Kuess mich, lieb mich - heirate mich
wurde. Sie zählte bis drei, startete ihr Flugzeug und drehte sich um, um die Haustür zu öffnen.
Dr. Garland hatte gesagt, er würde an diesem Nachmittag vielleicht vorbeikommen, um Tyler noch einmal gründlich zu untersuchen, bevor er ihm erlaubte, wieder im Freien zu spielen. Aber als Carey nach draußen sah, stand dort nicht der blaue Wagen des Arztes, sondern eine lange, schwarze Luxuskarosse, und hinter dem Lenkrad saß ihr ekelhafter Cousin.
„Ich hab gewonnen! Meiner ist fast bis zur Küche geflogen! Kommt mal her!” rief Tyler begeistert und zerrte an Careys weitem Jeanshemd.
Carey legte dem Jungen geistesabwesend die Hand auf den Kopf, während ihr beim Anblick ihres Vetters fast übel wurde.
Roger Burkett nahm sich Zeit, umständlich aus seiner Limousine zu steigen und sich zur Haustür zu bewegen. Er hatte einen braunen Umschlag in der Hand. Sein hinterhältiges Lächeln und seine harten, kleinen Knopfaugen erinnerten sie an einen Fuchs, der siegessicher auf seine Beute losging. Diese Vorstellung war regelrecht alarmierend.
„Tyler, geh in die Küche, hörst du? Du und Peter, geht zu Ophelia”, befahl Carey den Jungen, als Roger die Stufen langsam hinauf schritt.
„Warum die Kinder wegschicken, Cousine? Ich habe keine ansteckende Krankheit.” Roger trat auf die Veranda, machte aber keine Anstalten, ins Haus zu kommen.
Tyler musterte Roger schweigend, folgte dann aber Careys Anweisung und verschwand mit Peter Richtung Küche.
„Wo ist denn dein Herr und Meister? Nimmt wohl ein bisschen Urlaub, nachdem er letztens so tapfer die Ehre ihrer Gna den verteidigt hat.” Rogers ironische Begrüßung hörte sich ein bisschen undeutlich an. Das musste wohl daran liegen, dass seine Lippe immer noch geschwollen war.
„Was gibt’s, Roger?” Carey verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihm offen ins Gesicht. „Ich habe nicht den ganzen Tag lang Zeit für deinen Blödsinn.”
„Oh, ich denke, für diesen Blödsinn wirst du Zeit haben, Schätzchen. Hab soeben interessante Neuigkeiten über deine bessere Hälfte erhalten. Sieht so aus, als ob der Kerl, den du geheiratet hast, vor ungefähr zwei Jahren mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist und verurteilt wurde wegen Schlägerei, Körperverletzung und … Sekunde, ich möchte nichts verkehrt sagen …”
Carey wurde blass, als Roger seelenruhig seine Lesebrille herausholte und aufsetzte, dann den braunen Umschlag öffnete und ein Blatt Papier herauszog.
„Hier steht es: Nötigung und Körperverletzung. Zerstörung von Privateigentum.
Hausfriedensbruch …” Er blickte auf und sah Carey an, ohne den geringsten Versuch, seine Schadenfreude zu verbergen. „Tja, und da ist noch etwas. Aber vielleicht willst du das lieber selbst lesen. Scheint, als habe dein geschätzter Ehemann sogar schon im Knast gesessen. Na, wenn das nicht nach Versager klingt!” Roger lachte boshaft. „Ach was, du brauchst es mir nicht zu glauben, Cousinchen.” Er zuckte betont gleichgültig mit den Schultern. „Lies es einfach schwarz auf weiß.”
Roger streckte Carey den Umschlag hin, und sie riss ihn ihm aus der Hand. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr das Herz bis in die Kniekehlen sinken, während sie auf den Umschlag starrte. Das kann doch nicht wahr sein! dachte sie.
„Ich werde es lesen”, brachte sie heraus. Der Kopf brummte ihr. Entsetzen, Wut und Enttäuschung überwältigten sie fast.
„Also, er entspricht wohl nicht ganz dem Ideal, das sich dein Vater für dich vorgestellt hatte, was?” Roger hörte nicht auf zu sticheln. „Aber ich würde an deiner Stelle nicht zu hart mit ihm umgehen, Carey. Schließlich hast du ihn ja auf gut Glück ge nommen, oder?”
Umständlich nahm Roger seine Lesebrille ab und steckte sie wieder in seine Jackentasche.
„Und du weißt ja, es heißt, das erste Jahr einer Ehe ist immer das schwierigste. Mein Güte, wenn man bedenkt, wie viele Jahre du dort in Hollywood verbracht und versucht hast, beim Film Karriere zu ma chen … Ich wette, es gibt ein paar Dinge in deiner Vergangenheit, die du deinem Angetrauten noch nicht erzählt hast.”
„Raus hier. Verschwinde. Sofort”, sagte Carey kalt. „Oder, ich schwöre, ich werde …”
„Du wirst, was? Deinen Exknacki von Ehemann holen, damit er mir noch mal eine reinhaut? Nur zu, erhöh den Einsatz zu meinen Gunsten, das kann mir nur recht sein.”
„Du wirst von meinem Anwalt hören.” Carey griff nach der Türklinke und schlug Roger die Tür vor der Nase
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