Küss! Mich! Jetzt! (Julia) (German Edition)
als sie Platz nahm. Der zweite Kuss war noch überwältigender gewesen als der erste. Aber hier, auf dem Präsentierteller, würden sie sich wohl zurückhalten, oder?
Auch ihr mit Bedacht gewähltes Outfit hatte nichts Verführerisches: schwarze Hose, weite schwarze Seidenbluse und Weste. Normalerweise trug sie hochhackige Sandaletten dazu, doch heute Abend hatte sie Stiefel gewählt. Auch die Dessous waren eher züchtig. Roxy trug ihren ältesten, abgetragenen Baumwoll-BH, den sie ganz hinten in ihrer Wäscheschublade entdeckt hatte. Bei dem Anblick würde jeder Mann fluchtartig das Weite suchen.
Ungeduldig warf sie einen Blick zur Tür. Keine Spur von Nate. Um sich die Wartezeit zu vertreiben, schenkte sie sich ein Glas Wasser aus der auf dem Tisch stehenden Karaffe ein und betrachtete interessiert die Sets. Sie stellten die chinesischen Tierkreiszeichen dar.
Aha, ich bin also im Jahr des Tigers geboren, dachte Roxy lächelnd. Energiegeladen, leidenschaftlich – genau! Beim Weiterlesen runzelte sie die Stirn. Ruhelos? Leichtsinnig? Ha! Welches Sternzeichen mochte Nate sein? Ein agiles Kaninchen vielleicht? Oder ein arroganter Affe? Sehr wahrscheinlich. Amüsiert breitete sie die Serviette auf ihrem Schoß aus. Vermutlich war er eine eigenbrötlerische Schlange, die auf ein argloses Opfer wartete, das sie hypnotisieren konnte.
Als er schließlich fünf Minuten später heranschlenderte und in Chinos und Freizeithemd zum Anbeißen aussah, musste Roxy sich schnell mit einem großen Schluck Eiswasser abkühlen. Selbst das Bewusstsein, ihre hässlichsten Dessous zu tragen, verfehlte seine dämpfende Wirkung.
Nates dunkles Haar war noch feucht von der Dusche. Seine Schultern kamen ihr heute Abend breiter als sonst vor. Da er sich die Rasur gespart hatte, lag ein dunkler Bartschatten auf Kinn und Wangen und ließ ihn noch verwegener aussehen.
Ein Schauer der Erregung jagte Roxy bei diesem Anblick über den Rücken. War es möglich, dass ein Mann innerhalb weniger Stunden noch verführerischer werden konnte?
Jetzt hatte er sie entdeckt und kam mit elegantem, forschem Schritt auf sie zu. Natürlich zog er alle weiblichen Blicke auf sich. Er nahm Platz und winkte gleichzeitig einen Kellner heran.
„Ich hätte gern etwas Stärkeres“, sagte er, als Roxy ihr Wasserglas nachfüllte. „Wollen wir uns eine Flasche Rotwein teilen?“
„Für mich bitte keinen Alkohol.“
„Du musst wohl deine Sinne beisammenhalten, oder?“, fragte er mit einem frechen Glitzern in den Augen.
Die Retourkutsche nach dem Kussmund-Kommentar hatte sie sich wohl selbst zuzuschreiben. Außerdem war es tatsächlich so, wie Nate vermutete. Natürlich würde sie das niemals zugeben! „Ich muss morgen sehr früh im Laden sein. Diese Woche wird ziemlich hektisch.“
„Darüber wollte ich gerade mit dir reden.“ Zunächst bestellte er allerdings ein Glas Cabernet Sauvignon bei dem heraneilenden Kellner.
„Wenn mein Plan, Greg und Marla wieder zusammenzubringen, Erfolg haben soll, musst du deine Freundin unter einem Vorwand für einige Tage aus Sydney fortlocken“, erklärte er dann. „An einen einsamen Ort, von dem sie nicht gleich Reißaus nehmen kann, bevor Greg ihr alles erklärt hat.“
„Entschuldige bitte.“ Roxy kniff ein Auge zu und drehte den Kopf hin und her. „Ich glaube, ich leide unter Halluzinationen.“
„Natürlich müssen wir Greg auch dorthin locken.“
„Heimlich? Hinter dem Rücken des jeweils anderen?“ Roxy konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Dieser Plan sollte funktionieren? „Du musst verrückt sein, Nate. Erstens werden sie dich dafür hassen, sie hinters Licht geführt zu haben, und zweitens werden sie wohl kaum freiwillig mitkommen.“
„Genau. Darum reise ich mit Greg an und du mit Marla.“
„Ich soll Marla an einen einsamen Ort bringen, nur damit sie Greg ein zweites Mal den Kopf abreißt?“
„Sie sollen die ganze Geschichte noch einmal gemeinsam durchgehen. Wir sorgen dafür, dass sie sich nicht gleich in die Haare geraten.“
„Habe ich dich richtig verstanden? Ich soll meinen Laden im Stich lassen, um mit dir in der Einsamkeit Frieden zwischen den beiden zu stiften? Wie stellst du dir das vor? Ich bin Geschäftsfrau.“
„Stell eine Vertretung ein!“
Roxy war drauf und dran, empört das Restaurant zu verlassen. Was bildete sich dieser arrogante Snob eigentlich ein?
Doch dann atmete sie einmal tief durch und beruhigte sich wieder. Durch Violets Anzahlung war sie fast aus den
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