Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
ja? Danke.« Sie beendete das Gespräch und pfefferte frustriert das Telefon aufs Bett. »Verdammter Mist!«
»Geht es um die Frau, um die du dir neulich schon Sorgen gemacht hast?«, fragte Mike.
Cara nickte mit Tränen in den Augen. »Daniella ist gestern Abend aus Havensbridge abgehauen. Sie ist einfach rausmarschiert, ohne irgendjemandem zu sagen, wohin sie will.«
»Beruhige dich.« Ihr ganzer Körper war steif vor Anspannung, dennoch ließ sie es widerstrebend geschehen, als er sie an den Oberarmen packte und sie zwang, sich zu setzen. »So, und jetzt erzähl mir, was passiert ist«, befahl er mit fester Stimme.
»Eine der anderen Frauen meinte, Daniella hätte gestern Abend versucht, mich zu erreichen, aber ich bin nicht rangegangen. Ich habe sie im Stich gelassen. Jetzt ist sie vermutlich zu ihrem Ex zurück. Sonst hat sie hier niemanden; ihre Familie wohnt weiter weg.« Inzwischen strömten ihr die Tränen über das Gesicht.
Mike hatte sich in der Gegenwart von theatralisch schluchzenden Frauen stets unbehaglich und überfordert gefühlt, doch das hier war etwas anderes. Cara war wie Erin – sie weinte nicht grundlos. Sie empfand echte Verzweiflung, und die Betroffenheit schnürte ihm die Kehle zu, als er ihr mit dem Daumen die Tränen von der Wange wischte.
»Wer weiß, vielleicht wollte sie dir nur Bescheid geben und hätte sich von dir ohnehin nicht von ihren Plänen abbringen lassen.«
Sie schluckte. »Das glaube ich nicht.« Dann holte sie zitternd Luft. »Aber danke, dass du versuchst, mich zu beruhigen.« Sie rang sich ein Lächeln ab, obwohl ihr ganz offensichtlich nicht danach zumute war.
»Tu das nicht.«
»Was?«
»Hör auf, dich vor mir zu verstellen«, sagte er und überraschte damit sowohl sich selbst als auch Cara. »Du bist aufgebracht und traurig, und ich verstehe das voll und ganz, also tu bitte nicht so, als wäre alles in bester Ordnung, ja? Nicht in meiner Gegenwart.«
Sie hickste, sodass ein Ruck durch ihren Körper ging, blieb ihm aber die Antwort schuldig. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie krampfhaft versuchte, sich zusammenzunehmen, und aus unerfindlichen Gründen betrübte es Mike zutiefst, dass sie ihre Gefühle vor ihm verbarg, statt sich an seiner Schulter auszuweinen. Doch er fragte nur: »Was hast du jetzt vor?«
»Ich gehe zur Arbeit, was sonst? Was soll ich schon machen? Sie gilt nicht als vermisst, und ich kann sie nicht zwingen, ins Frauenhaus zurückzukehren. Wenn ich bei ihr zu Hause aufkreuze, provoziere ich damit womöglich ihren Ex. Ich muss einfach abwarten, bis sie mich kontaktiert, wenn sie Hilfe braucht. Vorausgesetzt, sie kann sich noch einmal dazu durchringen, mir zu vertrauen.« Cara schüttelte frustriert den Kopf und machte sich von ihm los. »Ich muss unter die Dusche und dann aufs Revier.«
Mike ließ sie gehen, weil er spürte, dass er im Augenblick nichts für sie tun konnte. Sie verschwand im Bad und schloss die Tür, und er blieb mit einem unguten Gefühl zurück. Er folgte ihr nicht, weil ihm klar war, dass sie jetzt ihre Ruhe haben wollte. Also ließ er sich rücklings auf das Bett plumpsen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und darum bemüht, das Prasseln der Dusche zu ignorieren und nicht daran zu denken, wie das Wasser über ihren Rücken, ihre nackte Haut lief.
Schließlich ging die Tür wieder auf, und Cara kam heraus, in ein flauschiges weißes Handtuch gewickelt, umgeben von Dampfschwaden und einem verlockenden Duft, der ihn nur noch mehr erregte.
»Hey«, sagte sie leise. Das feuchte Haar hing ihr über die Schultern.
»Hey.«
»Entschuldige, dass ich meinen Frust an dir ausgelassen habe«, sagte sie mit ernster Miene.
Er streckte eine Hand nach ihr aus. »Vergessen und vergeben. Komm her.«
Sie kuschelte sich an ihn und flüsterte: »Ich habe Angst. Angst, dass Daniella von ihrem Ex nicht mit offenen Armen empfangen wird, sondern mit geballten Fäusten.«
Mike schob ihr das Haar aus dem Gesicht und drückte sie an sich. »Du kannst unmöglich alle Probleme der Welt auf deine Schultern laden, ganz gleich, wie sehr du dich dazu verpflichtet fühlst.«
Cara seufzte tief. Sie saßen noch eine ganze Weile schweigend da, und es fühlte sich … gut und richtig an.
»Danke«, murmelte sie schließlich.
»Gern geschehen.«
Sie atmete tief durch und schmiegte sich noch näher an ihn, und er hätte sie gern von ihrer Angst und ihren Schuldgefühlen befreit, aber das konnte er nicht. Er konnte lediglich für sie da sein
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