Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
Rock und ihre Cowboystiefel, die vor allem deshalb ihre Lieblingsschuhe waren, weil sie es ihr ermöglichten, sich ihre kleine Glock um den Knöchel zu schnallen. Die Mitnahme von Waffen im Flugzeug war kein Problem, solange sie keine Munition dabeihatten, und sie hatten sich diesbezüglich tagsüber eingedeckt, weil ihnen beiden wohler war, wenn sie gerüstet waren.
Während der Fahrt im Aufzug gab sich Mike wortkarg, und Cara ließ ihn in Ruhe. Im Foyer angekommen ergriff er ihre Hand und umklammerte sie. Die meisten anderen Hotelgäste waren bedeutend schicker angezogen als sie, viele der Frauen trugen Stöckelschuhe und kurze, mit Pailletten bestickte Kleidchen.
Doch im Shots, das sich abseits des Strip befand, fielen sie mit ihren legeren Klamotten nicht weiter auf.
In dem schäbigen Lokal herrschte, ganz anders als in Joe’s Bar, eine düstere und beklemmende Atmosphäre – die Beleuchtung war dürftig, und die Gäste wirkten derart zwielichtig, dass sich selbst Cara, die erfahrene Polizistin, unwohl in ihrer Haut fühlte.
Als hätte er ihr Unbehagen gespürt, tappte Mike nach ihrer Hand und zog sie hinter sich her durch die Menge. Cara wusste nicht, was er vorhatte, und sie hatte ihn nicht danach fragen wollen, sondern beschlossen, es einfach auf sich zukommen zu lassen.
Mike sah sich in der verrauchten, schummrigen Bar um und fragte sich, ob er seinen alten Herrn wohl auf Anhieb erkennen würde. Seine Mutter hatte keine Fotos von ihm aufbewahrt. Gut, er hätte natürlich in alten Jahrbüchern der Schule oder bei Google recherchieren können, aber irgendetwas hatte ihn stets davon abgehalten. Wahrscheinlich hatte er intuitiv geahnt, dass früher oder später der Tag der Abrechnung kommen würde. Er spähte hierhin und dorthin, ließ mit gerümpfter Nase den Blick über die Anwesenden gleiten. Gerade als er sich an die Bar wenden wollte, um etwas zu trinken zu besorgen, drang aus einer Ecke das dröhnende Lachen eines Mannes an sein Ohr, und er wusste , dass es das seines Vaters war.
»Was ist los?«, fragte Cara.
»Wie kommst du darauf, dass irgendetwas ist?«
»Na, du zerquetschst mir fast die Finger.« Sie entzog ihm ihre Hand und schüttelte sie.
Er runzelte die Stirn. »Da drüben«, sagte er und deutete mit dem Kopf in die Richtung, aus der das Gelächter gekommen war.
Cara schnappte nach Luft. »Er sieht genauso aus wie du!«, staunte sie.
Mike nickte. Ja, so in etwa würde er wohl in gut zwanzig Jahren aussehen. Aber die Ähnlichkeit schien rein auf das Äußere beschränkt zu sein und erstreckte sich offenbar nicht auf ihre Persönlichkeit: Rex saß in der Ecke und hielt Hof – anders konnte man es nicht beschreiben. Er war von Leuten umringt, die förmlich an seinen Lippen hingen, während er mit tiefer Stimme eine Anekdote zum Besten gab. Neben ihm saß eine junge Frau, die keinen Tag älter als zweiundzwanzig war. Sie trug ein Schlauchtop, das ihren großen Brüsten herzlich wenig Halt gab. Ihre blond gefärbten Haare waren hochtoupiert, ihr Gesicht von einer dicken Schicht Make-up bedeckt. Beides diente wohl dazu, sie etwas älter wirken zu lassen, als sie tatsächlich war.
Mike steuerte wie in Trance auf seinen Vater zu, wobei er Cara hinter sich her zog – er würde sie auf gar keinen Fall hier stehen lassen, wo sie womöglich von irgendeinem Trottel angemacht wurde.
Mit jedem Schritt, den er sich ihm näherte, wurde die Stimme lauter. »Und dann hab ich gesagt: Entspann dich und überlass das mir, denn Onkel Rex ist der Profi, und der kauft dir alles, was das Herz begehrt, stimmt’s, Baby?«
Mike spürte Übelkeit in sich aufsteigen. »Und dann schwängerst du sie und lässt sie einfach sitzen, stimmt’s?«, spie er das Erstbeste heraus, das ihm durch den Kopf ging, dabei meldete er sich sonst nie unüberlegt zu Wort.
Rex, der eben die Flasche zum Mund geführt hatte, erstarrte mit weit aufgerissenen Augen mitten in der Bewegung und hätte sich beinahe an seinem Bier verschluckt, als er Mike erblickte. »Verzieht euch, Leute«, befahl er und wedelte mit der Hand, worauf sich sein Hofstaat murrend aus dem Staub machte. Alle bis auf die junge Blondine, die schlangengleich die Gliedmaßen um ihn geschlungen hatte.
»Du auch, Baby.«
»Ach, komm schon, Rexie!«, protestierte sie und schmiegte sich an ihn in dem Versuch, ihn umzustimmen.
Mike betrachtete seinen Vater mit unverhohlenem Abscheu.
»Geh.« Rex befreite sich aus ihrer Umarmung und erhob sich.
Die junge Frau
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