Küss mich Engel
noch dazu, wo er wusste, dass er selbst zum Teil dafür verantwortlich war.
»Ich versteh nicht, was das mit dir zu tun hat, Heather.«
Sie presste die Arme fest an den Körper und sprudelte alles heraus. »Jeder weiß, was du über sie denkst und so. Dass du sie nicht magst. Und als mein Dad mir sagte, dass sie gar nicht schwanger ist oder so was, wusste ich erst nicht, warum du sie geheiratet hast. Dann fiel mir wieder ein, dass Typen leicht ausflippen, wenn ein Mädchen richtig hübsch ist und wenn sie - du weißt schon - was mit ihr anfangen wollen, und sie sagt nein, nicht bevor wir heiraten und so‘n Zeug. Also hab ich gedacht, das ist der Grund, warum du sie geheiratet hast.
Aber was ich dir sagen wollte, ist - ich mein, wenn du willst, dass sie wieder geht und so ...«
Zum ersten Mal, seit sie mit ihrer Tirade begonnen hatte, sah sie ihm direkt in die Augen, und er erkannte die Verzweiflung darin. Sie verkrampfte ihr Gesichtchen und stieß auch noch den Rest hervor. »Ich weiß, du hältst mich noch für‘n Kind, aber das bin ich nicht. Ich bin schon sechzehn. Ich bin vielleicht nicht so hübsch wie Daisy, aber ich bin trotzdem eine Frau, und ich könnte - ich könnte mit dir schlafen und so, damit du nicht mehr mit ihr ...«
Alex war wie vor den Kopf geschlagen, vollkommen perplex, und ihm fiel beim besten Willen nicht ein, was er darauf sagen sollte. Ihre Wangen waren flammend rot geworden - seine wahrscheinlich auch und sie starrte erneut Löcher in den Boden.
Er erhob sich langsam. Er hatte es mit gewalttätigen Betrunkenen zu tun gehabt und mit messerschwingenden Fernfahrern, aber mit so was war er noch nie konfrontiert worden. Sie hatte seine Freundschaft missverstanden, und er musste das auf der Stelle in Ordnung bringen.
»Heather ...« Er räusperte sich und ging um den Schreibtisch herum. Als er stehenblieb, tauchte Daisy hinter Heather im Türrahmen auf, aber der Teenager war so in Gedanken versunken, dass sie nichts bemerkte. Daisy fühlte wohl, dass hier etwas Wichtiges im Gange war, denn sie hielt sofort still und wartete ab.
»Heather, wenn ein junges Mädchen für einen Mann schwärmt...«
»Es ist keine Schwärmerei!« Heather riss den Kopf hoch und richtete die Augen flehentlich auf ihn. Sie waren tränenfeucht. »Ich hab mich auf den ersten Blick in dich verliebt und hab gedacht, vielleicht magst du mich auch, aber weil ich noch so jung bin und so, hast du Angst gehabt, was zu sagen. Deshalb hab ich beschlossen, es dir zu sagen.«
Er wünschte, Daisy würde in die Bresche springen, aber sie verharrte schweigend und nahm die Szene in sich auf, Heather zuliebe musste er Klarheit schaffen. »Du liebst mich nicht, Heather.«
»Doch, das tu ich!«
»Das glaubst du bloß. Aber du bist jung, und es ist bloß eine dumme Schwärmerei. Du kommst schon drüber weg. Glaub mir, in ein paar Monaten lachen wir beide darüber.«
Heather sah aus, als hätte er sie geohrfeigt, und er merkte, dass er das Falsche gesagt hatte. Entsetzt überlegte er, wie er seinen Fehler wiedergutmachen konnte.
»Ich mag dich, Heather. Aber du bist erst sechzehn. Ich bin ein erwachsener Mann, und du bist noch ein Kind.« Er konnte an ihrem Gesicht sehen, dass er es nur noch schlimmer machte. Er war sich noch nie im Leben so hilflos vorgekommen und schoss Daisy einen flehentlichen Blick zu.
Zu seiner Verärgerung verdrehte sie die Augen, als ob er der größte Dummkopf auf der Welt wäre. Dann kam sie mit gezückten Kanonen auf die arme Heather zugeschossen.
»Wusste ich doch, dass ich dich hier finde, du kleine Schlampe! Du glaubst wohl, bloß weil du jung und unglaublich hübsch bist, kannst du mir meinen Mann stehlen.«
Heather fiel der Unterkiefer herunter, und sie wich instinktiv einen Schritt zurück. Alex starrte Daisy ungläubig an. Unter all den hirnrissigen Dingen, die sie gemacht hatte, war dies die absolute Krönung. Sogar ein Trottel konnte sehen, dass sie das alles nur inszenierte.
»Es ist mir egal, wie jung und schön du bist!« rief sie dramatisch aus. »Ich lasse nicht zu, dass du meine Ehe ruinierst!« Mit einer weitausholenden Armbewegung wies sie mit dem Zeigefinger zur Tür. »Und jetzt verschwindest du besser, bevor ich noch etwas tue, das ich hinterher bereue.«
Heather klappte den Mund zu. Gleichzeitig stolperte sie zur Tür und verschwand.
Daisy betrachtete ihn mitleidig. »Für einen klugen Mann besitzt du nicht gerade viel Verstand.«
12
Alex starrte die Tür an, durch die
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