Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
murrte noch etwas, machte sich dann aber vom Acker. »Ich warte an der Bar auf dich!«, flötete sie ihm noch über die Schulter zu.
Rex ließ Mike nicht aus den Augen. »Mein Sohn.«
Mike warf betont lässig einen Blick über die Schulter, ehe er antwortete. »Meinst du mich? Wohl kaum; denn der einzige Mensch, der das Recht hat, mich so zu nennen, ist Simon Marsden.«
»So ist das also«, sagte Rex mit versteinerter Miene. Nur das Zucken eines Augenlides ließ darauf schließen, was in ihm vorging.
»Wie sollte es sonst sein?«
Rex nickte und musterte Mike mit einem gewissen Maß an Respekt. »Setz dich doch.« Er deutete auf einen der Stühle, die seine Lakaien freigemacht hatten.
Mike verschränkte die Arme vor der Brust und ignorierte die Aufforderung.
»Wer ist denn die hübsche Lady?«, erkundigte sich Rex und beäugte Cara eine Spur zu eingehend für Mikes Geschmack.
»Cara Hartley«, stellte sich Cara vor und machte einen Schritt nach vorn, doch Mike streckte den Arm aus, um sie daran zu hindern, dass sie weiterging oder Rex sogar die Hand schüttelte.
»Sie hat dich nicht zu interessieren«, schnarrte er.
»Du bist also nicht bloß gekommen, um deinem alten Herrn mal freundlich Hallo zu sagen. Warum verrätst du mir nicht, was dich hierherführt?«
Es war an der Zeit, mit dem wahren Grund für seine Reise nach Vegas herauszurücken und Rex Bransom zu fragen, was er sich vor dreißig Jahren in Serendipity hatte zuschulden kommen lassen. Mike beschloss, jetzt doch Platz zu nehmen und zog einen Stuhl für Cara herbei, ehe er sich neben ihr niederließ.
»Warum zum Teufel belästigst du Ella?«, platzte er ohne es zu wollen heraus. Rex blinzelte. »Hat sie das gesagt? Dass ich sie belästige?« Es klang verwundert und auch ein klein wenig gekränkt.
»Das ist meine Interpretation.« Mike spürte ein Pochen in seiner linken Schläfe und lehnte sich zurück, als sein Vater den Oberkörper nach vorn beugte.
»Ist dir je in den Sinn gekommen, dass es mich interessieren könnte, wie es meiner Familie geht?«, fragte Rex, und es klang erstaunlicherweise sogar einigermaßen aufrichtig.
Cara stieß einen Laut der Verblüffung hervor, und Mike biss die Zähne zusammen.
»Familienmitglieder verschwinden nicht einfach neunundzwanzig Jahre lang«, fauchte er.
Zugegeben, er war neugierig auf seinen Vater gewesen, aber wie er bereits vermutet hatte, enttäuschte ihn, was er nun sah. Er beschloss, gleich zur Sache zu kommen, um die unerfreuliche Begegnung möglichst rasch hinter sich zu bringen. »Ich bin nur hier, weil ich Informationen zu einem Fall brauche, mit dem du 1983 irgendwie zu tun hattest. Es geht um zehntausend Dollar in markierten Scheinen, die seither in der Asservatenkammer von Serendipity herumliegen. Na, klingelt’s da bei dir?« Er ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen, darum bemüht, sich auch ja keine Gefühlsregung entgehen zu lassen.
Rex grunzte abschätzig, aber der Schock war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Ist in diesem gottverlassenen Nest etwa so wenig los, dass die Cops nichts Besseres zu tun haben als ein paar verstaubte alte Fälle neu aufzurollen?«
Gottverlassenes Nest? Diese Ausdrucksweise illustrierte deutlich, dass Rex es damals kaum hatte erwarten können, Serendipity und seine Bewohner zu verlassen. Und war es Mike nicht ganz ähnlich ergangen? Bloß, dass er in Atlantic City gelandet war – einer Stadt, die Vegas nicht ganz unähnlich war. Mit dem Unterschied, dass Mike eine anständige Arbeit hatte, während sich Rex den Informationen des Privatdetektivs zufolge mit Gelegenheitsjobs für die hiesige Polizei über Wasser hielt. Mit anderen Worten, er war ein Tagelöhner, der fürs Schnüffeln bezahlt wurde. Bei dem Gedanken verkrampfte sich Mikes Magen erneut.
»Und deswegen hast du den weiten Weg nach Vegas auf dich genommen?« Ehe Mike antworten konnte, rief Rex in Richtung Bar: »Sal, noch einen Scotch. Pur.«
So, so. Als es vorhin um seine »Familie« gegangen war, hatte er keinen neuen Drink benötigt, aber jetzt, da Mike auf den ungeklärten Fall zu sprechen gekommen war …
»Warum wendest du dich mit deinen Fragen nicht an den Mann, den du Dad nennst?«, fragte Rex jetzt.
Mike straffte die Schultern. »Du meinst den Mann, der für dich in die Bresche gesprungen ist, als du dich vor deinen Pflichten gedrückt hast? Den wollte ich auf gar keinen Fall damit behelligen. Nicht nach allem, was er in letzter Zeit durchgemacht hat.«
Rex zuckte
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