Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
Vom Netzwerk:
vertrugen beide nichts.
    Als sie endlich fertig war, hatte sie das Gefühl, als wäre sie dünnhäutig und leer. Irritiert bemerkte sie, dass sie noch immer ihre Haare krampfhaft im Nacken zusammenhielt, während Ben einen Lappen anfeuchtete und ihr damit den Mund säuberte. Sie war nicht mehr betrunken genug, um sich nicht erinnern zu können, wann er das letzte Mal mit einem Lappen dafür gesorgt hatte, dass sie sauber wurde und geblieben war, als sie ihn brauchte. Genau wie jetzt. Wie hätte sie denn nicht Angst davor haben sollen, so jemanden wieder zu verlieren? Also ließ sie sich einfach auf ihn sinken, auch wenn sie sich gerade richtig eklig fühlte. Aber duschen stand nicht zur Diskussion. Sarah war völlig fertig. Sie hätte nicht überreagieren dürfen, hätte nicht am Morgen davonlaufen sollen. Hätte nicht … hätte nicht …Was wollte sie denken? Ihre Gedanken verloren den Faden. Ihr Bewusstsein ebenso. Sie musste schlafen.
    Nur zwei Dinge nahm sie wahr: Das ständige Rascheln von Papier und warmer Atem, der ab und an über ihr Gesicht hauchte. Dann fiel sie in einen tiefen komaähnlichen Schlaf.

Kapitel 17
    Was von einem fehlt
     
     
     
    B en,
    es ist jetzt einen Monat her, seit du verschwunden bist. Seit du …tot bist. Und ich kann es immer noch nicht glauben. Jeden Morgen werde ich wach und für einen kurzen Moment, noch bevor ich die Augen öffne, bin ich mir sicher, dass du bei mir liegst und wir noch im Kastell sind. Doch dann schlage ich die Augen tatsächlich auf, sehe die Umrisse meiner Bruchbude und alles löst sich in Nichts auf.
    Wo du warst, ist nur noch eine schmerzende, klaffende Leere, die mich mehr und mehr ausfüllt. Hab ich dich wirklich gekannt? Es gab so viel, was ich nicht über dich wusste und jetzt nie erfahren werde. Ich muss dir etwas gestehen. Manchmal vermisse ich dich so sehr, dass ich mit dir rede, meistens nur in Gedanken. Doch in letzter Zeit fange ich an, die Sätze an dich laut zu vollenden. Ist das Wahnsinn, mit jemandem zu reden, der nicht da ist? Weil er tot ist. Mir macht es jedenfalls eine Scheißangst! Also versuche ich, es nicht zu tun, es zu verdrängen und diese gefühllose Fassade, die ich jetzt beginne in der Außenwelt zu tragen, nach innen zu kehren. Denn ich möchte nicht mehr fühlen müssen. Es schmerzt zu sehr. Du schmerzt zu sehr!
     
    Ben, Ben, Ben …
    Peng, Peng, Peng. Genauso fühlt es sich an. In meinem Kopf, in meinem Magen, in meinem Herzen. Jede Minute. Mein Kopf dröhnt, meine Hände zittern und ich bin vom ständigen Weinen so erschöpft, dass ich nicht schlafen kann. Seit drei Tagen geht es nun schon so. Ich bin am Ende, Ben. Wie konntest du zulassen, dass sie dich mitnehmen? Dass sie dich töten? Wie konntest du mir so was antun? Ich bin ein Wrack! Deinetwegen. Gestern konnte ich nicht mal die Kraft finden, mich vom staubigen Hotelboden hochzuziehen, um auf dem Bett weiterzuflennen . Dieses Bild! Ich bekomme das Bild nicht aus dem Kopf, wie sie dich in diesem schrecklichen Auto von mir wegbringen und ich nicht einmal richtig dein Gesicht sehen kann. Ich möchte ja gar nicht schlafen, weil ich weiß, dass ich dann von dir träume, aber das ertrag ich nicht. Wieso tu ich das hier? Wieso schreibe ich einen Brief an einen … Toten? Das alles ändert nichts. Es hilft nicht.
    Weil du nicht mehr da bist. Nie wieder.
    Du wirst nie wieder da sein. Wozu atme ich noch? Wieso habe ich bloß überlebt? Wie konntest du nur die Folter überstehen, ehe sie dich … ohne zu verraten, wo ich bin oder wie sie mich finden? Aber was rede ich da, du wusstest es ja selbst nicht. Oh, Ben! Wenn ich nur daran denke, was sie dir alles angetan haben müssen. Ich hätte einfach zulassen sollen, dass sie mich auch töten. Dass mich der Fluss verschluckt. Dann würde ich mich nicht mehr so schrecklich allein fühlen. Gott, Ben, was fang ich bloß mit mir an?
    Du und dein schmutziges Geld haben dafür gesorgt, dass ich eine Weile weitermachen kann, dabei weiß ich nicht mal, ob ich das überhaupt will. Ich weiß nur, dass ich in meinem jetzigen Zustand keine Woche durchhalten werde. Dann denke ich, wenn sie mich finden und töten, dann war dein Opfer umsonst. Vielleicht sollte ich nicht für mich am Leben bleiben, sondern für dich, da du es so wolltest. Aber Ben, wollte ich das je? Du bist der Einzige, der es weiß. Wir haben nie darüber gesprochen, aber du hast die Narben an meinem linken Handgelenk gesehen. Wie hätte jemand wie du sie übersehen können?

Weitere Kostenlose Bücher