Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
zusammen, als hätte man ihn geschlagen. »Wieso, was ist denn mit Simon?«, fragte er. Es klang besorgt.
Cara rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum, doch Mike antwortete, ehe sie sich einschalten konnte. »Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen.« Es war nicht seine Absicht gewesen, Rex Informationen über seine Familie zu liefern. »Sag mir, was du über den Vorfall weißt, und ich gehe und lasse mich nie wieder blicken. Ich nehme mal an, das ist ganz in deinem Sinne.«
Rex verzog verärgert das Gesicht. »Du hast keinen blassen Schimmer, was in meinem Sinne ist – oder war – und was nicht.« Es folgte ein bedeutungsschwangeres Schweigen. »Manchmal tun wir eben Dinge, weil wir sie tun müssen und nicht, weil wir sie tun wollen.«
Mike verdrehte die Augen. Er war nicht quer über den Kontinent geflogen, um seinen Vater in Rätseln sprechen zu hören. Wenn er seine Zeit vergeuden wollte, konnte er das auch an den Spieltischen der Casinos tun.
Trotzdem startete er einen letzten Versuch. »Das Geld«, erinnerte er Rex. »Zehntausend Dollar in markierten Scheinen, gefunden im Kofferraum eines Wagens, den du damals wegen Überschreitung des Tempolimits angehalten hast. Kommt dir das bekannt vor?«
Rex haute mit der flachen Hand auf den Tisch, so kräftig, dass er wackelte. »Lass gut sein, Sohn .«
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst mich nicht so nennen.« Allein die bloße Gegenwart von Rex Bransom verlieh Mike das Gefühl, ein unerwünschter kleiner Knirps zu sein. Zum Teufel mit diesem vermaledeiten Fall, der ihn gezwungen hatte, seinen leiblichen Vater aufzusuchen! Statt darüber nachzudenken, was dieser Mann alles nicht für ihn getan hatte, hätte er sich lieber bewusst machen sollen, was er Simon verdankte.
Wie auch immer, er hatte die Nase voll. »Das war eine totale Zeitverschwendung«, sagte er, erhob sich und drehte sich zu Cara um. »Komm, wir gehen.«
Sie nickte, und er wusste es sehr zu schätzen, dass sie die Sache ihm zuliebe nicht weiter in die Länge zog.
Zu seiner Überraschung stand Rex ebenfalls auf. »Du wirst mir das wahrscheinlich nicht glauben, aber es war schön, dich kennenzulernen.«
»Mit dieser Meinung bist du allerdings allein auf weiter Flur«, brummte Mike.
Ein Anflug von Enttäuschung huschte über das Gesicht seines Vaters, doch er hatte sich sofort wieder im Griff. »Freut mich, dass du dein Mädel mitgebracht hast. Hübsches Ding. Sieh zu, dass du nicht dieselben Fehler machst wie ich.«
»Keine Sorge. Ich wende mich nicht einfach von den Menschen ab, die mir am meisten bedeuten«, sagte Mike.
Damit packte er Cara am Arm und bugsierte sie nach draußen, ohne sich noch einmal umzusehen.
Mike bebte förmlich vor Wut und Anspannung, und Cara hatte keine Ahnung, wie sie ihn dazu bringen konnte, sich etwas zu beruhigen. Sie wusste nicht einmal so recht, ob er das überhaupt wollte. Schweigend kehrten sie in ihr Hotelzimmer zurück, wo Mike schnurstracks zur Bar ging, um sich einen Drink einzuschenken und ihn in einem Zug zu leeren.
»Mike?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt.«
Es gefiel ihr nicht, dass er sich vor ihr zurückzog, aber sie konnte es nachvollziehen. Nun, wenn er nicht darüber reden wollte, musste sie sich wohl oder übel damit abfinden. Sie hatte es zumindest versucht.
Wortlos zog sie eine Schublade auf, holte das Nachthemd heraus, das sie mitgebracht hatte, und ging ins Bad. Nach dem Aufenthalt in der verrauchten Bar verspürte sie das Bedürfnis, sich zu duschen, ehe sie ins Bett ging.
Sie zog sich aus und trat in die luxuriöse Duschkabine. Es dauerte eine Weile, bis sie herausgefunden hatte, welche der zahlreichen Hebel sie betätigen musste, um die Regenwalddusche in Gang zu bringen, aber schließlich hatte sie es geschafft. Das Wasser, das ihr über den Rücken strömte, wärmte sie zumindest von außen – innerlich war ihr nach Mikes Zurückweisung kalt. Sie hatte ihn nach Vegas begleitet, um ihm zu helfen, und nachdem er ihr Angebot angenommen hatte, war seine schroffe Reaktion vorhin doch etwas unerwartet gekommen, so gut sie sie auch verstehen konnte.
Während sie sich mit dem fruchtig duftenden Hotelduschgel einseifte, sann sie über die Begegnung mit Rex Bransom nach. Der Mann war sogar noch verschlossener als Mike. Einmal abgesehen von der anfänglichen Überraschung hatte er sich kein einziges Mal anmerken lassen, was in ihm vorging. Und um der Frage nach dem ungeklärten Fall auszuweichen, hatte er sich
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