Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt das Thema Rex angesprochen hatte. Es stimmte zwar, was er Cara gesagt hatte – seine Mutter war hart im Nehmen, aber angenehm würde das Gespräch weder für sie noch für ihn werden.
Es war wohl das Beste, wenn er es möglichst schnell hinter sich brachte. »Ich habe ein paar Fragen zu Rex Bransom.«
Bei der Erwähnung seines leiblichen Vaters wurde sie prompt weiß wie ein Laken.
Mike sprang auf und trat neben sie. »Geht es dir gut?«
»Ja, ja. Entschuldige, das kam bloß etwas unerwartet.«
»Ich weiß. Aber ich soll einen Fall klären, der schon viele Jahre zurückliegt, und ich muss dir in diesem Zusammenhang ein paar Fragen stellen.«
Sie nickte, und die Farbe kehrte allmählich wieder in ihre Wangen zurück. »Du weißt, du kannst mich alles fragen.«
Als Mike sicher war, dass sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte, nahm er wieder Platz. »Also, Folgendes …« Er berichtete ihr vom Ansinnen der Bürgermeisterin, von dem Geld in der Asservatenkammer und von dem wirren Zeug, das Richter Baine geredet hatte, als Mike mit Cara bei ihm gewesen war. »Aber es muss ein Körnchen Wahrheit in dem stecken, was er gesagt hat. Er hat indirekt selbst zugegeben, dass er Rex kannte und dass sie Simon etwas verheimlicht haben. Und Dad – na ja, Sam hat versucht, ihm ein paar Informationen aus der Nase zu ziehen, aber Dad hat sich rundheraus geweigert, darüber zu reden.«
Ella erhob sich und begann, im Wohnzimmer auf und ab zu gehen.
Mike gab ihr etwas Zeit, um das Gehörte zu verarbeiten, dann fragte er: »Mom, hat Rex damals irgendwelche krummen Dinger gedreht?«
Sie drehte sich um, wich jedoch seinem Blick aus.
»Mom?«
»Hör zu, Mike, ich war damals ehrlich gesagt vollauf mit meiner Schwangerschaft und mit Rex’ Reaktion darauf beschäftigt, und später dann mit der Tatsache, dass er mich hat sitzen lassen …« Sie verkramfte die Finger ineinander. »Aber ich kann dir immerhin so viel sagen: Rex hat das Risiko geliebt und sich oft am Rande des Gesetzes bewegt.«
»Genau wie ich«, sagte Mike, mehr zu sich selbst als zu ihr.
»Mit dem Unterschied, dass du auf der legalen Seite bleibst, Michael. Rex hatte seine guten Seiten, und die hast du von ihm geerbt. Sei nicht zu streng mit dir selbst.«
Er schüttelte den Kopf, war teils ihrer Meinung, teils auch nicht. »Dann stehe ich also wieder am Anfang. Entweder versuche ich mein Glück noch einmal bei Dad, was ich nicht tun werde, solange er noch von der Krankheit geschwächt ist, oder ich werde Rex etwas auf den Zahn fühlen müssen. Aber dazu muss ich ihn natürlich erst einmal finden.«
Seine Mutter schwankte, und Mike sprang fluchend auf. Mit ein, zwei Schritten war er bei ihr, legte ihr die Arme um die Hüfte und führte sie zum Sofa. »Setz dich.«
Sie tat, was er sagte.
»Warte, ich hole dir etwas zu trinken.« Er ging in die Küche und kam gleich darauf mit einem Glas Orangensaft zurück. »Hier, trink das«, befahl er und setzte sich neben sie, während sie das Glas leerte.
»Danke.«
»Gern geschehen. Tut mir leid, dass ich dir das ausgerechnet jetzt antun muss.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du hast ein Recht darauf, mir Fragen über deinen Vater zu stellen, ob sie nun beruflicher Natur sind oder nicht.«
Sie saßen ein paar Minuten schweigend da, dann sah sie zu Mike hoch und fuhr ihm mit den Fingern durch das etwas zu lange Haar, eine mütterliche Geste, die ihn unversehens in die Kindheit zurückversetzte. »Weißt du eigentlich, dass du ihm unheimlich ähnlich siehst?«
Er wandte sich ab. Nein, das hatte er nicht gewusst, und er wusste auch nicht so recht, ob er es hören wollte.
»Es tut mir leid, dass ich keine Fotos von ihm aufgehoben habe. Das war gedankenlos von mir. Aber ich war jung und wollte Simon nicht den Eindruck vermitteln, dass ich noch an Rex hing. Verstehst du das?«
Mike nickte, obwohl er auch das alles gar nicht so genau wissen wollte.
»Du willst also mit Rex reden?«, fragte seine Mutter.
Mike schnaubte. »Wollen nicht, aber ich muss.«
»Er hat mich vor einer Weile kontaktiert.«
Er fuhr herum. Sie hatte so leise gesprochen, dass er glaubte, sich verhört zu haben. »Sag das noch mal.«
»Rex hat mich vor einer Weile kontaktiert.«
Wann? Wie? »Aber … es hieß doch immer, keiner weiß, wo er ist«, stammelte Mike fassungslos. Er fühlte sich hintergangen.
Seine Mutter ließ den Kopf hängen. »So war es ja auch, bis er mir vor ein paar Wochen via Facebook
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