Kuess mich toedlich
erhöhte Wachsamkeit. Der Blutverlust machte sie schwach und müde. Ihre Knie brachen unter ihr weg. Doch ehe sie aufschlug, fing Ben sie auf, umfasste ihre Taille und stützte sie. Wieso stoppte er die Blutung nicht?
»Ich muss dich hier rausbringen. Einer von ihnen wartet noch da draußen und bestimmt hat er schon Verstärkung angefordert. Erst, wenn der erledigt ist, ist es vorbei. Halt durch !«
Hatte sie etwas gesagt? Sie war sich nicht sicher. Aber Bens Stimme klang herrlich und es war ihr egal, dass da draußen noch ein Killer lauerte, sie wollte nur noch schlafen.
»Nicht einschlafen !« Ben rüttelte an ihr, nahm sich ihre Waffe und ging mit ihr zum Hintereingang. Sie musste schwer sein, denn er stellte sie neben der Tür ab, um mit der Waffe vor dem Gesicht nach draußen zu spähen. »Ich kann ihn nicht sehen. Verdammt !«
*
Ben sah, wie schnell das Blut aus ihr strömte. Ihr Hemd war völlig durchtränkt. »Ich bin so müde .«
»Ich weiß, aber nicht einschlafen .« Sie seufzte wehmütig. Der Klang ihrer Stimme zerriss ihm das Herz. Ben versuchte, seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen, und behielt die gesamte Gasse im Visier. Da oben auf dem Dach sah er eine vage Bewegung. Er riskierte es und schoss auf den Dachvorsprung. Nichts geschah, aber er wusste, er konnte nicht länger warten, sehr bald würde die Polizei auftauchen, und bis der Kerl sich zu erkennen gab, könnte Sarah schon verblutet sein. Also ließ er sie hinter der Tür gelehnt zurück, verließ seine Deckung und machte einen riskanten Schritt nach draußen, um den Jäger anzulocken. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass jemand die Seitengasse betrat, jedoch ohne Waffe. Zu spät. Der Schütze der Familie dachte, es wäre Ben und schoss auf ihn. Der Mann ging zu Boden. Ben hob die Waffe und schoss, während er in das Mündungsfeuer des Schützen starrte. Der hoffentlich letzte Jäger fiel vom Dach. Sein Körper prallte auf die Müllcontainer in der Seitengasse. Ein scharfer Schmerz durchfuhr sein Bein. Verflucht! Als er seine Hose hochzog, erkannte er, dass ihn nur ein Streifschuss getroffen hatte. Er würde humpeln und bluten, aber mehr nicht. Viel wichtiger war Sarah. Als er zurückging, um sie zu holen, lag sie schon auf dem Boden. Ihre Lider flatterten bedenklich und sie roch penetrant nach Blut. Bei ihrem Anblick zog sich Bens Brust zusammen. Er hievte sie hoch, zog sie in die Gasse, in die Nähe des Mannes, den der Jäger der Familie fälschlicherweise an seiner Stelle erwischt hatte, und wollte seine Stoffjacke nehmen, um Sarahs Blutung zu stillen, als er erkannte, wer da lag. »Mist«, stieß er außer Atem hervor, zog ihm dennoch die Jacke aus. Mit einem weiteren Stechen in der Brust sah er, dass Sarah ihn beobachtete, wie er Tareks Hemd auch noch an sich nahm. Sie hatte Tränen in den Augen, ihr blasses Gesicht war völlig fahl, aber sie sagte nichts. Ben wich ihrem Blick aus, knüllte das Baumwollhemd zu einem Bündel zusammen und schloss Tareks Augen.
»Sie dachten, er wäre ich«, war alles, was er dazu sagen konnte. Sie starrte ihn an, obwohl sie so schwach war. Die Tränen rannen ihr übers Gesicht. »Es tut mir leid. Er war dein Freund, aber ich kann es nicht ändern .« Ben lehnte sie zurück an die Wand, wickelte das Hemd zusammen und presste den Stoff fest auf ihre Blutung. Sarah wimmerte laut dabei auf. Sirenen heulten in der Ferne.
»Wir müssen weg«, hauchte sie schwach.
»Ja.« Er zog ihr die Jacke an, nahm sie hoch und versuchte weiterhin, den Hemdstoff fest auf ihre Schusswunde zu pressen.
*
Sarah verlor kurz das Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kam, fand sie sich im Innenhof eines geschlossenen Cafés wieder. Ben hatte sie auf einen der Doppeltische gelegt und hielt ihre Hand. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
»Ich werde es nicht schaffen .« Ihre Stimme klang so dünn, so wenig nach ihr. Ben hielt in der anderen Hand ein Stück Papier. Es sah aus wie eine Visitenkarte. Was hatte er bloß vor?
»Doch, du wirst es schaffen. Ich sorge dafür«, hörte sie ihn sagen, bevor sie erneut das Bewusstsein verlor.
Kapitel 19
Heilende Hände
»D u hast sie gerade noch rechtzeitig zu mir gebracht .«
»Heißt das, sie wird es schaffen ?«
»Ja, gerade mal so. Wenn ich mir das arme Ding so ansehe, weiß ich nicht, ob ich froh darüber bin, dass ich dir meine Nummer gegeben habe oder ob es ein verdammt dummer Fehler von mir war .«
Sie sahen sich nicht an,
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