Küss! Mich! Jetzt! (Julia) (German Edition)
abhalten wollte.
„Ich bringe dich nach Hause.“
„Das ist nicht nötig.“ Ein Taxi war besetzt und fuhr vorbei, aber das nächste bog bereits um die Kurve. Roxy versuchte, es anzuhalten.
„Ich bestehe darauf.“
„Keine Chance.“
„Ich habe schon bei der Rechnung nachgegeben. Jetzt bist du dran.“
„So ein Unsinn!“ Auch dieser Wagen fuhr vorbei. Stur versuchte sie es beim nächsten.
Nate ließ den Blick über die vielen Passanten schweifen und sah auf die Uhr. „Dir ist aber schon klar, dass es wahrscheinlich Stunden dauert, bis du ein leeres Taxi findest.“
„Warum?“ Verdammt, es war ja Freitag! Da war halb Sydney unterwegs. „Du hast recht.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Ich hatte nicht bedacht, dass heute Freitag ist. Akzeptierst du eine Benzinkostenbeteiligung?“, fragte sie dann halb im Scherz.
Amüsiert schüttelte er den Kopf. Roxys Bestreben nach Unabhängigkeit war wirklich entzückend. Auch wenn es wahrscheinlich ihrem untreuen, unzuverlässigen Vater geschuldet war. Nate verdankte seinen Ehrgeiz schließlich auch seinem Vater – wenn auch aus einem ganz anderen Grund.
„Ich nehme kein Geld von dir“, erklärte er und schaute ihr lächelnd in die Augen. „Aber du kannst dich auf andere Weise revanchieren.“
„Indem ich mit Marla ins Outback fliege?“
„Eigentlich wollte ich dich bitten, mir mehr von dieser Einladung zum Objektspringen in der Schweiz zu erzählen.“
Sie strahlte. „Ach so. Frisch verheiratete Freunde von mir wollten ihre Flitterwochen damit verbringen und haben einige ihrer engsten Bekannten zum Mitmachen eingeladen. Ich habe natürlich dankend abgelehnt.“
„Hattest du Angst, im Fledermausanzug keine gute Figur zu machen?“, witzelte er.
„Nein, ich leide unter Höhenangst.“
Instinktiv streckte Nate eine Hand aus, um sie auf ihre Taille zu legen, damit er Roxy sicher zwischen den vielen Menschen hindurch zum Parkplatz führen konnte, wo sein Auto stand. Doch das Risiko eines erneuten Körperkontakts war ihm zu groß, also zog er die Hand wieder zurück.
Zwanzig Minuten später hielt er den Wagen vor Roxys Häuschen an. Die Hecken waren sorgfältig geschnitten, ein solider Palisadenzaun umgab das Grundstück – genau wie vor sechs Monaten. Und genau wie damals knisterte es wieder gewaltig zwischen ihnen.
Je näher sie dem Haus kamen, desto zäher wurde die Unterhaltung. Schließlich versiegte sie ganz. Nate hatte keine Ahnung, was Roxy durch den Kopf ging. Vielleicht dachte sie auch an den Abend vor einem halben Jahr, als er sie nach Hause gefahren hatte. Damals war er sehr angespannt gewesen. Er hatte gewusst, dass er sie küssen würde, aber nicht geahnt, wie überwältigend das sein würde.
Zu einem erneuten Kuss durfte es nicht kommen. Denn vermutlich gab es dann kein Halten mehr. Und Nate war noch nicht bereit, sich an eine Frau zu ketten und das Schicksal seiner männlichen Vorfahren zu teilen, die sich unsterblich verliebt und kurz darauf geheiratet hatten. Obwohl …
Im Grunde gab es schon einen Unterschied, oder? Sowohl Roxy als auch er dachten nicht im Traum an eine feste Beziehung. Sollten sie doch blitzschnell heiraten, dann nur, damit ihr wunderschönes Brautkleid nicht aus dem Wettbewerb flog. Und sowie er entschieden war – hoffentlich zu Roxys Gunsten – könnte die Ehe annulliert werden. Genau wie ihm ging es auch Roxy in erster Linie um ihre Karriere.
Trotzdem blieb Nate am Steuer sitzen, anstatt ihr höflich aus dem Wagen zu helfen und sie zur Haustür zu begleiten. Reiner Selbstschutz, dachte er.
Roxy tastete nach dem Türöffner und sagte leise: „Vielen Dank fürs Bringen.“
Er umklammerte das Lenkrad fester. „Nichts zu danken. Ich melde mich.“
„Es tut mir leid, Nate, aber …“
Da er ahnte, was sie sagen wollte, unterbrach er sie schnell. „Denk bitte noch einmal über meinen Versöhnungsplan für Marla und Greg nach. Wenn du morgen noch immer nichts von meinem Plan hältst, muss ich mich eben damit abfinden.“
Noch hegte er die Hoffnung, Roxy umzustimmen.
Sie atmete erleichtert auf. Einen Moment sahen sie einander in die Augen. Nur unter Aufbietung seiner gesamten Willenskraft gelang es Nate, die Hände auf dem Lenkrad zu lassen. Viel lieber hätte er Roxy an sich gezogen und sie halb um den Verstand geküsst. Wenn sie sich auch nur einen Millimeter zu ihm herüberlehnen würde, könnte er für nichts garantieren. Ein Kuss konnte doch nicht schaden, oder? Vielleicht würde er sie
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