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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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besänftigend ins Ohr.
    »Was stimmt mit mir nicht? Ben, weißt du, was ich bin ?«
    Ben dachte nach. Zuerst kam ihm in den Sinn, wie verwundert sie ihre Hände betrachtet hatte und wie sehr das allem widersprach, was sie ihm gerade gebeichtet hatte. Aber das musste warten, denn er hatte die Antworten, die sie so dringend brauchte. »Sie nennen so etwas eine psychische Entartung. Willst du hören, wie ich es nenne ?« Sarah nickte in seine Brust. »Deine Gabe, dein Fluch, wie auch immer, klingt nach einer empathischen Fähigkeit, früher nannte man übernatürliche Begabungen dieser Art auch das zweite Gesicht .«
    »Aber ich dachte immer, das ist, wenn man Visionen hat .«
    »Unter anderem, aber durch Berührung in die Köpfe und Gefühle von Menschen einzudringen, ihre Erinnerungen sehen zu können, gehört ebenso dazu. Das ist es, was du kannst .« Er zog sie fester an sich. »Jetzt verstehe ich auch, was mit Michael passiert ist. Er musste dich nur anfassen, und er wusste, dass du dann in sein Innerstes sehen musst. Kein Wunder, dass du daraufhin zusammengebrochen bist. Jeder gute Mensch müsste daran fast zerbrechen .« Er verstärkte seine Umarmung noch mehr, weil er solche Angst um sie hatte. So etwas hätte ihr nie jemand antun dürfen. Nicht ihr. Sie war, egal, was sie konnte oder nicht, gut. Viel zu gut für ihn, aber das war ein anderes Thema. Die Familie hatte ihm damit den Krieg erklärt, wie er jetzt erst in vollem Ausmaß verstand, denn Schuld oder Unschuld hatten Michael nie interessiert. Ihm war es immer nur um den Blutrausch zur Befriedigung seiner abartigen Neigungen gegangen. Die Familie hätte keinen Schlimmeren schicken können. Michael hatte Ben seit Langem gehasst und Sarah anzugreifen, war seine Gelegenheit gewesen, ihn fertigzumachen, mit dem Segen der Familie sogar. Er hätte ihm zwei Kugeln verpassen sollen, diesem Bastard.
    Sarah atmete tief durch. »Ich musste schon viele schreckliche Dinge von den Menschen empfangen, aber du kannst dir nicht vorstellen, wie dunkel und grausam es in ihm ist …war. Die Dinge, die ich in seinen Erinnerungen sehen musste und seine Gefühle dabei …So etwas will ich nie wieder erleben müssen!« Sarah begann heftig zu zittern. Ihr Körper schien gefangen in einer psychosomatischen Abwehrreaktion.
    »Du musst nie wieder etwas von ihm sehen oder hören«, beruhigte Ben sie. Eigentlich hasste er das Töten, aber in Michaels Fall nicht. Er empfand keine Spur von Reue, ihn getötet zu haben. Und jetzt, wo er verstand, was Michael Sarah angetan hatte, war er sogar stolz darauf. Denn er hatte es für sie getan. Er hätte ihm zwei Kugeln in den Bauch und erst dann in den Kopf schießen sollen. Kranker Bastard! »Aber eine Sache verstehe ich nicht. Du scheinst deine Fähigkeit nicht bei mir anzuwenden .« Ben sah auf sie hinab. Ihr Blick schweifte in die Ferne.
    »Von anwenden kann keine Rede sein. Ich habe diese Sachen nicht im Geringsten unter Kontrolle. Jede Berührung löst es aus, ob ich will oder nicht. Nur bei dir ist es anders. Als wir uns im Supermarkt das erste Mal flüchtig berührt haben, war da nichts. Nichts Abnormales jedenfalls. Deshalb dachte ich, du wärest vielleicht, wieso auch immer, immun. Bis …«
    Ben dämmerte es. »… bis zu dem Abend im Kino. Das war es, was dich so verstört hat. Du hast etwas von mir gesehen .« Bens wachsende Unruhe konnte er nicht mal annähernd beschreiben. Wenn sie etwas aus seiner Vergangenheit gesehen hatte, konnte er verstehen, wenn sie ihn sogar hassen würde und eins seiner heftigen Gefühle für sie gespürt zu haben, war fast genauso schrecklich, weil er sich dadurch angreifbar und schutzlos fühlte. »Was hast du gesehen ?«
    »Daniel«, erwiderte sie wie aus der Pistole geschossen. Natürlich. Ben hatte an ihn gedacht. »Er ist tot, der kleine Junge«, sagte sie. Es klang nicht nach einer Frage.
    Ben nickte schwach. »Einer der vielen schönen Momente im Heim.« Er schüttelte den Kopf. Ihr musste klar sein, dass er nicht darüber reden wollte. Sie hatte das Ausmaß dieser Wunde deutlich zu spüren bekommen, wenn sie in seinen Kopf geblickt hatte. Plötzlich war Sarah es, die ihn stärker umarmte.
    » Hasst du mich jetzt, wo du weißt, was mit mir nicht stimmt ?«
    »Nein«, ließ er sie sofort wissen. »Aber ich will ehrlich sein, es macht mir Angst. Schließlich bin ich jahrelang dazu gedrillt worden, diese Dinge zu hassen und zu vernichten und es macht mir eine Scheißangst, dass du vielleicht

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