Kuess mich, lieb mich - heirate mich
genießen, was es für sie zum besonderen Vergnügen machte, sich um ihn zu kümmern.
Anfangs wusste sie nicht so Recht, was sie mit einem fast fünfjährigen Jungen, der das Haus nicht verlassen durfte, anfangen sollte. Aber Tyler war nie um Ideen verlegen, wenn auch manche davon recht unbrauchbar waren. Er fand großen Spaß daran, selbst entscheiden zu dürfen, und geduldig erklärte er ihr die Spiele, die er spielen wollte.
Sie spielten einfache Kartenspiele, malten Bilder, bauten lustige Figuren aus Zuckerwürfeln und Klebstoff oder schauten zusammen Bücher an. Carey fragte sich dabei immer wieder, was wohl das Problem von Tylers Mutter sein mochte. Luke hatte gesagt, sie sei keine sehr liebevolle Mutter und habe Tyler nicht richtig behandelt.
Carey tat das schrecklich Leid für den Jungen, und sie fragte sich, was für ein Mensch das sein mochte, der sein Kind nicht von ganzem Herzen liebte. Sie fühlte, dass Tyler bereits einen festen Platz in ihrem Herzen eingenommen hatte. Sich von ihm zu trennen, wenn die Zeit gekommen war, da sie und Luke wieder jeder seiner Wege gehen würde, wäre für sie sehr, sehr schmerzlich.
In den ruhigeren Augenblicken, wenn sie Tyler ein Buch vorlas oder bei ihm saß, wenn er schlief, stellte Carey sich vor, wie es wäre, wenn sie seine Mutter wäre und ihre Ehe mit Luke eine richtige Ehe - wenn sie eine richtige Familie wären. Jetzt konnte sie ihren Vater ein bisschen besser verstehen. Seine Mittel waren zwar wirklich mittelalterlich, doch er wollte eigentlich nur ihr Bestes. Carey erkannte nun, dass es in für sie bisher unvorstellbarer Weise erfüllend sein könnte, ein Leben als Ehe frau und Mutter zu führen; einen Mann zu lieben, ihm zur Seite zu stehen und mit ihm durch dick und dünn zu gehen. Auch wenn das in den Augen vieler anderer Menschen vielleicht ein bescheidenes, altmodisches Lebensziel für eine Frau sein mochte.
Wäre sie nicht so dickköpfig gewesen und hätte auf den Rat ihres Vaters gehört, als sie jünger war, dann befände sie sich jetzt vielleicht nicht in diesem Dilemma. Und was ihre Tagträumereien über sie und Luke und die Kinder betraf, die sie außer Tyler noch gemeinsam großziehen könnten … Eines Tages vielleicht … Ach, sagte sie sich, das ist doch alles nur Spinnerei, weiter nichts.
Hatte Luke das in den letzten Tagen nicht eindeutig und klar zu erkennen gegeben? Luke war tatsächlich immer noch böse auf sie.
Carey versuchte, ihre Bestürzung darüber hinter einer freundlichen Miene zu verbergen.
Sie sah ihn immer nur kurz, bei den Mahlzeiten und wenn er seine Arbeit auf der Ranch unterbrach, um nach Tyler zu sehen.
Einmal, sie und Tyler waren gerade in ein Spiel vertieft, stand Luke plötzlich in der Tür, ohne ein Wort zu sagen. Carey hatte das Gefühl, als hätte er schon eine Weile dort gestanden und sie beobachtet. Sie fand seinen Ausdruck nachdenklich, ja, düster. Wenn sie nur wusste, was er dachte. Später beim Abendessen dankte er ihr, dass sie sich so viel Mühe gab mit Tyler, aber es war die Art von Dank, die man ausspricht, weil man sich verpflichtet fühlt, nicht aus einem echten Gefühl he raus. Jedenfalls empfand sie das so.
Vielleicht war Luke auch nicht mehr wirklich wütend auf sie - mittlerweile waren es zwei Tage her seit Tylers Reitunfall -, aber ganz offenbar fühlte er sich nicht im Stande, die Kluft zu überwinden, die durch dieses Ereignis zwischen ihnen entstanden war.
Carey wünschte sich sehnlichst eine Gelegenheit, um sich mit Luke auszusprechen. Doch sie musste sich eingestehen, dass sie Luke eigentlich noch nicht sehr gut kannte, auch wenn sie eine wunderbare Nacht zusammen verbracht hatten. Und vielleicht brauchte er diese Zeit des Schweigens, um sich über seine Gefühle klar zu werden.
Auf jeden Fall sah Carey keine andere Möglichkeit für sich, als Lukes Distanziertheit erst einmal zu respektieren und abzuwarten. Abzuwarten, bis er den ersten Schritt auf sie zu machte.
9. KAPITEL
Es war Tylers dritter Tag im Haus. Carey, Tyler und Peter, Tylers kleiner Freund, verbrachten die langen Stunden nach dem Mittagessen damit, eine ganze Armee von Papierflugzeugen zu basteln. Carey zeigte den Jungen die richtige Falttechnik und machte ihnen dann vor, wie man die kleinen Düsenjets in die Luft werfen musste, damit sie auch ein Stück weit flogen.
Sie hatten gerade begonnen, die kleinen Flieger um die Wette durch den langen Flur sausen zu lassen, als Carey hörte, dass vor dem Haus ein Auto geparkt
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