Kuess mich toedlich
und legte auf.
Bens Käfig wurde immer enger, wie schon so oft. Eigentlich wollte er die Erinnerung verdrängen, aber sie zwängte sich zwischen den Mauern des Vergessens hindurch. Kroch zwischen die Ritzen seines Verstandes und brach hervor.
Bettina, Betty Kästner. Einer seiner ersten Aufträge als Assassin . Ein junges braunhaariges Mädchen mit gelöstem Lachen und ohne die geringste Arglist. Sie war der Typ, der glaubte, alles wäre möglich, bis Ben in ihr Leben trat. Er war als Nachhilfelehrer für sie geschickt worden, um ihre Fähigkeiten am Klavier zu perfektionieren, damit sie es auf das Konservatorium für angehende Profimusiker schaffen würde. Ben musste in ein paar Wochen spielen lernen, als wäre er ein verkanntes Wunderkind am Flügel. Er tat morgens, mittags, abends nichts anderes, als spielen, bis seine Finger gefühllos geworden waren. Dann wurde er zu Betty nach Hause geschickt. Betty Kästner, die jedem Mann hilflos ausgeliefert war, so jung und lebenshungrig, wie sie war. Das war der Plan. Ben sollte sie unterrichten, verführen, um herauszufinden, ob die Erbanlagen ihres leiblichen Vaters durchgekommen waren. Betty war durch künstliche Befruchtung entstanden und einer ihrer Spender war ein bekannter Entarteter, der telekinetische Fähigkeiten besaß, und ein paar Jahre nach seiner Samenspende von der Familie entfernt worden war. Doch die Blutuntersuchung allein reichte nicht aus. Nicht jedes Kind eines Entarteten übernahm dessen Fähigkeiten. Allerdings führten sie dazu, dass man ins Fadenkreuz der Familie geriet. Drei Monate lang wohnte Ben praktisch bei Bettys Familie, einem sehr reichen Unternehmerpaar. Die Eltern waren mehr als abwesend und hatten kaum Interesse an ihrer Tochter. Nur das Ausnahmetalent ihres Kindes war ihnen wichtig. Er hatte leichtes Spiel. Vom ersten Tag an war Betty bedingungslos in ihn verknallt und konnte ihre Gefühle kaum für sich behalten. Bens wirkliche Erfahrungen mit Frauen beschränkten sich auf die Barbesuche alle paar Monate, deren Ergebnis ein warmer weiblicher Körper und ein paar Stunden dankbaren Schlafes war. Für Betty allerdings waren Bens tatsächliche Erfahrungen nicht hinderlich. Bei ihr wandte er alle schäbigen Tricks an, die er bei der Familie gelernt hatte. Er berührte sie zufällig, interessierte sich für ihre Probleme, behandelte sie wie eine erwachsene Frau, kleidete sich körperbetont und nutzte jede Gelegenheit, um sie nervös zu machen. Die gewünschte Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Allerdings war Ben mit ihrer Verliebtheit fast schon überfordert. Betty tat ihm leid, etwas, das er eigentlich nicht mehr in der Lage sein sollte, zu empfinden. Die Familie hatte, so sehr sie es auch versucht hatte, nicht alles in Ben auslöschen können, was menschlich war. Doch ihr Einfluss war stark genug, sodass Ben seine Befehle ausführte und sein Mitleid für sich behielt. Es kam alles, wie es kommen musste, wie es geplant war. Der erste Kuss nach ihrer Übungsstunde. Betty war schwer atmend auf ihn gesunken. Während Ben nicht das Geringste empfand, außer Bedauern und Traurigkeit. Intime Berührungen bei den Klavierübungen. Mit roten Wangen gestandene Gefühle der gerade achtzehn Gewordenen.
Kurz nach ihrem Kuss fand Betty den Mut, ihr größtes Geheimnis mit ihrem Liebsten zu teilen. Sie erzählte Ben, den sie nur als Mark kannte, dass sie, wenn sie aufgewühlt oder wütend wurde, Dinge bewegen konnte. Sie hätte es nie jemandem erzählt, aus Angst, und weil sie ihre vielen Freunde nicht verlieren wollte. Ben hatte ihr einfach zugehört, während alles in ihm kalt und gefühllos geworden war, weil er zu der Erkenntnis gelangte, dass Betty schuldig war und er sie entfernen musste. An dem Abend hatte er sich betrunken. Ben hatte schon getötet, aber bisher waren es nur Aufträge gewesen, er war nur ein Attentäter gewesen, ein simples Werkzeug. Oft war es reine Selbstverteidigung, weil ihn seine Opfer schon gefürchtet oder erwartet hatten. Das war sein zweiter Auftrag als Assassin , und er mochte Betty. Sein erstes Opfer erwies sich als zu unrecht verdächtig, und somit hatte er nicht vor diesem Problem gestanden, eine Zielperson kaltblütig beseitigen zu müssen. Doch dieser Auftrag konnte nur ein Ende nehmen.
Fünf Tage später war Betty tot.
Ein Autounfall. Kaputte Bremsleitung.
So, wie es die Familie wollte. Ben war ihr Werkzeug. Er war nicht dabei gewesen, als das Auto verunglückte. Man hatte aber von ihm verlangt, zur
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