Küss mich Engel
dass ich reinkam und die Schublade überprüft hab, gleich nachdem Sie wieder anfingen. Alles hat gestimmt. Die zweihundert Dollar sind danach verschwunden.«
»Das ist unmöglich. Ich war die ganze Zeit da. Es konnte nicht verschwinden.«
»Ich werd sie durchsuchen, Alex. Vielleicht hat sie‘s ja noch bei sich.«
Alex sprach leise, doch seine Stimme enthielt einen unüberhörbaren Befehlston. »Du rührst sie nicht an.«
»Was ist los mit dir?« rief Sheba aus. »Seit wann hast du dein Hirn in der Hose?«
»Kein Wort mehr.« Er blickte Heather an, die der Auseinandersetzung atemlos lauschte. »Geh jetzt, Schätzchen. Morgen ist alles geklärt.«
Heather entfernte sich zögernd, doch Daisy bemerkte, dass ein paar andere näher kamen. Neeco Martin, der Elefantendompteur, schlenderte mit Jack Daily heran, und Brady kam mit einem Showgirl im Schlepptau.
Alex bemerkte ebenfalls, dass sich die Leute um sie zu sammeln begannen, und wandte sich wieder an Daisy. »Es ist besser, wenn du das Geld jetzt gleich herausrückst, Daisy, glaub mir.«
»Aber ich hab‘s nicht!«
»Dann muss ich eben danach suchen, und ich werde bei dir anfangen.«
»Nein!«
Er packte sie am Arm, und Sinjun stieß ein donnerndes Gebrüll aus, als Alex sie wegzerrte, um zu ihrem Trailer zu gehen. Sheba ging an Alex‘ linker Seite und machte so unmissverständlich klar, dass sie nicht die Absicht hatte, sich abschütteln zu lassen.
Aus den Augenwinkeln sah Daisy die finsteren, kompromisslosen Mienen der andern, jener Leute, die noch am gestrigen Abend um ihren Hochzeitskuchen herumgestanden waren. Jill war unter ihnen, doch diesmal wich sie Daisys Blick aus. Madeline wandte sich ab, und Brady Pepper funkelte sie zornig an.
Während Alex sie grob mitzerrte, schoss ein solch schmerzhaftes Gefühl des Verratenseins durch sie hindurch, dass es sie bis in ihre Seele erschütterte. »Bitte hör auf damit. Du weißt, dass ich nie stehlen würde.«
»Tatsächlich weiß ich nichts dergleichen.« Sie waren am Trailer angekommen, und er langte mit der Hand, in der er die Peitsche hielt, um sie herum und öffnete die Tür. »Geh rein.«
»Wie kannst du das bloß tun?«
»Ist mein Job.« Mit einem Stoß beförderte er sie die Stufe hinauf.
Sheba folgte ihnen. »Wenn du unschuldig bist, hast du ja nichts zu befürchten, nicht wahr?«
»Ich bin unschuldig!«
Er warf die Peitsche auf einen Stuhl. »Dann hast du ja nichts dagegen, wenn ich dich durchsuche.«
Ihre Augen flogen von einem zum andern, und die kalte Entschlossenheit, die sie in beiden Mienen las, machte sie ganz krank. Egal, was ursprünglich zwischen den beiden gestanden haben mochte, nun bildeten sie eine vereinte Front gegen sie.
Er trat einen Schritt näher, und sie wich zur Anrichte zurück, an der er sie, nur wenige Stunden zuvor, noch so leidenschaftlich geküßt hatte. »Ich kann das nicht zulassen«, stieß sie verzweifelt hervor. »Wir haben einen heiligen Eid geleistet, Alex. Bitte vergiß das nicht.« Sie wusste, dass sie sich mit ihrem Verhalten in deren Augen nur noch schuldiger machte, aber eine Ehe beruhte nun mal auf gegenseitigem Vertrauen, und wenn er das zerstörte, hatten sie keine Chance mehr.
»Komm schon, es ist gleich vorbei.«
Sie wich seitwärts an der Anrichte entlang aus. »Ich kann nicht zulassen, dass du mich anfasst. Bitte glaub mir doch! Ich hab das Geld nicht gestohlen! Ich hab noch nie im Leben was gestohlen!«
»Hör auf damit, Daisy. Du machst es nur noch schlimmer für dich.«
Sie sah, dass er nicht nachgeben würde. Mit einer Entschlossenheit, die ihr angst machte, drängte er sie gegen den Küchenschrank.
Sie blickte wie benommen zu ihm auf. »Tu‘s nicht«, flüsterte sie. »Bitte. Ich flehe dich an.«
Er erstarrte einen Moment lang. Dann legten sich seine Hände an ihre Seiten. Während Sheba zusah, strich er über ihre Taille und Hüften, dann über ihren Bauch, ihren Rücken und die Brüste, die er nur Stunden zuvor so zärtlich gehalten hatte. Als er ihr zwischen die Beine griff, schloss sie die Augen, weil ihr auf einmal ganz schlecht wurde.
»Du hättest mir glauben sollen«, flüsterte sie, als er fertig war.
Er trat einen Schritt zurück und sah sie verwirrt und besorgt an. »Wenn du‘s nicht bei dir hast, warum hast du dich dann gewehrt?«
»Weil ich wollte, dass du mir vertraust. Ich bin keine Diebin.«
Sie blickten einander tief in die Augen. Er sah aus, als wollte er etwas sagen, doch in diesem Augenblick trat Sheba nach
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