Kuess mich toedlich
mich um einen der zwei vor uns kümmern .«
Er kniff die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Ich bin nicht mehr die hilflose, kleine Bücherfee. Schon vergessen ?« Ohne auf seine Reaktion zu warten, wie von einem plötzlichen Adrenalinrausch beherrscht, schien sie ihm etwas beweisen zu wollen. Sarah schnappte sich zwei der intakten Whiskeyflaschen und warf sie auf den Kerl vor ihr. Oder eher, auf den Standort, wo sie den Mann vermutete. Als Ben sie an ihrem Hemd zurückziehen wollte, nutzte er den Moment und warf das Messer auf den Kerl am Eingang. Die Klinge bohrte sich tief in seine Eingeweide und er schrie auf. Ein Neuling! Ein erfahrener Jäger hätte anders reagiert. Der Spinner ließ die Waffe fallen und stolperte aus der Bar. Ben beobachtete ihn mithilfe seines Spiegelstücks. Als er es schwenkte, sah er, dass eine von Sarahs Flaschen dem Jäger am Kopf eine Platzwunde verpasst hatte. Nicht viel, aber er war dennoch beeindruckt, auch wenn er ihr gleichzeitig dafür den Hals umdrehen wollte.
»Das war’s jetzt«, brüllte der Kerl mit der Kopfwunde. Er war größer und breiter als sein Mitjäger . »Jetzt mach ich dich fertig, kleine Schlampe .«
Sarahs Lippen pressten sich fest aufeinander. Ben nahm ihre Hand und drückte sie in die hinterste Nische der Bar. Genau, wie er vermutet hatte, kam der erste Jäger um die Ecke und hielt seine Waffe auf Ben gerichtet.
*
Alles geschah so schnell, dass Sarah es kaum mitverfolgen konnte. In dem Moment, als der große Jäger vor ihr auftauchte und die Waffe auf sie abfeuern wollte, riss Ben den Sodaschlauch von der Spüle und spritzte ihm ins Gesicht, bevor er sich auf ihn stürzte. Eine Kugel wurde abgefeuert, prallte vom Tresen ab und jagte als Querschläger durch den Raum. Sarah wollte gerade Ben zu Hilfe kommen und ebenfalls auf den riesigen Mann einschlagen, da fühlte sie, wie Ben sie zurückstieß. Ihr Schädel schlug heftig gegen die Wand. Mit verschwommenem Blick sah sie den zweiten Mann auf den Tresen springen. Noch bevor er auf Ben oder sie schießen konnte, platzte ihr fast das Trommelfell und sie zuckte zusammen. Ein Loch tauchte wie aus dem Nichts in seiner Brust auf. Sarah stemmte sich hoch und stieß den Mann mit dem Loch in der Brust zurück. Er fiel von der Bar und knallte auf den Boden. Als sie endlich wieder klarer sehen konnte, entdeckte sie Ben, der immer noch mit dem großen Jäger rang. Die Waffe lag für beide außer Reichweite. Sie musste etwas tun, Ben helfen. Sie kletterte über die Bar. Splitter bohrten sich dabei in ihre Handflächen, die sie kaum spürte, was sie seltsamerweise erschreckte. Sarah zwang sich, den Leichen nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu widmen, und lief zur Waffe. Sie nahm die schwere Pistole und richtete sie auf Ben und den fremden Jäger, die sich wild prügelten. Als sie endlich sicher war, schießen zu können, fühlte sie einen scharfen Schmerz in der Schulter. Ohne zu wissen, wieso, drehte sie sich um. Ein blonder hübscher Junge stand in der Tür mit einer Pistole. Als sie sicher war, er würde auf sie schießen, hob sie den Arm und drückte ab. Sein Schädel prallte gegen die Tür und hinterließ Hirnmasse. Sie hatte ihn erschossen. Sie hatte jemanden getötet. Ihr Magen krampfte sich eiskalt zusammen. Als sie sich endlich wieder daran erinnerte, dass sie eigentlich Ben helfen wollte, sah sie, dass der Kerl, mit dem er gekämpft hatte, längst erledigt war. Sein Gesicht war nur noch als blutig geschlagener Klumpen zu erkennen. Das war Ben. Ben konnte jemanden so zurichten. Und sie konnte jemanden erschießen.
All das Training kam ihr sinnlos und kindisch vor – mit der Waffe in der Hand, als Überlebende eines Anschlags der Familie. Sie waren doch am Leben, wieso starrte sie Ben an, als wäre gerade der Teufel aufgetaucht, um sie zum Tanz aufzufordern? Das Brennen in ihrer verfluchten Schulter wurde immer schlimmer. Sarah wollte gerade die schwere Waffe auf den Tisch legen, um sich den Schnitt anzusehen, als sie sah, dass ihr linker Arm völlig mit Blut verschmiert war. Bis hinunter zum Handrücken. Panisch sah sie in Bens graue Augen. Jetzt erst erkannte sie die Antwort darin. Der Mann, den sie erschossen hatte, hatte sie zuvor erwischt. Sie hatte keinen Schnitt auf ihrer Schulter von den Glasscherben, sondern eine Schusswunde. Merkwürdigerweise ließ diese Erkenntnis den Schmerz auflodern, als hätte der Schuss sie erst jetzt getroffen. Das Adrenalin ließ nach, damit auch die
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