Kuess mich toedlich
nicht, außer daran, am Ufer aufzuwachen, triefnass und sauer, weil es nicht geklappt hatte. Dann bin ich zu dir geschickt worden und war verdammt froh, dass ich es vermasselt hatte …Mittlerweile denke ich, dass es einen guten Grund dafür gibt, dass es bei uns beiden nicht geklappt hat .« Ben versuchte, Sarahs Gefühle in ihrem Gesicht abzulesen, aber sie sah aus, als wäre sie weit weg. »Glaubst du mir nicht ?«
»Doch«, flüsterte sie an seiner Schulter, »aber ich möchte jetzt nicht darüber nachdenken, wie wir beide drauf und dran waren, aufzugeben. Ich möchte an überhaupt nichts denken. Bis ich in drei Stunden auf muss, zu meiner Schicht, will ich nichts weiter tun als das .« Sarah lächelte.
Es schockierte Ben beinahe, denn er konnte sich nicht erinnern, jemals wirklich ihr Lächeln gesehen zu haben, seit er sie aufgespürt hatte. Doch jetzt lag es auf ihrem Gesicht und kam zusammen mit ihrem warmen Körper über ihn.
*
»Folgt er dir? Oder kommt er jetzt jedes Mal mit, wenn du arbeitest ?« Tarek lehnte sich näher an Sarah und streifte ihren Unterarm, als wäre der Tresen zu klein. Tarek war voll von widersprüchlichen Gefühlen: Misstrauen, Mitgefühl, Vorsicht und Enttäuschung. Mit diesem Emotionscocktail beladen, der Sarah Migräne verschaffte, behielt er Ben im Blick, der mit einer Zeitung beschäftigt dasaß. Sarah beunruhigte, was sie von Tarek empfing.
»Nein, er folgt mir nicht. Wir sind nur …« Sarah zögerte.
»Ihr seid nur, was ?«
»Wir sind nur irgendwie …zusammen .« Um Tareks Miene zu lesen, brauchte Sarah ihre empathischen Fähigkeiten nicht. Er hielt es für einen Fehler. Die Sache gefiel ihm nicht. »Zerbrich dir nicht meinen Kopf, mein Freund«, wies Sarah ihn streng zurecht.
»Aber einer von uns muss doch seinen Kopf benutzen«, hielt er dagegen und versuchte, seinen Vorwurf mit einem aufgesetzten Lächeln abzumildern. Sarah warf ihm einen vernichtenden Blick zu, eine Spezialität von Lara. Tarek hob abwehrend seine Hände. »Einer muss auf dich aufpassen, Lara. Auch wenn du den fiesesten Blick drauf hast, den ich kenne.« Er zog an ihren geflochtenen Zöpfen, was sie zum Lachen brachte.
Ben warf ihnen einen irritierten Blick zu. War er eifersüchtig? »Lass das, du Spinner !« , sagte sie zu Tarek, als sie gehen wollte, um sich um die Gäste zu kümmern. Sie legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter und wünschte, sie hätte es nicht getan. Nun wusste sie mindestens genauso klar wie er, wie sehr er sich wünschte, an Bens Stelle zu sein. So eindeutig waren Tareks Gefühle früher nie gewesen, doch jetzt, wo Ben aufgetaucht war, wurden die Umrisse seiner Sehnsüchte immer klarer und drängender. Das gefiel ihr nicht. In diesem Moment begriff Sarah, dass sie gehen musste. Sie würde mit Ben darüber reden und gemeinsam könnten sie sich überlegen, wie es weitergehen würde. Der Gedanke machte sie traurig. Tarek war ihr wichtig, sein warmer dunkler Blick, die stolze Haltung und seine echte Freundlichkeit würden ihr fehlen. Dennoch hatte der Gedanke etwas Befreiendes, nicht mehr in diesem winzigen Zimmer leben zu müssen, in dem sie die schlimmsten Nächte ihres Lebens verbracht hatte, in dem sie gegen die beginnende Tablettenabhängigkeit gekämpft und Ben Nacht für Nacht verloren gegeben hatte.
Dadurch bekam die Idee, abzuhauen und mit Ben neu anzufangen einen süßen Geschmack. Mit einem breiten Grinsen, das ihr fast schon peinlich war, drückte ihre Hüfte die Schwingtür zur Küche auf, in der ein ertappt wirkender Mario sein Handy in der Tasche verschwinden ließ. Da war etwas über sein Gesicht gehuscht, das Sarah nicht benennen konnte, ihr Grinsen dennoch vertrieb. Der Zwang, ihn absichtlich anzufassen, war plötzlich da, aber sie hielt sich zurück. Sie hatte sich geschworen, es nicht bei ihren Kollegen zu tun. Schließlich war es schon schlimm genug, wenn sie in Tareks Innerem regelmäßig rumschnüffelte, um alles unter Kontrolle zu halten. »Entschuldige, ich wollte dich nicht stören .«
»Schon okay, ich habe nur mit mia Mama telefoniert .« Mario lächelte sie breit an, ganz der italienisch ergebene Sohn. Sarah nickte, als würde sie genau verstehen, wie es ist, mit einer Mutter zu reden, was eine glatte Lüge war. Ihre Mutter war abgehauen, als ihr alles zu viel wurde.
Als Sarah zu viel wurde.
Mario ging zum Tresen und versorgte die paar Leute, die dort saßen, mit Alkohol, während der Koch Sarah schwere Teller reichte. Mit
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