Kuess mich toedlich
in der Nähe ihrer Wohnung lagen. Ins Arkadien gingen nur noch wenige Menschen, und man konnte oft allein sitzen und nicht wie in den Studiokinos, eingepfercht zwischen einer lauten, engen Meute. Sie hoffte, dass Ben sich nicht darüber wundern würde.
Kapitel 7
Anzeichen
E s gab Anzeichen. Von Anfang an. Aber Sarah weigerte sich, sie zu sehen. Ben war etwas, das sie nicht bereit war, einfach so aufzugeben. Also versuchte sie, die Zeichen zu übersehen. Doch als diese Zeichen anfingen, ihr wie Stiche in den Magen zu fahren und nach Aufmerksamkeit verlangten, gelang es ihr nicht länger.
Am Abend schien noch alles in Ordnung, auch wenn ein unbestimmtes Gefühl Sarah nicht losließ. Der Blumenstrauß stand sorgfältig auf dem Küchentisch arrangiert und sie hatte den ganzen Tag lang immer wieder über die einzelnen Blüten gestrichen und sich nicht daran sattsehen können. Immer wieder sagte sie sich: So sieht Ben mich!
Für ihr Kinodate , ihr erstes überhaupt, hatte sie ein schwarzes einfaches Kleid angezogen und ihr rotes Haar sorgfältig in Locken gelegt. Sie wollte sich schön fühlen, wenn Ben sie ansah und nicht nur durch die Versprechungen seiner Blicke. Sie wollte es auch für sich, weil sie so lange darauf gewartet hatte. Dennoch war es merkwürdig, wie schnell Ben einen Platz in ihrem Leben eingenommen hatte. Und war es nicht seltsam, wie sehr er sich um sie bemühte, wo vor ihm noch nie jemand dazu imstande gewesen war, sich in ihr Herz zu stehlen, noch nicht mal wirklich in ihre Nähe gelangen konnte? Wie sehr sie auch versuchte, es zu leugnen, Sarah wusste, dass die Antwort auf beide Fragen eindeutig war. Denn es war zu seltsam. Sie traute dem nicht. Dennoch konnte sie nicht anders. Die Anziehung von Ben war zu groß und geradezu unwiderstehlich. Auf ein derartiges Terrain hatte sie sich noch nie gewagt und irgendetwas sagte ihr, dass nicht viel fehlte, um ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Wieso sollte diese Sache anders sein als alles andere in ihrem Leben? Wieso sollte es diesmal nicht in einer Katastrophe enden?
Sie wusste es nicht, aber sie wollte an die Hoffnung glauben, dass, aller Anzeichen zum Trotz, diese Sache mit Ben doch gut ausgehen könnte. Sie wollte ihn. Nicht mehr und nicht weniger. Das war der einzige Grund, warum sie in der dunklen Nacht eine teure Taxifahrt auf sich nahm, um Ben in einem maroden Kino am äußersten Stadtrand zu treffen. Sie konnte es kaum noch erwarten. Nervös rang sie mit den Fingern, ehe sie dem Taxifahrer sein Geld gab und ausstieg.
*
Ben war etwas früh dran und ging im Foyer auf und ab, versuchte, den schalen Eindruck des Kontrollgesprächs zu verdrängen, der ihn noch immer beschäftigte. Wie üblich hatte man ihn unter Druck gesetzt, endlich Ergebnisse zu liefern und wie immer hatte er die Familie mit Kleinigkeiten vertröstet und um mehr Zeit und Geduld gebeten, was diesmal noch gereizter aufgenommen wurde als schon beim vorherigen Telefonat. Das krampfende Gefühl im Magen bestätigte es ihm ebenso, ihm würde keine weitere Gnadenfrist mehr gewährt werden. Die Familie würde sich wieder melden, unangekündigt, wie sie androhten, und dann müsste er Ergebnisse vorweisen. Ergebnisse, die er nicht hatte. In ein paar Tagen schon. Die Zeit mit Sarah erschien ihm so quälend kurz und sie begann gefährlich schneller zu verstreichen.
Ben hatte dennoch mit geschultem Assassinenblick das marode Bauwerk des Kinos gesehen, die einsame Eingangshalle und das gleichgültige Verhalten des Kinopersonals, das genau wusste, die Schließung ihrer Arbeitsstätte war nur noch eine Frage der Zeit. Es kümmerte ihn nicht. Er fragte sich nicht einmal, was der wahre Grund für Sarahs merkwürdige Kinowahl sein könnte. Was machte es schon?
Heute Abend war eine der letzten Gelegenheiten, mit Sarah zusammen zu sein, und das würde er nicht durch seine Zweifel und Verdächtigungen verderben, auch wenn er wusste, wie dumm sein Verhalten war. Nichts würde ihn dazu bringen, die kostbaren Momente mit dieser Frau zu verlieren. Den Grund, der ihn nach einer Zigarette greifen ließ, die er in seiner Hosentasche hin- und herdrehte, wollte er nicht wissen.
Als er Sarah durch das verdreckte Glas der Eingangstür sah, wusste er, dass er mehr als nur eine Zigarette rauchen müsste, um sich zu beruhigen. Doch das wollte er gar nicht. Ihr blasses Gesicht war einfach wunderschön.
Mit einem Grinsen wartete Ben, bis Sarah es zu ihm geschafft hatte. Sie sah
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