Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
Sophie schloss die Augen und wünschte, der Augenblick möge ewig währen. Doch dann hörte sie, wie das Plastikbändchen unter der Messerklinge nachgab. Kit gab sie frei und ließ sie mit einem nervösen Gefühl zurück.
„Um ehrlich zu sein“, versuchte sie es mit einem Scherz, „sagt das nicht viel über die Qualität Ihres Ports aus.“
„Nein.“ Er ging zum Tisch, nahm eine Flasche in die Hand und hielt sie einen Moment ins Licht, bevor er die dunkelrote Flüssigkeit in eine tränenförmige Karaffe gab. „Es ist ein großartiges Kleid. Es passt zu Ihnen.“
Seine Stimme klang beiläufig. Warum verursachten die Worte ihr trotzdem eine Gänsehaut?
„Es ist ein sehr billiges Kleid.“ Wieder lachte sie nervös auf und verschränkte die Arme vor der Brust, um die aufgerichteten Brustwarzen zu verbergen. „Das meinten Sie doch, als Sie sagten, es passt zu mir.“
„Nein.“
Er wandte sich wieder zu ihr um. Sophie konnte den Blick nicht von seinen Händen abwenden. In dem weißen Hemd wirkte die Sonnenbräune noch intensiver. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie daran dachte, was er mit diesen Händen getan hatte. Und was er mit seinen Augen schon alles gesehen hatte. Und jetzt musterte er sie mit diesem kühlen leidenschaftslosen Blick, der ihr fast den Atem raubte.
„Ich fürchte, ich habe kein Glas.“ Er schwenkte die Karaffe, sodass der Port wie flüssige Rubine glitzerte. „Trinken Sie langsam. Und atmen Sie erst das Bukett ein.“
In diesem Moment war sie sich nicht sicher, ob sie überhaupt jemals wieder atmen konnte. Doch es war, als habe er sie mit einem hypnotischen Bann belegt, und sie tat alles, was er sagte.
Der Port roch nach Alter und Weihrauch und Ehrfurcht. Plötzlich befand sie sich wieder in der Kapelle des Internats, sie kniete auf dem kratzigen Gebetskissen, um den Kommunionswein zu trinken und versuchte gleichzeitig, das Geflüster von Olympia Rothwell-Hyde und ihren Freundinnen zu ignorieren, die einander versicherten, sie würde in der Hölle landen, weil sie nicht getauft war. Welcher Pfarrer würde auch ein Kind auf den Namen Summer Greenham taufen?
Hastig zog sie den Kopf zurück, kaum dass der Port ihre Lippen benetzte und stattdessen über ihr Kinn rann. Kit reagierte blitzschnell. Er umfasste ihr Gesicht mit einer Hand, sodass der kostbare Alkohol in seine Handfläche tropfte.
„Es tut mir leid“, rief sie. „Ich wollte ihn nicht verschwenden!“
„Dann tun wir es nicht.“
Seine Worte waren kaum lauter als ein Wispern, dann neigte er langsam den Kopf. Ganz sacht streiften seine Lippen die ihren. Sophie stockte der Atem. Die Welt hörte auf, sich zu drehen, als er den Kopf weiter senkte und den Port von ihrem Kinn leckte. Eine Woge aus Lust und Verlangen stieg in ihr auf, die alles mit sich fortspülte. In ihrem Kopf gab es keine Fragen, keine Zweifel, keine Unsicherheiten mehr. Es existierte nur noch der dunkle Strudel des Begehrens. Ihr Körper übernahm das Denken. Sie legte eine Hand auf seine breiten Schultern, mit der anderen fuhr sie durch seine kurzen Haare.
Damit kannte sie sich aus. Mit dem Zusammentreffen von Mündern und Körpern, mit Pheromonen und dem Entfachen des Feuers der Leidenschaft.
Zumindest glaubte sie das.
Denn dies hier war anders.
Dies hier …
Seine Berührung wirkte zärtlich, fast träge, doch verbrannte sie die Erinnerung an jeden anderen Mann vor ihm zu Staub und Asche. Eine Hand hatte er auf ihre Hüfte gelegt, mit der anderen hielt er immer noch ihr Gesicht umfasst. Und er küsste sie mit einer so wissenden Intensität, dass sie glaubte zu schmelzen.
Trotzdem sehnte sie sich nach mehr.
Der steife Stoff des verhassten Kleides fühlte sich wie eine Panzerung an. Sophie presste sich gegen Kit und wünschte nichts sehnlicher, als die harten Muskeln seines Körpers ohne lästige Kleiderschichten spüren zu können. Wildes Verlangen flammte in ihr auf, mit fiebrigen Fingern tastete sie nach der Krawatte und zerrte an dem Knoten.
Plötzlich war jede Zärtlichkeit aus seinen Bewegungen verschwunden, als er sie grob an sich zog. Die Wildheit, mit der er sie küsste und seine Zunge in ihren Mund gleiten ließ, bot keinen Platz mehr für Vorsicht. Sie schob die zitternden Hände unter sein Jackett, spürte die Wärme seines Körpers, das heftige Pochen seines Herzens, als er sie rückwärts gegen ein altes Eichenfass drängte.
Ungeduldig streifte sie das Jackett von seinen Schultern. Dann zog sie ihren Rock nach oben, damit
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