Kuess mich - es ist Karneval
Straße ist ganz leer”, beruhigte sie Roberto. Er fuhr so gekonnt und souverän, daß Ellen sich trotz der hohen Geschwindigkeit völlig sicher fühlte.
“Da haben wir ihn”, rief Roberto triumphierend aus und zeigte auf die unmittelbar vor ihnen auftauchenden Rücklichter des Coupes.
“Er muß das Auto gestohlen haben”, sagte Ellen.
Roberto nickte. “Es ist das Topmodell der Italiener und kostet ein Vermögen. Der Junge hatte vorhin nicht genug Zeit, den Wagen aufzubrechen, er muß ihn also schon früher gestohlen haben.” Er kniff die Augen zusammen. “Ist er violett?”
Ellen sah genauer hin. In der Dunkelheit war es kaum möglich, die Farbe zu erkennen. Doch Roberto gab noch mehr Gas. Nun waren sie so nah, daß der vor ihnen fahrende Wagen im Scheinwerferlicht gut zu erkennen war.
“Er ist violett”, sagte Ellen.
“Dann glaube ich, daß es der Angeberschlitten von Roscoe Chard ist”, sagte Roberto und krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Ellen sah besorgt zu ihm hinüber. “Bist du sicher, daß alles in Ordnung ist? Laß uns meine Perle vergessen. Sie ist nicht so wertvoll und …”
“Wir sind unmittelbar davor, ihn zu schnappen”, protestierte Roberto.
“Das ist mir egal. Deine Gesundheit ist mir weitaus wichtigen”
Als der junge Mann merkte, daß er eingeholt worden war, riß er voller Panik das Lenkrad herum, und das Coupe geriet ins Schleudern. Der Junge schien die Kontrolle über das Auto verloren zu haben. Im nächsten Moment schoß es über den Straßenrand hinaus und landete in einem Brachland zwischen lauter kleinen Sandhügeln.
“Gott sei Dank!” rief Ellen aus und atmete erleichtert auf.
Roberto riß ebenfalls das Steuer herum und folgte dem anderen Wagen. “Bist du wahnsinnig?” schrie sie, als sie über den holprigen Boden führen.
Er zuckte zusammen. Die schlingernden Bewegungen des Wagens bereiteten ihm offensichtlich Schmerzen. “Nein, ich habe versprochen, ihn zu fangen”, erwiderte er ungeduldig.
Er folgte dem Coupe, das vor ihnen im Zickzack fuhr. Ellen fürchtete um ihr Leben. Zwar wußte sie, daß Roberto niemals verantwortungslos handeln würde, aber sie wußte nicht, was der jugendliche Dieb vorhatte. Was wäre, wenn er das Coupe herumriß, um einen Zusammenstoß herbeizuführen? Oder versuchen würde, sie seitlich zu rammen? Sie sah zu Roberto hinüber. Er war von der Verfolgung des Jungen geradezu besessen. Doch Ellen bemerkte, daß er den Wagen nur mit einer Hand steuerte.
Sie wollte ihn gerade bitten aufzugeben, als sich das Coupe vor ihren Augen plötzlich drehte und in einem Sandhaufen steckenblieb. Es regnete Sand und Steine, die Karosserie knirschte, und der Motor ging aus. Die Verfolgungsjagd war beendet
Roberto brachte das Kabriolett zum Stehen und faßte nach seiner Schulter.
“Ist bei dir alles in Ordnung?” fragte Ellen ängstlich.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung und ging zu dem demolierten Wagen hinüber.
Die Fahrertür war eingedrückt, so daß der Junge mehrmals kräftig dagegenschlagen mußte, bevor sie sich öffnen ließ. Als er endlich neben dem Coup£ stand, sah Ellen ihn besorgt an. Er wirkte durcheinander, aber unverletzt. Würde er jetzt wieder davonlaufen?
“Nein”, sagte Roberto in befehlendem Ton, als der Junge seine Hand in die Hosentasche stecken wollte.
Ellen schauderte vor Angst. Er hat eine Pistole, dachte sie entsetzt. Werden wir jetzt erschossen werden, nachdem wir mit viel Glück einem Autounfall entgangen sind? Doch der junge Mann klopfte auf die Taschen seiner Trainingshose, um zu zeigen, daß er unbewaffnet war. Dann zog er Ellens Goldkettchen mit der Perle heraus und gab es ihr.
“Obrigada - vielen Dank”, sagte er. “Es tut mir leid, daß ich sie genommen habe”, fuhr er auf portugiesisch fort und lächelte sie entwaffnend an. “Ich mußte doch irgend etwas nehmen.
Doch es hat Spaß gemacht, es war fast wie in einer Verfolgungsjagd im Film.”
“Du hättest dich und uns töten können”, erklärte Roberto dem jungen Brasilianer. “Der Wagen hätte sich leicht überschlagen und Feuer fangen können. In der kurzen Zeit hättest du die Tür nicht mehr öffnen können und wärst verbrannt.”
Der überraschend charmant wirkende Junge dachte einen Augenblick darüber nach und zuckte lässig die Schultern. Sein ganzes Interesse galt dem Kabriolett. Die Gefahr und sein Überfall waren für ihn völlig nebensächlich, wichtig waren nur die Autos.
“Es hat ihn überrascht, wie
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