Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
– jetzt und später, wenn Daniella wieder auftauchte.
Seine größte Sorge war nicht, dass sie ihn als ihre seelische Stütze betrachtete, nein. Ihm graute vielmehr davor, dass er auf ihre Unterstützung angewiesen sein würde, wenn er endlich herausgefunden hatte, welches Geheimnis Rex und Simon verband.
Nach dem Anruf in Havensbridge fuhr Cara schlecht gelaunt aufs Revier, und an ihrer gedrückten Stimmung sollte sich die ganze Woche nichts ändern. Bei ihrem nächsten Besuch im Frauenhaus verursachte ihr Daniellas Abwesenheit regelrecht Magenschmerzen. Sie war halb wahnsinnig vor Sorge um sie. Mike hatte die Dienstpläne umgestellt, sodass sie nun tagsüber ohne Partner auf Streife fahren musste. Wenn alles ruhig war, gestaltete sich der Dienst zwar eintöniger, aber die Neuerung hatte auch ihr Gutes: Erstens musste sie stets hoch konzentriert und bei der Sache sein, zweitens konnte sie ihre eigenen Entscheidungen treffen.
Am Arbeitsplatz benahmen sie sich beide wie bisher – Mike schenkte ihr keine vermehrte Aufmerksamkeit, und Cara war auch nicht darauf aus. Falls sie neulich abends jemand gesehen haben sollte, so enthielt sich der Betreffende jeglichen Kommentars.
Es war also alles wie gehabt, einmal abgesehen von Sam, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, Cara tagtäglich daran zu erinnern, dass Mike ein notorischer Schürzenjäger war und unter chronischer Bindungsangst litt. Cara wusste es zwar zu schätzen, dass sich Sam um ihr Wohl sorgte, aber sie hatte es satt, ständig an etwas erinnert zu werden, das sie längst wusste und akzeptiert hatte und an das sie nicht denken wollte, solange sie es vermeiden konnte.
Im Laufe der Woche war Cara mehrere Male an dem Wohnblock vorbeigefahren, in dem Daniellas Ex wohnte, in der Hoffnung, sie wenigstens einmal kurz zu erspähen, doch ohne Erfolg. Nur mit größter Mühe konnte sie sich davon abhalten, an der Tür zu klingeln. Man konnte nie wissen, wie ihr Freund auf Caras Besuch reagieren würde, ob sie nun in Uniform war oder in Zivil. Sie wusste, wie sehr sich ihr Vater darüber aufregte, wenn ihre Mutter erwähnte, dass sie die Gesellschaft anderer Menschen genoss – es führte unweigerlich dazu, dass er sie noch mehr isolierte und ihre Kontakte zur Außenwelt unterband.
Nach einer schier endlosen Arbeitswoche kam Cara schließlich nach Hause, schlüpfte in ihren Jogginganzug, goss sich ein großes Glas Cranberrysaft ein und kuschelte sich auf ihren Lieblingssessel. Zwei Tage süßes Nichtstun kamen ihr jetzt gerade recht. Sie brauchte dringend eine Pause.
Da sie Mike die ganze Woche nicht privat getroffen hatte, zog sie in Erwägung, ihn anzurufen. Würde er denken, dass sie nur Sex wollte? Oder wirkte es aufdringlich, wenn sie nicht abwartete, bis er sich meldete? Hm. Und wenn schon – sie hatte das Bedürfnis, ihn zu sehen. Was sollte schon groß passieren? Im schlimmsten Fall ließ er sie abblitzen. Was allerdigns eher unwahrscheinlich war, jedenfalls nach den begehrlichen Blicken zu urteilen, die er ihr im Büro immer wieder verstohlen zuwarf, wenn er sich unbeobachtet wähnte.
Just als sie sich auf die Suche nach ihrem Handy machen wollte, klingelte es an der Tür. Cara stellte ihr Glas auf einem Untersetzer ab und erhob sich, um nachzusehen, wer der Überraschungsgast war. Ihre Nachbarin bat sie gelegentlich, auf ihre Katze aufzupassen, wenn sie übers Wochenende verreiste, was Cara sehr gelegen kam. Sie liebte Tiere und hätte sich gern selbst einen kleinen pelzigen Gefährten gehalten, aber in Anbetracht ihrer Arbeitszeiten erschien ihr das keine gute Idee.
Nach einem Blick aus dem Fenster neben der Tür blinzelte sie überrascht: Draußen stand Mike in Jeans und Lederjacke und stützte sich mit einer Hand lässig am Türrahmen ab.
Sie öffnete ihm. »Mike!«, rief sie lächelnd und konnte die Freude über den spontanen Besuch nicht verbergen.
»Das ist ja ein Empfang nach meinem Geschmack.« Er schlang ihr einen Arm um die Taille und zog sie an sich, um ihr einen leidenschaftlichen Kuss zu geben, den sie nicht minder leidenschaftlich erwiderte.
»Mmm«, stöhnte sie. »Du hast mir gefehlt.«
»Du hast mir auch gefehlt.« Er ging um sie herum in den Vorraum.
»Was verschafft mir denn die Ehre? Hast du schon gegessen? Ich noch nicht, aber ich wollte mir gerade etwas kochen«, sagte sie mit einem Blick zur Küche.
»Ich kann nicht lange bleiben. Ich wollte mich bloß verabschieden, ehe ich losstarte.« Seine Worte trafen sie
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