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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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er diesen Mistkerl mit den Zähnen zermalmen.
    »Alfred, ich konnte nicht früher weg. Du weißt, dass ich mich nach einer Doppelschicht hinlegen muss, ehe ich mich in ein Auto setzen kann .« Der rechtfertigende, kleinlaute Ton passte nicht zu der stolzen, entschlossenen Frau, die Ben gestern kennengelernt hatte. Diese Ehe als gescheitert zu bezeichnen, war pure Untertreibung. »Ich bin schon unterwegs und bringe ein paar Freunde mit, die ich zum Essen eingeladen habe .« Angie wich nicht vom Plan ab, um alle ins Haus zu bekommen, auch wenn ihr die Anspannung eine besorgniserregende Blässe bescherte, blieb sie standhaft. Ihre Augen wirkten leer.
    »Du weißt, dass ich es hasse, wenn du dieses Klinikpack unangemeldet bei uns durchfütterst«, dröhnte sein scharfer Tonfall durchs Handy.
    »Ich weiß, aber ich habe es ihnen schon so lange versprochen. Sie wollen unbedingt meinen Geburtstag nachfeiern und ich konnte mich nicht mehr rausreden. Es wird nicht lange dauern. Nur ein Essen. Du musst nicht bleiben. Tust du ja auch sonst nicht«, wand Angela ein, als würde es sie verletzen. Etwas, das bestimmt schon sehr lange nicht mehr der Fall war, wenn Ben ihre Miene richtig las. Außerdem genossen glückliche Ehefrauen nicht jede Minute, die sie mit Ex-Kollegen im Schlafzimmer verbrachten, wie es Angie gestern Nacht sehr überzeugend getan hatte. Irgendwie fand Ben die Tatsache geradezu köstlich komisch.
    »Na gut. Von mir aus. Aber schaff sie vor elf aus dem Haus. Morgen habe ich wichtige Leute, die zu einer Besprechung kommen .«
    Drei Augenpaare blickten alarmiert auf Ben. Ein Familientreffen. Schon morgen. Also musste heute alles über die Bühne gehen. Bis morgen sollten sie alle verschwunden sein. Nicht viel Zeit. Ben versuchte, ruhig zu blieben. Es konnte noch immer klappen. Angie verabschiedete sich kühl, um keinen Verdacht zu wecken, und sagte ihm, sie würde gleich da sein. Sie warteten ein paar Minuten und stiegen gemeinsam aus dem Wagen, der hinter einer großen Weide parkte. Die Überwachungskamera der Weiz ’ konnte sie dort nicht auf Band aufnehmen, wie sie zusammen mit Angela angekommen waren. Ben, Sarah und Angie trugen OP-Kleidung, während Doc in Straßenkleidung steckte. Ein Basecap verdeckte sein Gesicht, das Angies Mann sicherlich erkennen würde, wenn er, wie sie ihnen versichert hatte, vor seinem Schreibtisch sitzend die Ankömmlinge auf den Überwachungsmonitoren ausspähte. Als Angie vor der Eingangstür hektisch in ihrer Tasche nach dem Schlüssel kramte, trat Ben dicht an sie heran und nahm ihr die Schlüssel ab. »Beruhige dich! Er muss denken, alles ist normal, bis ich eine Gelegenheit bekomme, ihn mir zu schnappen .«
     
    *
     
    Sarah fand, dass Bens graue Augen kalt und scharf blicken konnten, wenn er es wollte. Wie in dem Moment. Seine Jugend wirkte dazu geradezu grausam unpassend, was Angie bestimmt Angst einjagte, sie aber auch dazu brachte, sich zusammenzureißen. Sarah wollte Bens notwendige Härte etwas abmildern. Sie nahm Angies Hand und hielt sie, bis sie endlich im Haus waren, das nicht nur riesig, sondern geradezu pompös war. Nichts darin schien irgendetwas von Angela widerzuspiegeln. Sie hatte sich in diesem Palastkäfig bestimmt vom ersten Tag an unwohl gefühlt. Die Einrichtung wirkte kalt und abweisend.
    »Ich bin zu Hause! Ich möchte dir ein paar Freunde vorstellen«, rief Angie der riesigen Halle entgegen, in der niemand zu sehen war. Vom ersten Stock kam eine Antwort.
    »Schön, dass du endlich da bist, mein Schatz. Dann stell sie mir mal vor, deine Freunde .«
    Seine herzliche Begrüßung jagte Sarah einen Schauder über den Rücken. Der Mann, der die Treppe heruntergelaufen kam, war nicht, was sie erwartet hatte. Er war mittelgroß, sah nicht so alt aus, wie sie angenommen hatte und wirkte auf den ersten Blick wie ein Geschäftsmann, der gerade erst vom Büro nach Hause gekommen war. Seine Augen glänzten hellblau, seine Haare waren kurz und grau meliert. Sein Gesicht sah mäßig attraktiv aus, aber es hatte einen harten Zug an sich, der ihn trotz seines einladenden Lächelns unsympathisch machte. Zudem fiel ihr auf, dass er die herablassende Eleganz der oberen Familienmitglieder ausstrahlte, von der Ben ihr erzählt hatte. Irgendwie wusste sie, dass es Bens Aufgabe erleichtern würde. Als Alfred näher kam, um seinen Gästen die Hände zu schütteln, blickte Georg hoch und das Gesicht des Hausherrn fiel binnen einer Sekunde in sich zusammen. Noch ehe er reagieren

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