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Kuess Mich, Highlander

Kuess Mich, Highlander

Titel: Kuess Mich, Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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abgrundtiefe Düsterkeit vereinnahmte sie.
    Sie fühlte sich wie eine Verräterin.
    Es drohten sehr wohl Rechnungen. Jemand verließ sich sehr wohl auf sie. Und sie war so lange zur Untätigkeit verdammt, bis sie die Phiole gefunden hätte.
    Sie seufzte und wünschte sich inbrünstig, sie hätte etwas zu tun. Arbeit wäre eine Erlösung. Sich tatkräftigen Pflichten zuzuwenden war die einzige Möglichkeit, jemals ihre Dämonen in Schach halten zu können. Vielleicht konnte sie einigen der Dienstmädchen helfen, sich in deren Vertrauen einschmeicheln und mehr über den Laird und seine Gewohnheiten erfahren, wie zum Beispiel, welches seine bevorzugten Räume waren und wo er seine Schätze lagerte.
    Sie sprang von ihrem Ausguck auf dem Fenstersitz des Arbeitszimmers auf und verließ den Raum, entschlossen, sich eine Arbeit zu suchen.
    * * *
    »Gillendria, wartet!«, rief Lisa, als sie das Dienstmädchen den Gang hinabeilen sah.
    »Mylady?« Gillendria hielt inne und wandte sich um, die Arme voller Bettwäsche.
    »Wohin geht Ihr?«, fragte Lisa, als sie sie eingeholt hatte. Sie streckte die Hände aus, um Gillendria einen Teil ihrer Bürde abzunehmen. »Lasst mich Euch beim Tragen helfen.«
    Das Gesicht des Dienstmädchens war halb hinter dem Wäscheberg verborgen, aber was Lisa davon sehen konnte, nahm rasch den Ausdruck des Entsetzens an. Ihre blauen Augen weiteten sich, sie hob ihre dunklen Brauen und ihr Mund öffnete sich zu einem Keuchen. »Mylady! Die Wäsche ist schmutzig«, rief Gillendria aus.
    »Das ist richtig. Ihr wascht heute. Ich kann dabei helfen«, sagte sie freundlich.
    Gillendria wich zurück. »Näy! Der Laird würde mich verbannen!« Sie drehte sich um und eilte, so schnell es ihr der Wäscheberg erlaubte, den Gang hinab.
    Himmel, dachte Lisa, ich wollte doch nur helfen.
    * * *
    Nachdem sie eine halbe Stunde gesucht hatte, fand Lisa die Küche. Sie war ebenso prächtig wie die übrige Burg, makellos, rationell gestaltet und von einem Dutzend Dienstboten besetzt, die die Nachmittagsmahlzeit zubereiteten. Von Unterhaltungen summend, von melodischem Lachen erwärmt, wirkte die Küche durch ein hell loderndes Feuer, über dem Soßen kochten und Fleisch briet, noch behaglicher. Die Flammen zischten und flackerten, als Bratensoße auf die Scheite tropfte.
    Lisa lächelte und grüßte freundlich.
    Alle Hände erstarrten: Messer schnitten Fleisch nicht mehr in Würfel, Pinsel bestrichen den Braten nicht mehr mit Fett, Finger kneteten den Teig nicht mehr, sogar der Hund, der nahe dem Herd auf dem Boden lag, senkte den Kopf auf die Pfoten und winselte. Die Dienstboten versanken wie ein Mann in eine Lisas Stand angemessene, ehrerbietige Haltung. »Mylady«, murmelten sie nervös.
    Lisa betrachtete die erstarrte Szene einen Moment, von der Absurdität der Situation betroffen. Warum hatte sie dies nicht geahnt? Sie kannte ihre Geschichte. Niemand in der Burg würde zulassen, dass sie arbeitete: nicht das Küchenpersonal, nicht die Wäscherin, nicht einmal die Dienstboten, die die Wandteppiche abstaubten. Sie war eine Lady - und eine Lady musste umsorgt werden, nicht umsorgen.
    Aber sie wusste nicht, wie man sich umsorgen ließ. Sie murmelte niedergeschlagen einen Abschiedsgruß und entfloh der Küche.
    * * *
    Lisa sank in der Großen Halle in einen Sessel am Kamin und gab sich ernsthafter Grübelei hin. Sie konnte ihren Geist mit zwei Themen beschäftigen: mit ihrer Mutter und mit Circenn - beide waren gefährlich, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Sie erwog gerade, den Kamin zu säubern und die Steine zu schrubben, als Circenn hereinkam.
    Er sah sie an. »Mädchen«, begrüßte er sie. »Habt Ihr gefrühstückt?«
    »Ja«, erwiderte sie niedergeschlagen seufzend.
    »Was stimmt nicht?«, fragte er. »Ich meine, abgesehen vom Üblichen - das, was für Euch immer nicht stimmt. Soll ich vielleicht jede unserer Unterhaltungen damit einleiten, Euch erneut zu versichern, dass ich Euch noch immer nicht zurückschicken kann? Nun, warum blickt Ihr an einem so frühen, schönen Hochlandmorgen also so bedrückt drein?«
    »Sarkasmus steht Euch nicht«, murrte Lisa.
    Er lächelte, und obwohl sie ein undurchdringliches Gesicht machte, seufzte sie innerlich vor Freude. Groß, kräftig und äußerst prachtvoll, war er ein morgendlicher Anblick, an den sich eine Frau gewöhnen konnte. Er trug seinen Tartan und ein weißes Leinenhemd. Er hatte das Felleisen umgebunden, wodurch seine schmale Taille und die langen,

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