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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Beerdigung zu gehen, um einen unverdächtigen Abgang zu inszenieren. Ben empfand nichts, nicht das Geringste, während der Trauerfeier, blendete das Heulen ihrer Mutter und der anderen Trauergäste völlig aus. Erst als Bettys kleiner Bruder seiner verstorbenen Schwester einen Spielzeugflügel ins Grab legte, zog sich etwas in ihm zusammen. Der Junge sah aus wie Daniel.
    Jetzt gab es Sarah. Ben sollte ihr dasselbe antun wie Betty. Unmöglich. Er ertrug nicht einmal den Gedanken daran. Nach dem Telefonat ging er ins Bett und wachte wegen eines Albtraums auf. Er hatte Sarah in einem offenen Sarg gesehen. Tot. Daniel war gekommen und hatte ihr ein Spielzeugauto auf die Brust gelegt.
    Bens Herz schlug so hart und schnell, dass er sich an die Brust fassen musste, um es zu beruhigen. Seither tat er kaum ein Auge zu.
    Er hatte sie zwei Tage nicht angesprochen, war ihr wieder stumm gefolgt, beschränkte sich auf bloße Beobachtung. Sarah blieb an diesem Tag sehr lange im Laden. Es war schon halb neun, als sie sich endlich zum Gehen fertig machte. Mitte Dezember war es um diese Zeit stockdunkel. Die Straßen waren mit Schnee und Matsch bedeckt und Sarah wickelte Schal und Mantel fest um sich, als sie den Laden abschloss. Selbst auf ihrem kurzen Heimweg folgte Ben ihr.
    Aus einem unerklärlichen Grund war er hoch alarmiert. Irgendetwas stimmte nicht. Sarah tapste über den halb verfrorenen Gehsteig. Plötzlich tauchte eine dunkle Gestalt aus der Gasse neben ihr auf. Ben erkannte sofort die Anzeichen. Ein großer bedrohlicher Mann, der zu nahe an eine fremde Frau trat und sie unaufhörlich fixierte. Ben wechselte schnell die Straßenseite, um hinter ihnen herzulaufen. Er wusste, was geschehen würde, ehe es noch begann. Sarah beschleunigte ihre Schritte. Er konnte ihre Anspannung und Angst förmlich in der kalten Luft spüren.
    »Hey Süße, nicht so schnell«, säuselte der widerliche Kerl hinter ihr, ein Stiernacken in einem abgetragenen Parka. Schon jetzt hatte er sie eingeholt. Sarah presste ihre Hände fest an ihren Körper. Alles an ihr drückte aus: Ich will nicht angefasst werden! Den Kerl kümmerte das natürlich nicht. Er wollte nach ihr fassen. Sie wich ihm ungeschickt aus und rutschte gegen eine Hausmauer, dem Stiernacken hilflos ausgeliefert. Der Kerl war ein stämmiger Riese, aber an seinem schlackernden Gang erkannte Ben, dass er betrunken sein musste. So oder so, er würde keine Probleme haben, den Typ in den Griff zu bekommen. Als er in Sarahs angstverzerrtes Gesicht fassen wollte, packte Ben ihn hart am Unterarm.
    »Finger weg !« , fauchte Ben kalt und mit einer unheimlichen Ruhe.
    Sarah schien noch mehr zu erstarren.
    »Hey du«, nuschelte der Stiernacken. Sein Atem stank widerlich. »Ich hab nix gegen teilen !« Der Kerl grinste Ben brüderlich an. Ben wollte ihn auf der Stelle in Stücke reißen, aber er konnte und wollte nicht, dass Sarah ihn so sah.
    »Verschwinde und lass die Frau in Ruhe, sonst werde ich richtig ungemütlich !« Ben bog den Unterarm zur Seite weg und fixierte den Kerl finster.
     
    *
     
    Sarah starrte in Bens kalte Augen. Sie waren dunkelgrau und bedrohlich. Er kam ihr wie ein anderer vor. Doch sie konnte sich darauf nicht konzentrieren, zu groß war die Angst, von dem widerlichen Säufer angefasst zu werden. Ben würde es sehen …
    Also versuchte sie, sich so klein wie möglich zu machen und gegen die Wand zu pressen. Der Säufer, dessen Gesicht von einem zerstörten Leben erzählte, nickte und torkelte davon. Bevor er die Straße überquerte, drehte er sich rasch zu ihnen um. Sarah stand immer noch angespannt neben Ben.
    »Keine Sorge, Süße. Ich bin öfter in der Gegend«, säuselte er mit hochgehobenen Augenbrauen.
    Im Bruchteil einer Sekunde war in Ben Bewegung gekommen. Sarah sah nur noch bewusst, wie der riesig wirkende Kerl in die Knie ging und bewegungslos zusammenbrach, Ben schwer atmend und mit dem Ausdruck eines wilden Tiers über ihm.
    Er musste ihn niedergeschlagen haben, folgerte Sarahs Verstand. Aber sie hatte es nicht wirklich gesehen. So unfassbar schnell war es passiert. Sie folgte seinem Blick, der vom bewusstlosen Säufer in der Gosse zu ihr wanderte, bis sich ihre Blicke begegneten. Angst las sie in Bens Augen, ein Ausdruck, als wäre er entdeckt worden. Es erinnerte sie an das Gefühl, das sie hatte, wenn Menschen sie ansahen, wenn ihre Anfälle sie überkamen. Sarah konnte sich keinen Reim darauf machen.
    Ben keuchte und weiße Wolken kondensierten in der

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