Kuess mich toedlich
verliebt hatte, mit einer solchen Geschichte auftauchen würde und auch noch den Schlüssel zur Vernichtung der Familie in seine Hände legen konnte? Alles, was Ben dafür tun musste, war Prof. Dr. Weiz , Onkel der Familie, zu überfallen und alles aus ihm herauszuquetschen, was er wusste. Klang fast zu gut. »Du scheinst dir alles gut überlegt zu haben. Aber wie genau kommen wir an deinen Mann ran ?«
»Nun … i ch bin kein Killer. Ein Teil von mir hat zwar schon oft daran gedacht, ihn umzubringen und zu verschwinden, aber das kann ich nicht tun. Ich kann niemanden töten. Nicht einmal ihn. Für mich ist der Hippokratische Eid kein Wunschkonzert, sondern das Prinzip, nach dem ich lebe. Nun ist alles anders. Jetzt gibt es eine Frau, die in die Gedanken von Menschen eindringen kann, und einen Killer der Familie, der seine Rache will. Damit kann ich endlich hoffen. Ihr seid meine einzige Chance, mit Georg zusammen sein zu können, ohne ihn zu gefährden. Ist es das, was du wissen wolltest ?«
Er hatte die Anziehung zwischen den beiden von Anfang an gespürt, auch wenn die Scheußlichkeiten der Familie vieles überlagerten. Als Angie den Doc mit traurigen, sehnsüchtigen Augen ansah und er diesen Blick ebenso erwiderte, war klar, warum Angie bereit war, dieses Risiko einzugehen. Ben nickte. Natürlich verstand er ihre Beweggründe. Sie wirkte fest entschlossen und war alles andere als dumm.
»Eines sollt ihr noch wissen. Ich werde niemals zurück in dieses Haus gehen! Mein Mann denkt, ich bin gerade in der Nachtschicht, die ich für einen Kollegen übernehmen muss. Ich werde dieses Haus erst wieder betreten, wenn ich zusammen mit euch dahin gehe, um den ersten Schritt zu tun, diese Verbrecher, die es auch noch wagen, sich Familie zu nennen und deren williger Handlanger mein sogenannter Mann ist, zu bekämpfen .« O ja, diese Ärztin war fest entschlossen.
»Natürlich bleibst du heute Nacht bei uns, Angie. Ich würde niemals zulassen, dass du je wieder zu ihm gehst. Das hätte ich schon damals verhindern müssen .«
Ben kannte die Schuldgefühle des Docs nur zu gut und unterstützte sein Vorgehen deshalb. Auch weil er wusste, dass es eine Gelegenheit war, die so schnell nicht wiederkommen würde. »Gut, du bleibst heute Nacht hier. Du hast verdammt viel riskiert, schon allein dadurch, dass du hier bist und uns alles erzählt hast, was du herausfinden konntest. Dazu gehört eine Menge Mut. Ich werde mit Sarah auf der Schlafcouch bleiben, dann könnt ihr euch in Ruhe in Georgs Schlafzimmer zurückziehen …«
»… und in Ruhe über alles reden, was nur euch beide angeht«, vollendete Sarah für Ben.
Angie nickte. »Auch wenn es gerade absolut merkwürdig klingt, es freut mich, euch beide kennenzulernen. Wirklich.«
»Wenn das stimmt, dann kannst du mir nochmals deine Hand geben und es mir beweisen .« Sarah blickte abwartend zu Angie. Sie wollte Angie offenbar testen. Ben war verdutzt, denn eigentlich hatte er gerade dasselbe vorschlagen wollen. Sein Mädchen war clever. Denn wenn Angie nicht einwilligte, hatte sie entweder etwas zu verbergen oder hasste Menschen mit Fähigkeiten. So oder so war es die beste Möglichkeit, um sicherzugehen, dass Angie auf ihrer Seite stand. Die Ärztin wurde schlagartig blass und verkrampfte ihre Finger. Dennoch streckte sie Sarah entschlossen ihre Hand entgegen.
»Aber was privat ist, soll privat bleiben, okay ?«
Sarah unterdrückte ein Grinsen und nickte ihr beruhigend zu. »Schon klar. Ich wollte nur sichergehen, dass du uns nicht reinlegst, weil dein Mann dich dazu zwingt. Aber alles wirklich Wichtige über dich und deinen Charakter habe ich schon in Docs Erinnerungen gesehen .« Angie sah Sarah mit großen Augen an. Sarah hatte die Ärztin ausgetrickst. War sie nicht einfach hinreißend!
Sanft zog Sarah ihn ins Wohnzimmer, weg von den beiden. Und nun war er es, der versuchte, nicht zu grinsen.
»Jetzt geht das schon vier Stunden lang .« Ben stöhnte. Sarah lag auf seinem Schoß.
»Sie haben eben viel aufzuholen. Nach zwei Jahren. Lass sie reden. Es könnte schlimmer sein .«
Wie aufs Stichwort wurde es schlimmer. Nach stundenlanger, geflüsterter Unterhaltung, die durch Docs Schlafzimmertür gedrungen war, herrschte jetzt bedeutungsvolle Stille. Ben starrte die Tür an, als könnte er die beiden dahinter allein dadurch zwingen, endlich einzuschlafen, damit er und Sarah es auch konnten. Aber wie er unausgesprochen vermutete, bedeutete die Stille bloß, dass der
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