Küss mich Engel
kenne dich, Sheba. Ich weiß, was in dir vorgeht. Alles war in Ordnung, solange die Leute Daisy für eine Diebin hielten, aber nun, da jeder die Wahrheit kennt, kannst du‘s nicht mehr ertragen.«
»Ich tu, was ich will, Alex. Das hab ich immer, und das wird auch so bleiben.«
»Wo ist dieser Gorilla?«
»Geht dich einen Dreck an.« Mit einem bitterbösen Blick rauschte sie an ihm vorbei aus dem Trailer.
Es fiel ihm nicht ein, ihr hinterherzulaufen, und er würde ihr auch nicht die Genugtuung verschaffen, noch mal nachzubohren. Statt dessen setzte er sich ans Telefon.
Er brauchte einen Tag, um den privaten Tierhändler ausfindig zu machen, an den Sheba das Gorillaweibchen verkauft hatte. Der Händler verlangte zweimal soviel, wie er Sheba bezahlt hatte, aber Alex zuckte nicht mit der Wimper.
Die nächsten Tage verbrachte er damit, ein geeignetes Heim für Glenna zu finden, und am Mittwoch der folgenden Woche konnte er Daisy schließlich mitteilen, dass das Gorillaweibchen auf dem Weg in den Brookfield-Zoo von Chicago war, der über ein ausgezeichnetes Primatengehege verfügte. Was er nicht erwähnte, war, dass nur sein Geld dies ermöglicht hatte.
Daisy brach in Tränen aus und meinte, er wäre der wundervollste Ehemann auf der ganzen Welt.
Brady stand mit Heather am Abflugschalter der TWA in Indianapolis und wartete mit ihr auf das Flugzeug nach Wichita. Sie hatte kein Wort mehr mit ihm gesprochen, seit sie heute morgen aufgebrochen waren, und es gefiel ihm nicht, wie sein schlechtes Gewissen an ihm nagte. Sheba hatte ihn bereits mit allen Namen beworfen, die ihr einfielen, und gestern hatte auch Daisy ihn vor einer der Buden zur Rede gestellt und ihm eine Standpauke gehalten, die sich gewaschen hatte. Wegen ihnen kam er sich mittlerweile vor wie der letzte Mistkerl. Aber sie hatten ja keine Ahnung, wie es war, eine Tochter zu haben, die man so liebte, dass man alles für sie tun würde.
Er blickte seiner Tochter zornig in die Augen. »Du benimmst dich gefälligst, wenn du bei deiner Tante Terry bist, hörst du? Ich ruf dich jede Woche an. Wenn du Geld brauchst, sag‘s mir. Und ich will nicht, dass du jetzt schon mit Jungen ausgehst.«
Sie blickte starr geradeaus, den kleinen Reiserucksack fest umklammert. Sie sah so hübsch aus, so zart und ätherisch, dass ihm das Herz weh tat. Er wollte sein kleines Mädchen vor allem Bösen in der Welt beschützen, wollte sie sicher und glücklich wissen. Er hätte sein Leben für sie gegeben.
»Ich schick dir für die Weihnachtsferien ‘n Flugticket, damit du zu uns nach Florida kommen kannst«, sagte er barsch. »Vielleicht geh‘n wir ja zusammen rüber nach Disney World oder so was. Ich wette, das wird dir gefallen.«
Sie sah ihn direkt an, und ihr Kinn zitterte. »Es ist mir egal, ob ich dich wiedersehe oder nicht.«
Ein ungeheurer Schmerz fuhr ihm in die Eingeweide. »Das meinst du nicht ernst.«
»Ich wünschte, du wärst nicht mein Vater.«
»Heather ...«
»Ich lieb dich nicht. Ich hab dich nie geliebt.« Mit trockenen Augen und steinernem Gesicht blickte sie direkt zu ihm auf. »Mom hab ich geliebt, aber dich nicht.«
»Sag das nicht, Schätzchen.«
»Du solltest froh sein. Jetzt musst du dir keine Gedanken mehr drüber machen, dass du mich nicht liebst.«
»Wer hat gesagt, ich lieb dich nicht? Verdammt, haben dir das diese Jungs eingeredet?«
»Du hast‘s mir gesagt.«
»Das hab ich nie und nimmer. Wovon zum Teufel redest du?«
»Du hast‘s auf tausenderlei Weise gesagt.« Sie hängte sich ihren Rucksack über eine Schulter. »Das mit dem Geld tut mir wirklich leid, aber das hab ich dir ja schon gesagt. Ich muss jetzt zum Flugzeug. Du brauchst mich gar nicht anzurufen. Ich werd zu viel mit Hausaufgaben zu tun haben, um mit dir zu reden.«
Sie wandte sich ab, hielt der Stewardess ihren Boardingpass hin und verschwand in der Röhre zum Flugzeug.
Was hatte er getan? Was meinte sie, er hätte ihr auf tausenderlei Arten gesagt, dass er sie nicht liebte? Jesus, Maria und Josef, er hatte es wirklich gründlich verpatzt. Alles, was er wollte, war das Beste für sie. Das Leben war nun mal hart, und man musste hart sein, wenn man Kinder erziehen wollte, oder sie würden zu nutzlosen Herumtreibern werden. Aber das hier hatte er nie gewollt.
Er wusste, dass er sie nicht gehen lassen konnte. Sheba und Daisy hatten die ganze Zeit über recht gehabt.
Er drängte sich an der Flugbegleiterin vorbei und bellte durch die Röhre. »Heather Pepper, du kommst
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