Kuess mich toedlich
eingeschlafen war, und ließ alles hinter sich. Ein paar Stunden lang.
Ben wurde wach. Er lag allein in Sarahs Einzelbett, fest in ihre dicke Decke gehüllt. Der Geruch von Sex lag noch in der Luft, und die Bettwäsche verströmte Sarahs Geruch, doch alles andere war längst verschwunden, sie, ihre Kleidung und anscheinend sein Verstand. Hatte er gestern wirklich mit ihr geschlafen? Hatten sie sich gestern Nacht dermaßen vergessen, dass sie nicht eine Sekunde lang an Verhütung gedacht hatten? Sein Unterleib pochte immer noch von den Spuren der Nacht, und er wollte dieses Gefühl genießen, doch ihre Abwesenheit und die Panik über seine Verantwortungslosigkeit ließen beides nicht zu. Wut kroch hoch, und er stemmte sich aus dem Bett. Er duschte nachlässig und zog sich die Klamotten an, die er vom Boden aufsammelte. Sein ausgezeichnetes Gedächtnis verriet ihm, dass Sarah laut Terminplaner jetzt im Schwimmbad sein musste, und dass sie offensichtlich einfach so auf Alltag machte und ihn zurückgelassen hatte wie einen unbedeutenden One - Night -Stand, gefiel ihm gar nicht. In finsterer Stimmung verließ er ihre Wohnung und ging ins nächstgelegene Schwimmbad, an dessen Adresse er sich dank ihres Planers erinnerte.
An der Kasse fragte er eine irritierte ältere Dame nach einer jungen Rothaarigen, die hier eventuell trainierte. Die schlanke Frau Mitte vierzig wollte ihn zunächst hinhalten, offenbar hatte sie vor, mit ihm zu flirten. Ben unterdrückte ein Stöhnen, ging auf ihren lahmen Versuch ein und bekam heraus, dass sie im Trainingsbecken auf Bahn drei, ihrer üblichen Bahn, schwamm. Mühsam versuchte er, sein Temperament im Zaum zu halten, aber es blieb bei einem Versuch.
Voll bekleidet stürmte er an irritiert dreinblickenden Badegästen vorbei, die sich lautstark über sein Auftreten beschwerten. Doch als er vor Bahn drei ankam, war kein Schwimmer darin zu sehen. Sie musste bereits gegangen sein. Das hieß, Sarah müsste sich noch im Damenbereich aufhalten, wo Ben sich nur unter einem großen Aufschrei Zugang verschaffen könnte. Deshalb ging er zurück zur Kasse und wartete darauf, dass sie endlich dort auftauchen würde.
Nach einer halben Stunde war klar, dass er sie irgendwie verpasst hatte. Enttäuscht ging er. Ben wusste nicht, wann ihre Schicht heute begann, also beschloss er, sich Zeit zum Abreagieren zu nehmen und rief eine seiner Kontaktnummern an. »Hi. Hier ist Kai. Gibt es vielleicht heute Arbeit für mich ?«
»Kai ?« , fragte eine tiefe Stimme am anderen Ende überrascht. »Du hast ja schon ewig nicht mehr angerufen. Eigentlich ist es schon ziemlich spät, aber ich habe da noch was .«
»Okay«, zischte Ben ins Handy.
»Du weißt doch noch gar nicht, was es ist .«
»Ist mir egal. Ich brauche nur ein paar Stunden Arbeit .«
»Na schön. Das Solace Hotel braucht noch einen Tellerwäscher .«
»Fantastisch«, log er halb und machte sich auf den Weg.
Um halb fünf Uhr morgens schleppte er sich in Richtung Bar. Das Hotel hatte einen riesigen Empfang veranstaltet und sie hatten jede Hilfe gebraucht, die sie kriegen konnten. Also war er bis zum Schluss geblieben. Verschwitzt und mit abgearbeiteten Händen tauchte die Bar vor seinen müden Augen auf. Selbst am frühen Morgen sah sie nach nicht viel aus. Im Moment war es die beste Alternative, denn er konnte nicht einfach zu ihr raufgehen, dafür war er noch zu wütend und enttäuscht über den einsamen Morgen. Deshalb ging er in die Bar, um sich mit einem Bier oder etwas Härterem zu trösten und den Mut zu finden, ihr gegenüberzutreten. Wieso war sie einfach gegangen? Er fühlte sich beschissen.
*
Die Tür zur Bar ging auf. Sarah nahm es kaum wahr, zu umnebelt und wirr ging es in ihrem Kopf zu. Eigentlich sollte hier niemand mehr sein. Der letzte Gast war vor einer Stunde gegangen. Das war, bevor sie sich die Flasche geschnappt und alle anderen heimgeschickt hatte. Das hier sollte niemand mit ansehen. Ihre Augenlider waren schwer und die Sicht verschwommen. Dennoch bemerkte sie, dass jemand auf sie zukam. Ein großer Kerl mit einem mürrischen Gesichtsausdruck, der Ben zum Verwechseln ähnlich sah. »Ich kenn jemanden, der sieht genauso aus wie du. Gaaanz genau so «, lallte sie und fiel beim Versuch, sich den Mann genauer anzusehen, fast von der Bank. Mist. Das war knapp. Seine Miene wurde richtig fies deshalb. Sarah musste ein hysterisches Kichern unterdrücken. Der Kerl war zu komisch.
»Was zur Hölle hast du mit dir
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