Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
kein Wort zu Ihrem Partner, ja? Er darf nichts davon wissen. Der Kerl ist der Inbegriff der Gesetzestreue«, fuhr der Richter in warnendem Tonfall fort.
Cara schielte zu Mike, doch der ließ Baine nicht aus den Augen.
»Wovon darf Simon Marsden nichts erfahren?«, fragte er.
Da sah sich der alte Mann plötzlich gehetzt um. »Haben Sie das gehört? Da ist irgendjemand!«, stieß er angsterfüllt hervor. »Wir werden belauscht. Ich hab Ihnen doch gesagt, wir können hier nicht reden!«
»Das ist nur der Fernseher«, versuchte Cara ihn zu beruhigen, doch ohne Erfolg.
»Mary?«, rief der Richter laut und schob die Decke von seinem Schoß. »Mary! Wer sind diese Leute?«
Im selben Augenblick kam seine Frau angerannt und legte ihm einen Arm um die Schulter.
»Ich habe schon befürchtet, dass es so laufen wird. Konnte er Ihnen irgendwie helfen, ehe er angefangen hat, sich so aufzuregen?«
»Er hat sein Möglichstes getan«, sagte Cara, dann erhoben sie sich wie auf ein Stichwort, wohl wissend, dass der Besuch zu Ende war.
»Finden Sie allein raus?«, fragte Mrs. Baine. »Ich möchte jetzt lieber bei ihm bleiben.«
»Natürlich, Mrs. Baine, kein Problem«, versicherte Cara ihr sogleich.
Sie folgte Mike durch den Flur zur Haustür und hinaus zu seinem Wagen, wo er wortlos den Motor startete. Cara schwieg ebenfalls, weil sie spürte, dass er den Vorfall erst einmal verdauen musste. Sie bat ihn lediglich, sie nach Hause zu bringen, damit sie anschließend von dort nach Havensbridge fahren konnte. Ihr war klar, dass er sie nun doch nicht zum Frauenhaus begleiten würde.
Er sah flüchtig zu ihr. »Du willst nicht über das reden, was wir gerade erfahren haben?«
»Erst, wenn du so weit bist.« Sie wollte ihm die nötige Zeit zugestehen, sich seinen nächsten Schritt zu überlegen. Der Richter hatte Rex Bransom gekannt, so viel war klar, und die beiden hatten vor Simon ein Geheimnis gehabt.
Mike blinzelte verwundert, sagte aber nichts.
»Würdest du mich dann bitte nach Hause fahren?«, wiederholte sie.
Mike schüttelte den Kopf und lachte ungläubig. Andere Frauen hätten ihn jetzt zugetextet und mit ihm über seine Gefühle reden wollen, doch nicht so Cara. Sie schien zu spüren, dass er sich jetzt erst einmal neu sortieren musste, und ließ ihn in Ruhe.
Ja, sie war definitiv etwas Besonderes. Kein Wunder, dass sie ihm so unter die Haut ging. Seltsamerweise hatte er bei ihr plötzlich das Bedürfnis zu reden. »Ich hab mich immer bemüht, nicht an ihn zu denken«, hörte er sich sagen.
»An Rex?«, flüsterte sie.
»Ja.« Er rieb sich mit dem Handrücken die brennenden Augen, während er sich die Worte von Richter Baine noch einmal durch den Kopf gehen ließ. »Es überrascht mich nicht sonderlich, dass der Mann, der meine Mutter und mich verlassen hat, etwas auf dem Kerbholz hat. Zumindest hat er sich aus unserem Leben rausgehalten, und dafür bin ich ihm dankbar.«
Er brauchte Rex Bransom nicht. Ohne ihn war er besser dran. Ja, als Kind hatte er sich manchmal gewünscht, sein leiblicher Vater würde zurückkommen und zugeben, dass er einen Fehler gemacht oder eigentlich nie die Absicht gehabt hatte, sich zu verdünnisieren. Dann hätte Mike zwei Väter gehabt, Simon und Rex. Doch mit zunehmendem Alter war ihm klar geworden, dass nur ein Feigling vor seiner Verantwortung davonlief. Zugegeben, er war auch vor Tiffany davongelaufen. Er hatte sie verletzt, aber zumindest war sie nicht schwanger gewesen, und er war gegangen, ehe er Schlimmeres hatte anrichten können.
Doch Rex hatte Ella geschwängert, und er hatte seine Verantwortung einfach auf einen anderen abgewälzt. Mike hatte sich geschworen, nie so zu werden wie Rex, und seit er bei Tiffany so gefährlich nah an der Katastrophe vorbeigeschrammt war, hielt er die Frauen auf Abstand.
»Aber er könnte dir die nötigen Antworten liefern.« Cara brachte die Sache mal wieder auf den Punkt.
»Stimmt.« Und bei der Vorstellung, Rex nach all den Jahren aufzustöbern, drehte sich ihm förmlich der Magen um.
»Du könntest natürlich versuchen, erst mit Simon zu reden.«
Er nickte. »Das habe ich auch schon in Erwägung gezogen, aber er hat schon bei Sam auf stur geschaltet. Das bedeutet, dass er etwas über das Geld in der Asservatenkammer weiß. Oder über Rex. Etwas, das er für sich behalten möchte. Und ich will ihm während der Behandlung nicht so zusetzen.«
»Weil du ihn liebst«, stellte Cara leise fest.
Mike musste unwillkürlich lächeln. »Ja.
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