Kuess mich toedlich
weißt, dass ich mal ein Killer war. Aber eines versichere ich dir, die Frau auf dem Tisch ist unschuldig und muss vor ihnen beschützt werden. Und ich bin da, wo sie ist! Verstanden?« Ben blickte ihn kalt und scharf an. Der Doc nickte. Er hatte auch keine andere Wahl. Ben zwang sich, so gut es ging, zur Ruhe. Dieser Mann war nicht sein Feind. Trotz allem, was gerade geschehen war, war er sich dessen sicher. Deshalb hielt er ihm die Hand hin. »Wir setzen uns jetzt, und ich werde dir alles erklären .« Ben seufzte. »Du wirst mir genauestens erzählen, wieso du diese Tätowierung und ihre Bedeutung kennst .«
Der Doc nahm Bens Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Noch immer zittrig, folgte er Ben in die Küche zu Sarah. Er weckte sie sanft und erzählte, was passiert war. Müde und völlig ausgelaugt hörte Sarah zu, aber selbst zuzuhören schien ihr schwerzufallen.
»Wenn du keiner ihrer Killer bist, wieso hast du …«
»Ich war ja einer von ihnen. Mehr als mein halbes Leben lang. Aber jetzt bin ich auf der Flucht vor ihnen, zusammen mit ihr. Eigentlich hätte ich sie töten sollen, aber ich wollte nicht. Wir haben uns verliebt. Seither sind wir auf der Flucht. Sie haben mehr als einmal versucht, uns zu töten. Mich, weil ich ein Verräter bin und sie …«
»… weil sie anders ist«, vollendete der Arzt Bens Satz.
»Woher weißt du das ?« , kam Sarah Bens Frage zuvor.
Der Doc atmete tief durch. »Mein Name ist Georg, Dr. Stein. Vor zwei Jahren war ich Unfallchirurg im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Ich war ein typischer Chirurg. Arrogant, selbstgerecht und von meinem Job und den OPs besessen. Ich wollte unbedingt zeigen, dass ich der Härteste bin, besser als alle anderen, und hab ständig mehr Nachtschichten eingeschoben. Dabei hätten die, die ich schon hatte, mehr als gereicht. Als ich anfing, mir ab und zu ein paar Aufputschmittel zu verabreichen und merkte, dass dadurch alles leichter von der Hand ging und ich kaum noch Schlaf brauchte, begann ich abzustürzen. Es ging nicht schnell. Nur von Tag zu Tag ein bisschen mehr .«
Sarah wirkte betroffen, sie verstand das Gefühl, von etwas abhängig zu werden, besser als Ben.
»Zu der Zeit, als ich es noch relativ gut im Griff hatte, wurde Angie in meine Abteilung versetzt. Sie war Herz-Thorax-Spezialistin und wir hatten ein Jahr zusammengearbeitet, als wir noch Assistenzärzte waren. Damals war sie für mich nur Angela Weiz , Protegé und Ehefrau von Prof. Dr. Weiz , einem Kerl, der nicht mehr operierte, weil er schon zu reich und zu einflussreich dazu war und sich nur noch in Vorständen und Kommissionen rumtrieb. Deswegen hatte ich sie nicht gemocht, auch wenn sie immer schon eine richtig scharfe Blondine war. Als sie zu uns kam, wirkte sie anders. Ruhig und verständnisvoll. Im Gegensatz zu mir, kümmerte sie sich um die Patienten, und sah in ihnen nicht nur den nächsten spannenden Fall. Zuerst waren wir nur gute Kollegen, auch wenn ich ehrlich gesagt bereits richtig scharf auf sie war. Aber sie war ja mit diesem Arschloch verheiratet und ich hatte keine Zeit für so was. Ich hatte meine Pillen und meine Arbeit, alles, was ich glaubte, zu wollen und zu brauchen. Im Winter hatten wir ein paar schlimme Unfallserien und wir verloren eine ganze Familie und den Unfallverursacher innerhalb weniger Stunden in einer einzigen Nacht. Ich fand Angie heulend in der Vorratskammer. Sonst war das nicht meine Art, aber etwas an ihr machte mich zu einem anderen, besseren Menschen. Ich tröstete sie, hielt sie lange im Arm. Leider fiel ihr dabei auf, dass ich keine Anzeichen von Müdigkeit zeigte, dafür aber ständig zitterte und schwitzte. Also küsste ich sie, zuerst aus Not, aber na ja, was soll ich sagen, das war’s, es hatte mich erwischt wie noch nie. Von da an stahlen wir uns jede freie Minute, um zusammen zu sein. Ich sprach nicht über ihren Mann, und sie sprach nicht über die Beobachtungen, die sie an mir gemacht hatte. Eine Weile war es toll und hätte ich nicht weiterhin die Tabletten eingeworfen, wäre alles anders gekommen. Aber nach einer zehnstündigen OP brach ich im Ruheraum zusammen. Angie fand mich. Alles kam raus, und ich war sicher, sie würde mit mir Schluss machen, mich fallen lassen und den Klinikvorstand informieren. Sie tat nichts davon. Sie küsste mich und sagte bloß, dass wir da einiges vor uns hätten, aber gemeinsam würden wir das schon hinkriegen. In dem Moment wusste ich, dass ich diese Frau liebe .«
»Und was hat
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