Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
ändern.«
Cara atmete tief durch. »Stimmt. Aber du solltest die Gefühle, die er bei dir ausgelöst hat, auch nicht einfach unter den Teppich kehren.«
»Das Einzige, was ich fühle, ist, dass ich am liebsten sämtliche Verbindungen zu ihm ein für alle Mal kappen würde, was allerdings etwas schwierig zu bewerkstelligen sein dürfte, weil sein Blut durch meine Adern läuft.« Er schämte sich für den sarkastischen Unterton, aber es war zu spät.
»Mike …«
»Hör zu, ich weiß, du bist für mich da, und ich bin dir dankbar dafür«, unterbrach er sie, ehe sie Salz in die Wunde streuen konnte, die sein Vater aufgerissen hatte. So gut sie es auch meinte, er hielt es nicht aus. »Aber ich muss das allein bewältigen.«
»Okay.« Sie nickte. »Kann ich aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen.«
Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass sie das wirklich konnte, weil sie Ähnliches durchgemacht hatte. Seltsamerweise war ihm die Vorstellung, dass sie bei der Bewältigung ihrer Probleme auf sich gestellt gewesen war, ein Gräuel, obwohl er gerade genau dasselbe Recht für sich beansprucht hatte.
»Es wird Zeit, dass wir nach Hause fahren«, murmelte er.
»So schlimm?«, fragte sie leichthin.
»Nicht, wenn du bei mir bist.« Er drückte sie an sich. »Ich will bloß weg von hier.«
»Auch das kann ich gut verstehen. Also meinetwegen können wir jederzeit abreisen. Du hast mir die schönsten Seiten von Las Vegas ja bereits gezeigt.« Mike konnte ihr Gesicht nicht sehen, weil sie mit dem Rücken zu ihm dalag.
Er wickelte eine Strähne ihrer Haare um den Finger und hatte ein schlechtes Gewissen. Statt sich auf die kommenden vierundzwanzig Stunden mit ihr zu freuen, wollte er den Bundesstaat, in dem sein Vater lebte, lieber möglichst rasch verlassen.
Er tippte ihr auf die Schulter. »Zieh dich an und komm mit.«
»Wohin denn?«
Es gab eine Sehenswürdigkeit, die sie noch nicht besucht hatten. »Wir gehen raus und sehen uns die Light Show in der Freemont Street an.« Er selbst konnte zwar darauf verzichten, aber er erinnerte sich noch lebhaft daran, wie aufgeregt sie gewesen war, als sie darüber gesprochen hatten.
»Bist du sicher? Wir könnten auch einfach die Fluglinie anrufen und den nächsten Flieger nach Hause nehmen.«
»Erst, nachdem du die Show erlebt hast.« Er rollte sie auf den Rücken und begrub sie unter sich. »Ich kann’s kaum erwarten, dein Gesicht zu sehen.«
Kapitel 12
Nach der Rückkehr aus Las Vegas wollte Mike erst einmal ordentlich ausschlafen, und er bestand darauf, dass Cara dasselbe tat. Sie nahmen sich beide ein paar Tage frei, und sobald er sich wieder einigermaßen wie ein Mensch fühlte, verabredete er sich mit Sam und Erin im Family Restaurant zum Mittagessen.
Als er – wie üblich als Letzter – eintraf, stand das Essen bereits auf dem Tisch, und seine Geschwister erwarteten ihn mit besorgter Miene.
»Also hör mal, neulich hast du uns via SMS mitgeteilt, dass du nach Vegas fliegst, um dich mit Rex Bransom zu treffen, und dann meldest du dich tagelang nicht mehr«, rügte ihn Erin. Sie klang genau wie ihre Mutter.
Mike ließ sich auf dem Platz ihr gegenüber nieder. »Tut mir leid. Ich wollte euch nicht beunruhigen.«
»Wie ich höre, hast du sogar Cara mitgeschleppt«, stellte Sam fest. Es klang vorwurfsvoll.
»Das war allein ihre Idee«, erklärte Mike gepresst.
»Lass ihn in Ruhe, Sam«, wies Erin ihren Bruder zurecht.
»Nein. Wir bringen diese Unterhaltung jetzt ein für alle Mal hinter uns«, sagte Mike. Seit er mit Cara zusammen war, gab es Spannungen zwischen Sam und ihm, und Mike war es allmählich leid, so zu tun, als wäre alles in Butter. »Willst du Cara für dich allein? Ist es das?«, fragte er seinen Bruder.
»Nein.« Sam schob kämpferisch das Kinn nach vorn. »Ich will nur, dass du nicht auf ihren Gefühlen herumtrampelst. Weil ich nämlich genau weiß, was passieren wird. Früher oder später wirst du wieder abhauen, wie immer.«
Mike stöhnte. »Ich kann dir nur versichern, dass ich vom ersten Tag an offen und ehrlich zu ihr war.« Er ballte unter dem Tisch die Hände. »Ich will genauso wenig wie du, dass sie verletzt wird.«
Sam atmete aus. »Das glaub ich dir ja. Aber ich … Ihr Vater ist ein Schwein, und ihre Mutter lässt sich alles von ihm gefallen. Cara hatte noch keine richtig lange Beziehung, weil sie normalerweise niemanden an sich heranlässt, aus Angst, verletzt zu werden. Aber bei dir ist sie anders.« Er schüttelte den Kopf.
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