Kuess Mich, Highlander
unablässige Neugier hatte, am Rande unglaublicher Enthüllungen schwankend, und im nächsten Moment wurde ihr Leben bedroht. Es geschah zu jäh, als dass sie es hätte fassen können, und sie hatte durch den Schock wertvolle Sekunden verschwendet, in denen sie sich vielleicht hätte zur Wehr setzen können.
»Gebt mir den Schlüssel«, grollte Armand ihr ins Ohr. »Und wenn Ihr auch nur wimmert, werde ich Euch töten.«
»Welchen Schlüssel?«
»Zu Circenns Gemächern.«
»Ich habe keinen!«
»Ihr verlogene kleine ...« Er legte einen starken Unterarm um ihre Kehle, betastete ihren Körper, suchte nach einem Schlüsselring. »Dann ist er in Euren Räumen«, zischte er.
»Er hat mir nie einen gegeben!«
Armand spannte seinen Arm um ihre Kehle fester an, drückte auf ihre Luftröhre. Sein Arm war ein unerbittliches Stahlband und Lisa spürte, wie ihr die Luft abgeschnitten wurde. Ihre Wange schlug gegen die Steinmauer und ihr wurde gefährlich schwinde- lig-
»Ich kann so grob werden, wie Ihr wollt, Mädchen«, murmelte Armand in ihr Haar. »Wo ist der Schlüssel?«
Lisa schloss die Augen und streckte sich nach Circenn aus.
* * *
Circenn zerdrückte den Metallbecher in seiner Hand und bespritzte dadurch ein halbes Dutzend Dorfbewohner mit Wein. Er sah sich mit wildem Blick um.
Lisa.
Gefahr. Angst. Kann nicht atmen.
Aber wo?
Er rannte die Treppe zum Latrinenraum hinauf, streckte sich mit seinem Herzen nach ihr aus, versicherte ihr, dass er käme.
Schmerz.
Er verfluchte den emotionalen Bund, durch den er ihre Gefühle teilen, aber keine Worte oder einen Hinweis auf ihren Standort empfangen konnte. Wohin könnte sie gegangen sein? Wie konnte sie in Gefahr sein? Wer könnte ihr möglicherweise Böses wollen?
Er durchstreifte die Gänge wie eine wahnsinnig gewordene Bestie, bekämpfte den Drang, nach ihr zu rufen, sich der Tatsache bewusst, dass es denjenigen, wer auch immer sie bedrohte, nur warnen würde. Er schritt den Südgang hinauf und dann wieder hinab. Jedes Körnchen seines Verstandes nahm ihre Angst wahr, saugte sie auf und es machte ihn verrückt. Er lief einen weiteren Gang hinauf und blieb dann jäh stehen.
Ungestümer Zorn würde nichts nützen. Er musste logisch vorgehen. Er sollte seine und ihre Gemächer überprüfen und dann weitere Bereiche, die sie häufiger aufsuchte. Vielleicht die Kapelle. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte den Gang wieder hinab. Er stürmte durch die Burg in den Ostflügel.
Als er sich seinen Räumen näherte, verlangsamte er den Schritt, von leisem Murmeln und einem erstickten Laut gewarnt. Er hielt inne und schlich dann lautlos um die Ecke.
Armand drängte Lisa gegen die Mauer vor seinen Gemächern und raubte ihr mit seinem kräftigen Unterarm das Bewusstsein. Circenn bemühte sich, langsam und ruhig zu atmen, obwohl seine Seele brüllen wollte. Sie erschlaffte in den Armen des Templers, gab den Kampf auf, weil sie ihren Atem verlor.
Etwas Silbernes blitzte auf in dem düsteren Licht der an den Wänden befestigten Sturmlichter. Der Templer hatte eine Klinge. Circenn wartete nicht darauf, mehr zu sehen. Er berief seine übernatürlichen Fähigkeiten herauf, bewegte sich wie der Wind und blieb hinter dem Templer stehen, der durch nichts gewarnt wurde, dass Circenn nur einen Atemzug hinter seinem Herzen stand.
»Den Schlüssel, Ihr törichtes Weib«, murrte Armand. »Werdet nur nicht ohnmächtig.« Er schüttelte sie. »Wo bewahrt er die geweihten Gegenstände auf?«
Circenn verzog den Mund. Also darum ging es. Ein schurkischer Templer, wandte seinem Orden den Rücken. Armand war nicht der einzige Ritter, der seinen
Glauben verloren hatte. Circenn hatte auch von anderen gehört, die, in der Annahme, dass Gott sie verlassen hatte, käuflich und unehrlich geworden waren.
Mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung entwaffnete Circenn den Ritter und schleuderte ihn durch den Gang, wo er mit dem Kopf hart auf den Stein prallte. Er sank zu Boden. Circenn bedauerte nicht, dass der Angriff unfair erfolgt war. Auch wenn er in der Vergangenheit Schuldgefühle darüber empfunden hatte, seine gesteigerten Fähigkeiten eingesetzt zu haben, empfand er jetzt doch nur grimmige Befriedigung. Er stellte sich hoch aufragend über den gefallenen Ritter und hob sein Schwert zum tödlichen Schlag.
»Halt!«, schrie Lisa.
Circenn biss die Zähne zusammen, das Gesicht wutverzerrt. Sein Arm verhielt in Augenhöhe, die Spitze des Schwertes abwärts gerichtet, bereit für einen
Weitere Kostenlose Bücher