Kuess Mich, Highlander
leicht für einen Jungen, Circenn Brodie zu verehren.
»Reich mir mein Handtuch, Eirren«, befahl Lisa. Sie würde den schmutzigen Jungen in die Badewanne bekommen, und wenn sie dazu nackt herumstolzieren müsste. Jemand musste die Verantwortung für ihn übernehmen, ihn mit Sanftheit und liebevoller Disziplin anleiten.
Er hob ihr Handtuch mit schelmischem Blick auf und warf es mit übertriebenem Armschwung quer durch den Raum aufs Bett. »Holt es Euch selbst.«
Sie warf ihm ihren bedrohlichsten Du- wirst- mir- gehorchen- kleiner- Junge- oder- sterben- Blick zu. Ihre Blicke verschränkten sich - der seine herausfordernd, der ihre mit dem Versprechen göttlicher Vergeltung-, bis er mit einem Gassenjungengrinsen aufsprang, hinter ihr entlangschlich und fort war. Sie hörte nicht einmal, wie sich die Tür öffnete und schloss.
Sie seufzte und lehnte den Kopf an die Wanne, sich eingestehend, dass sie das warme Seifenwasser ohnehin noch nicht verlassen wollte. »Dafür kriege ich dich, Eirren«, schwor sie. »Du wirst ein Bad nehmen, noch bevor die Woche vorüber ist.«
Sie war sich nicht sicher, glaubte aber ein leises Lachen vor der Tür gehört zu haben.
* * *
Die Sonne schien, wie Lisa freudig bemerkte. Sie hatte nach dem Bad ein frisches Gewand angezogen, aber keine Schuhe. Während die Dienstmädchen die Badewanne forträumten, hatte sie das Fenster geöffnet und erkannt, dass der Frühling ins Land gezogen war, während sie getrauert hatte. Sie verspürte ein wildes Verlangen hinauszugehen, die Sonne zu spüren, den Gesang der Vögel zu genießen, sich mit dem zu verbinden, was ihre Welt sein würde. Gott, sie musste aus dem Raum gelangen. Er wirkte stickig nach so langer Zeit.
Sie schlenderte gemächlich über den Hof und griff mit ihren Zehen in das üppige grüne Gras. Sie folgte der die Burg umgebenden Mauer und war sich der neugierigen Blicke der Wächter in den hohen Türmen äußerst bewusst. Sie beobachteten sie aufmerksam und sie vermutete, dass Circenn sie angewiesen hatte, sie nicht aus den Augen zu lassen. Sie empfand es eher als tröstlich, als sich bewacht oder gefangen zu fühlen. Während sie ihr Bad beendete, hatte sie erkannt, dass sie Glück gehabt hatte. Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können. Sie hätte durch die Zeit in die Burg eines wahren Barbaren geraten können, der sie misshandelt, hinausgeworfen oder einfach getötet hätte.
Sie ging entlang eines kleinen Hains und hielt in- ne, bezaubert von der spiegelnden Wasseroberfläche eines Teiches, der von glatten weißen Felsen umgeben war und begrenzt wurde von aufrecht stehenden Steinen, die mit Inschriften der Pikten versehen waren. Von der Geschichte verlockt, zog sie die Inschriften mit den Fingern nach. Eine hübsche Steinbank kauerte vor einem ungewöhnlichen Erdwall in einem kleinen Gehölz, der ungefähr zwanzig Fuß lang und ein Dutzend Fuß breit war. Der Erdwall war fast so hoch wie sie und das darauf wachsende Gras war tiefgrün und dichter und üppiger als die übrige Wiese. Ihre Zehen sehnten sich danach, es zu berühren. Sie stand da, betrachtete den Wall und fragte sich, was es war. Ein mittelalterlicher Grabhügel?
»Es ist der Wall der Elfen«, sagte Circenn, der hinter sie getreten war. Er legte eine Hand auf ihre Taille und atmete den reinen Duft ihrer frisch gewaschenen Haare ein.
Lisa neigte den Kopf zurück und lächelte.
»Es heißt, dass vielleicht, wenn man den Wall sieben Mal umschreitet und sein Blut darauf vergießt, die Königin der Elfen erscheint und einen Wunsch gewährt. Ich weiß nicht, wie viele junge Burschen und Mädchen sich dort schon in den Finger gestochen haben. Alte, unglaubliche Geschichten - dieses Land ist voll davon. Höchstwahrscheinlich haben irgendwelche früheren Verwandten das Nachtgeschirr hier ausgeleert. Das würde erklären, warum das Gras so dicht und grün ist.« Er küsste ihr Haar und schlang von hinten die Arme um sie. »Ich habe Euch vom Fenster aus gesehen und dachte, ich könnte vielleicht ein wenig mit Euch plaudern. Wie geht es Euch, Mädchen?«, fragte er sanft.
»Besser«, sagte sie ruhig. »Es tut mir Leid. Ich wollte nicht so lange in meinen Räumen bleiben. Ich brauchte einfach Zeit zum Nachdenken. Bis Ihr mir die Phiole gabt, glaubte ich noch, ich könnte zurückkehren. Ich brauchte Zeit, um mich mit der Realität meiner Situation abzufinden.«
»Ihr braucht Euch nicht bei mir zu entschuldigen. Ich sollte mich bei Euch entschuldigen.« Er drehte
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