griff sich an die Brust.
Lexie musterte sie einen Augenblick misstrauisch. Sie konnte beim besten Willen nicht sagen, ob ihre Großmutter tatsächlich Herzschmerzen hatte, oder ob sie sie nur vortäuschte, um vom Thema abzulenken. Aber Lexie wollte kein Risiko eingehen, deshalb erhob sie sich rasch und ging zu ihrer Großmutter.
Coop tat es ihr nach, legte Charlotte einen Arm um die Schultern und führte sie behutsam zur Couch. »Setzen Sie sich lieber wieder hin«, sagte er.
»Ist alles in Ordnung, Mutter?«, fragte nun auch Grant und lehnte sich in einem plötzlichen Anfall von Besorgnis über Charlotte.
»Soll ich einen Arzt rufen?« Caroline hatte bereits das Telefon in der Hand.
Lexie sah zu ihren besorgten Eltern hoch. »Sie hat mir erzählt, dass ihr Blutdruck zu hoch ist. Vielleicht spricht sie nicht richtig auf die Medikamente an?«
Charlotte stöhnte und fächerte sich mit einer Zeitschrift, die sie vom Tisch genommen hatte, Luft zu.
Lexies Mutter nickte und rief den Notarzt an, während ihr Mann in die Küche eilte und irgendetwas von einem Aspirin und einem Glas Wasser vor sich hinmurmelte.
Obwohl Lexies Großmutter eine halbe Stunde später behauptete, es ginge ihr wieder gut, bestanden die Sanitäter darauf, sie ins Krankenhaus zu bringen, damit ihr Herz untersucht werden konnte. Auch Lexie befürwortete eine gründliche Untersuchung.
Viele anstrengende Stunden später wurde Charlotte wieder entlassen. Die Diagnose lautete »akute Angstzustände«. Grant wollte, dass seine Mutter bei ihnen übernachtete, damit sie ab und zu nach ihr sehen konnten, aber als die alte Dame ihren Sohn für die Aufregung verantwortlich machen wollte, weil er schlecht über ihren verstorbenen Mann gesprochen hätte, ging Lexie dazwischen und verfrachtete ihre Großmutter mit Coops Hilfe in den Wagen, um sie nach Hause zu bringen.
»Zumindest habe ich euch vor Carolines grauenhaften Kochkünsten bewahrt«, bemerkte Charlotte, als sie sie in ihre Wohnung führten.
Lexie verdrehte die Augen. »Du hast mich gerade Jahre meines Lebens gekostet.«
Charlotte schlurfte in ihren pantoffelähnlichen Schuhen den Gang entlang. »Was kann ich denn dafür, dass dein Vater so ein herzloses Aas ist?«
Coop, der Lexie die ganze Nacht über beigestanden hatte, gluckste.
Er war ihr Fels in der Brandung gewesen, als die Ärzte ihre zerbrechlich wirkende Großmutter in einem Rollstuhl davongeschoben hatten. Immer wieder hatte er ihr versichert, es würde schon wieder alles in Ordnung kommen, hatte sie abgelenkt, indem er sie über ihre bisherigen Reisen ausgefragt hatte. An seinem Blick und seinen gezielten Fragen glaubte Lexie mehr als einmal zu erkennen, dass er sich auch wirklich dafür interessierte. Allerdings hatte sie schon bei Drew den Fehler begangen, reine Neugier mit echtem Interesse zu verwechseln.
Wie auch immer, sie stand tief in seiner Schuld, denn Coop war die ganze Zeit über nicht von ihrer Seite gewichen. Er hätte nach Hause fahren und es ihr und ihren Eltern überlassen können, die Angelegenheiten im Krankenhaus zu regeln. Doch er hatte darauf bestanden, für Lexie da zu sein, hatte sich vergewissern wollen, dass es Charlotte gutging. Kein Zweifel, diesen Mann durfte sie auf keinen Fall mehr gehen lassen.
Ein beängstigender Gedanke. Lexie beschloss, sich vorerst lieber auf ihre Großmutter
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