Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
Schließlich hat er sich meiner angenommen.« Und für Mike zählte das mehr als alles andere. »Also, fassen wir zusammen: Ich kann einem kranken Mann Löcher in den Bauch fragen oder mich auf die Suche nach meinem untergetauchten Vater machen.« Er schnaubte entnervt.
Cara legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du bist mit deinem Problem nicht allein.«
»Nett von dir, danke, aber doch, das bin ich.« Er war schon immer mit seinen Problemen allein gewesen, oder er hatte zumindest das Gefühl gehabt, er wäre damit allein.
»Nein, da irrst du dich. Du hast Eltern und Geschwister, die dich lieben. Für sie bist du kein Adoptivkind, sondern ein Teil der Familie. Ist dir eigentlich klar, wie glücklich du dich schätzen kannst, dass du Erin und Sam hast und Ella, die immer ein offenes Ohr für dich hat? Und Simon, der bestimmt wieder gesund wird?« Ihr versagte die Stimme, und erst da wurde ihm bewusst, dass sie nichts von alledem hatte. So beschissen ihm sein Leben zurzeit vorkommen mochte, sie hatte recht: Er hatte eine ganze Reihe von Menschen, die für ihn da waren, auch wenn es ihm zuweilen so vorkam, dass er das gar nicht verdiente.
Er griff nach einer ihrer langen Haarsträhnen und wand sie sich um die Finger. »Du bist ein ziemlich cleveres Mädchen.«
Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht recht. Ich weiß bloß, dass ich ehrlich bin.«
Er grinste. »Tja, jedenfalls hast du mich gerade auf eine Idee gebracht. Bevor ich mich auf die Suche nach meinem alten Herrn mache, erkundige ich mich mal bei meiner Mutter.«
»Bei deiner Mutter?«, wiederholte Cara überrascht. »Warum denn das?«
»Na, sie kannte Rex und Simon, und sie war damals in Serendipity. Vielleicht kann sie Licht in die Angelegenheit bringen. Und bei ihr weiß ich, dass sie es verkraften wird. Sie ist hart im Nehmen.« Beim Anblick von Caras weit aufgerissenen Augen kamen ihm allerdings Zweifel. »Gibt es irgendeinen Grund, warum ich nicht mit ihr reden sollte?«
Cara starrte geradeaus auf die menschenleere Straße vor ihnen. »Nein, natürlich nicht. Du hast recht, du solltest mit Ella reden. Frag sie, ob sie sich an etwas erinnert.«
»Okay.« Wenn er mit seiner Mutter sprach, konnte er die Suche nach Rex nämlich noch eine Weile hinausschieben.
»Aber bevor ich zu meinen Eltern fahre, bringe ich dich nach Hause, damit du Daniella besuchen kannst.«
»Wie, du willst sie jetzt gleich damit überfallen?«, fragte Cara.
»Klar. Wozu soll ich es auf die lange Bank schieben? Es sei denn, mein Dad ist wach, und ich kann nicht unter vier Augen mit ihr reden. Dann leiste ich einfach meinem Vater ein bisschen Gesellschaft und unterhalte mich am Montag mit ihr, während er bei der Chemo ist.«
»Wie du meinst.«
Mike lenkte den Wagen auf die Straße und schlug den Weg zu der Neubausiedlung ein, in der Cara wohnte. Die Häuserblöcke waren weder zu groß noch zu klein, und in den Grünanlagen der diversen Hinterhöfe war den Bewohnern ein gewisses Maß an Privatsphäre vergönnt. Er war froh, dass Cara ihre eigenen vier Wände hatte, weit weg von ihrem despotischen Vater.
»Ich hol dich dann morgen um sieben zum Essen mit Faith und Ethan ab«, sagte er, als er vor ihrem Wohnblock hielt.
»Ach, richtig …«
Mike zupfte an ihrem Pferdeschwanz. »Sag bloß, das hattest du vergessen.«
»Nein, das nicht«, entgegnete sie, und ein verunsichertes Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht. »Ich hatte bloß kurz nicht daran gedacht. Und jetzt, wo du mich daran erinnerst, fällt mir wieder ein, dass …«
»Was?«
»Dass ich noch shoppen gehen wollte, weil ich nichts anzuziehen habe.« Als er sah, wie sie nachdenklich auf ihrer Unterlippe herumkaute, hätte er am liebsten selbst ein wenig daran geknabbert.
»Mach dich deswegen nicht verrückt. Faith und Ethan sind alte Freunde von mir und keine Schickimicki-Leute. Frag Dare.«
»Na, dann bin ich ja beruhigt.« Ihre Wangen waren vor Verlegenheit gerötet. »Dann also bis morgen Abend.« Sie wandte sich ab und tastete nach dem Türgriff.
»Hey, hast du nicht was vergessen?«
»Was denn?« Sie wirbelte herum.
»Das hier.« Er beugte sich zu ihr hinüber, legte ihr eine Hand in den Nacken und zog sie näher, um sie zu küssen.
»Mmm …« Wie immer war sie gleich voll bei der Sache, und als sie die Lippen öffnete, damit ihre Zungenspitzen einander umschlängeln konnten, spürte Mike, wie die Enge in der Brust, die er seit dem Besuch bei Richter Baine verspürt hatte, etwas
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