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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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angemacht und herausgefunden, dass Ben gern mitsummte oder mitsang, wenn er den Liedtext kannte. Er besaß eine schöne Singstimme, der sie nur zu gern lauschte. Da auch Sarah ganz gut singen konnte, war daraus ein Duett aus Summen und Mitsingen geworden, das so entspannend auf sie wirkte, dass ein Gespräch nie wirklich zustande kam. Keinen störte es.
    Nach dem Abwasch versuchte Sarah mit weiblichen Mitteln, die sie erst vor Kurzem entdeckt hatte, ihm die geplante Überraschung zu entlocken. Sie warf ihm ein aufforderndes Lächeln zu oder berührte seine Brust, aber Ben schien fest entschlossen, es so lange für sich zu behalten wie möglich. Und als Sarah die Überraschung sah, war sie froh, dass sie es ihm nicht hatte entlocken können.
    In ihre Mäntel gehüllt, standen sie mitten in der Nacht, oder eher kurz vor Morgengrauen, vor einer riesigen, endlosen Halle randvoll mit Blumen. Sie begann es zu lieben, Hand in Hand mit Ben spazieren zu gehen. Die Gerüche waren überwältigend. Sarah hatte noch nie derart viele Farben und Formen auf einem Fleck erblickt. Beinahe zu viele. Eine Blumenpracht gepaart mit Wellblechwänden. Sie strahlte. Diese Überraschung war ihm wahrlich gelungen. Noch nie war Sarah hier gewesen. Obwohl der Blumenmarkt kaum fünf Kilometer von ihrer Wohngegend entfernt lag. Glücklich lachte sie, weil sie nicht fassen konnte, wohin Ben sie gebracht hatte.
     
    *
     
    Ben liebte dieses Geräusch. Ein helles, echtes Frauenlachen, das ihn unerklärlichen Stolz empfinden ließ. Er war stolz auf sich, etwas, das noch ganz neu für ihn war. So zu fühlen, war ihm sonst nie vergönnt. Und das aus gutem Grund.
    Sarahs Staunen und ihre glänzenden Augen waren ihm die reinste Freude. Der Blumenmarkt war die perfekte Idee gewesen, er hatte es gleich gewusst.
    »Woher kennst du das hier ?« , fragte sie aufgeregt. Sie schien sich kaum sattsehen zu können an ihrer Umgebung.
    »Ich kann nicht besonders gut und nicht lange schlafen. Meistens gehe ich dann spazieren und dabei bin ich auf das hier gestoßen .« Eine Lüge. Solche Spaziergänge hatte es nie gegeben. Ein Auftrag aus seiner Vergangenheit war der eigentliche Grund, weshalb er diesen Blumenmarkt kannte. Die Überwachung eines Verdächtigen, eines Blumenhändlers, hatte ihn an einen Ort wie diesen geführt. Als angeblicher Lehrling hatte er an Märkten die Waren zusammen mit Walter abgeholt. Walter hatte ihn fast wie einen Sohn behandelt und ihn in seiner Familie aufgenommen, seit er bei ihm zu arbeiten begonnen hatte. Während Ben in ihrem Leben rumschnüffelte, obwohl er ihn mochte. Walter hatte Ben alles über Blumen beigebracht, was er wusste, und blieb einer der wenigen Verdächtigen, die Ben je verschonen durfte. Nur deshalb schmerzte die Erinnerung an diesen Auftrag ihn nicht wie eine Wunde, aber dennoch wie eine Narbe, die ihn daran erinnerte, dass er nirgendwo bleiben konnte und ihm niemand vertrauen sollte. Besonders Sarah nicht. Dennoch war er hier und tat alles, um sie für sich zu gewinnen. »Gefällt es dir ?« , fragte er, um sich abzulenken. Er wusste die Antwort schon. Körpersprache zu lesen, war eines seiner Talente. Sie genoss alles hier. Aber wenn es darum ging, in Sarah zu lesen, wenn seine Gefühle involviert waren, war er größtenteils blind.
    »Ich liebe es hier !« Sie zerrte an seiner Hand und roch an jeder Blume, die ihr vor die Nase kam. Er nannte ihr die Namen, wenn er sie noch wusste, und das tat er fast bei allen. Ihr Staunen über seine unerwarteten Kenntnisse tat Ben mit einem abgebrochenen Bio-Studium ab. Eine weitere Lüge. Wie er das hasste, aber so würde es immer sein.
    Sarah befühlte gerade die wächserne Blüte einer frischen Tulpe, als Ben eine Idee kam. Zu etwas sollte sein Auftrag damals gut sein. Mit konzentrierten Bewegungen ging er von Kübel zu Kübel, von Kiste zu Kiste und nahm sich zielgerichtet Blumen, die er in seiner Hand gekonnt zusammenführte.
     
    *
     
    Als Sarah dämmerte, dass Ben einen Strauß für sie zusammenstellte, den er natürlich auch bezahlen musste, fühlte sie sich gezwungen, ihn davon abzuhalten. »Das musst du nicht. Du kannst dir so etwas doch nicht leisten mit deinem Studentenbudget. Es ist okay, wenn du mir nur eine weiße Rose schenkst .« Sie hielt eine helle, verschlossene Rosenknospe, die sie hübsch fand, demonstrativ in die Höhe.
    Ben schüttelte heftig den Kopf, als hätte Sarah gerade etwas Salbe angeboten, um eine Fleischwunde zu behandeln. »Hier gibt’s

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