Küss mich Engel
Heather soeben verschwunden war, dann wieder seine Frau. »Das war die lausigste Vorstellung, die ich je gesehen hab. Hast du wirklich gesagt: ›Ich werde um ihn kämpfen‹?«
»Sie hat‘s mir geglaubt, und das ist alles, was zählt. Nach dem, was du zu ihr gesagt hast, brauchte sie jemanden, der sie wie eine Erwachsene behandelt.«
»Ich wollte ihr nicht weh tun, aber was hätte ich tun sollen? Sie ist keine Erwachsene; sie ist noch ein Kind.«
»Sie hat dir ihr Herz geschenkt, Alex, und du hast ihr gesagt, es bedeutet nichts.«
»Sie hat mir nicht nur ihr Herz angeboten. Kurz bevor du aufgetaucht bist, hat sie mich wissen lassen, dass ihr Körper gewissermaßen mit inbegriffen ist.«
»Sie war verzweifelt. Wenn du sie beim Wort genommen hättest, wär‘ sie wahrscheinlich zu Tode erschrocken.«
Er schauderte. »Sechzehnjährige stehen nicht auf meiner Liste von Perversionen.«
»Was dann?« Sie biss sich sofort auf die Lippe. Warum konnte sie nie nachdenken, bevor sie etwas sagte?
Er schenkte ihr ein Wahnsinnslächeln, bei dem ihr ganz warm und kribbelig wurde. »Es macht mehr Spaß, wenn du das selbst rausfindest.«
»Warum sagst du‘s mir nicht einfach?«
»Warum wartest du‘s nicht einfach ab.«
Sie musterte ihn. »Hat es was mit -?«
»Zerbrichst du dir schon wieder den Kopf wegen der Peitschen?«
»Eigentlich nicht«, log sie.
»Gut. Denn da besteht wirklich kein Grund zur Sorge.« Er hielt inne. »Wenn ich‘s richtig mache, tut‘s fast gar nicht weh.«
Sie riss die Augen auf. »Wirst du wohl aufhören!«
»Womit?«
Sein Unschuldsgesicht täuschte sie keinen Augenblick. »Hör auf mit diesen Andeutungen.«
»Ich hab doch gar nichts gemacht. Das alles spielt sich bloß in deiner Vorstellung ab.«
»Aber nur, weil du dauernd deine Spielchen mit mir treibst. Du ärgerst mich schon damit, seit wir uns kennengelernt haben, und ich mag das nicht. Eine einfache Frage: Ja oder nein? Hast du je eine Frau ausgepeitscht?«
»Ja oder nein?«
»Genau das.«
»Keine Einschränkungen?«
»Keine.«
»Also gut. Ja, ich hab schon mal eine Frau ausgepeitscht.«
Sie schluckte und sagte schwach: »Ich nehm das mit den Einschränkungen zurück.«
»Sorry, Schätzchen, du hast deine Chance gehabt.« Grinsend nahm er wieder hinter dem Schreibtisch Platz. »Ich hab noch was zu tun, also sag mir besser gleich, warum du mich sprechen wolltest.«
Einige Sekunden vergingen, bevor sie ihre Gedanken wieder soweit beisammen hatte, um sich zu erinnern, weswegen sie eigentlich hergekommen war. »Es geht um Glenna.«
»Was ist mit ihr?«
»Sie ist ein großes Tier, und dieser Käfig ist viel zu klein für sie. Wir brauchen einen neuen.«
»Einfach so? Du willst, dass wir einen neuen Gorillakäfig anschaffen?«
»Es ist einfach unmenschlich, jemanden auf so engem Raum einzusperren. Sie ist total traurig, Alex. Sie hat diese wundervollen weichen Finger und streckt sie durch die Gitterstäbe, als ob sie völlig ausgehungert wäre nach Kontakt zu einem anderen Wesen. Und das ist nicht alles. Sämtliche Käfige sind so alt, dass man nicht mal sicher sein kann, ob sie überhaupt halten. Das Schloss am Leopardenkäfig beispielsweise wird nur noch mit Draht zusammengehalten.«
Er nahm einen Bleistift und tippte abwesend mit dem Radiergummiende auf eine zerkratzte Schreibunterlage. »Da bin ich deiner Meinung. Ich hasse diese verdammte Menagerie - sie ist einfach barbarisch -, aber Käfige sind teuer, und Sheba überlegt immer noch, ob sie die Tiere nicht einfach verkaufen soll. Bis dahin musst du eben einfach dein Bestes tun.« Er erspähte etwas draußen vor dem Fenster, und sein Stuhl knarzte, als er sich zurücklehnte, um es besser sehen zu können. »Also, sieh sich einer das an. Mir scheint, du hast Besuch.«
Sie blickte aus dem Fenster und sah einen kleinen Elefanten vor dem roten Waggon stehen. »Es ist Tater.«
Während sie hinausschaute, hob er das Rüsselchen und trompetete wie ein tragischer Held, der seiner verlorenen Geliebten Nachtrauert. »Was will er hier?«
»Hat wohl nach dir gesucht, schätze ich.« Er lächelte. »Elefanten formen starke Familienbande, und Tater scheint dich als Ersatzmutter angenommen zu haben.«
»Ein bisschen groß für ein Haustier.«
»Ich bin froh, dass du das so siehst, weil er auf keinen Fall in unserem Bett schlafen wird, egal wie sehr du mich auch anbettelst, Daisy.«
Sie lachte. Gleichzeitig verkniff sie sich die Bemerkung, dass sie noch gar nicht sicher war,
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