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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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durchgefroren. Seit der gemeinsam verbrachten Nacht hatte sich zwischen ihnen eine merkwürdige Vertrautheit eingeschlichen, die wohl einfach entstand, wenn zwei Menschen im selben Bett schliefen, wie sie es in den vergangenen Nächten getan hatten.
    »Na gut. Warum nicht.« Sarah rieb sich die Hände, während sie sich zu ihm setzte. Er begann sofort ihre Arme zu reiben. Endlich wurde ihr wärmer. Bens Nähe sorgte dafür. »Aber dann darfst du heute Abend zuerst ins warme Badewasser, wenn du mit Holzholen dran bist .«
    Ben lachte und bedachte sie mit einem Nicken, bevor er Sarah fest an seine Brust drückte, um ihren nasskalten Körper aufzuwärmen. Sie schloss die Augen und genoss die friedlichen Minuten in Bens Nähe, denn bald würde er wieder in die nächste Stadt aufbrechen, um Besorgungen zu erledigen und trotz ihrer wiederholten Bitte wollte er sie wohl nicht mitnehmen. Sie seufzte.
    »Ich weiß, dass es für dich so aussieht, als wären wir hier sicher und dass es mittlerweile nicht gefährlich wäre, dich in die Stadt mitzunehmen, aber da irrst du dich. Ich werde es dir beweisen, damit du’s verstehst .«
    Sarah löste sich aus der Umarmung. »Und was meinst du damit ?«
    »Ich meine damit, du kommst mit. Also zieh dir etwas Trockenes an. Wir fahren in fünfzehn Minuten .«
    In Bens Gesicht war nichts zu finden, das Sarah half, zu verstehen, warum er seine Entscheidung geändert hatte. Im Moment war ihr das auch nicht so wichtig. Sie wollte einfach mal wieder aus dem Haus kommen. Sich ein paar Dinge besorgen, die ihr halfen, sich etwas weniger gefangen zu fühlen. Ein paar Bücher, Zeichenutensilien, die ihr vielleicht das Gefühl geben konnten, wieder sie selbst zu sein, und eventuell ein paar Klamotten, in denen sie sich mehr als junge Frau fühlen durfte und weniger als eine leicht heruntergekommene Hausbesetzerin. Aber es gab da auch noch einen anderen Grund, den sie auch vor sich selbst nur ungern zugab. Sarah wollte sich Ben gegenüber wieder schön fühlen, auch wenn sie Angst davor hatte, wo diese Gedanken hinführen würden.
     
    Sobald alle Einkäufe erledigt waren, wobei Ben immer darauf geachtet hatte, den Sicherheitskameras so gut es ging auszuweichen, machten sie sich daran, die Pakete und Tüten im geräumigen Pick-up zu verstauen. Den mittlerweile dritten Wagen, den er für sie geklaut oder bei einem billigen Gebrauchtwagenhändler gekauft hatte. Bei diesem rostigen Modell war offensichtlich, dass er gebraucht und ziemlich runtergekommen war. Doch wie sich herausstellte, verstand Ben auch von Autos eine Menge und konnte die Zicken und Macken jedes Ungetüms, das er anschleppte, mit seiner Werkzeugausrüstung gut in den Griff bekommen. Da Sarah ohnehin nicht fahren konnte, erwähnte sie ihre Bedenken zur »Schrottkiste«, wie sie Bens neuesten fahrbaren Untersatz heimlich nannte, nicht.
    Ben ließ die Verladeklappe zuschnappen. Der Luftzug wehte ihr die Strähnen ihrer blonden Perücke ins Gesicht. Ben hatte auf Verkleidung bestanden und sich einen dunkelbraunen Schnauzer angeklebt, der ihn seltsam fremd erscheinen ließ. Als Ben sich gegen den Kofferraum lehnte, spürte Sarah irgendwie, dass etwas nicht in Ordnung war. Es verunsicherte sie. »Okay, was ist los ?« Seine Anspannung übertrug sich auf sie.
    Als würde er sich die Umgebung ansehen, wanderte sein Blick hoch zu den mehrgeschossigen Gebäuden, die sie umgaben. Er atmete aus. »Wo versteckt man ein Geheimnis am besten ?«
    Eigentlich klang es weniger nach einer Frage, sondern eher wie eine Art Test. Sarah sah ihn verständnislos an.
    »Man versteckt es da, wo jeder es sehen kann .« Ben deutete unauffällig auf eine der riesigen Werbetafeln auf dem gegenüberliegenden Hochhausdach. Aus seiner Umhängetasche kramte er etwas hervor, das wie eine gewöhnliche, verspiegelte Sonnenbrille aussah. Er hielt sie ihr vor die Nase. »Hier.« Sarah setzte sie auf. » Sieh’s dir an .«
    Sarah staunte nicht schlecht, machte sogar erschrocken einen Schritt zurück. Als wäre die Waschmittelwerbung auf der riesigen Werbetafel nur ein dünner Filter, schimmerte dahinter ein Bild, das sie sich wünschen ließ, unsichtbar zu sein. Ein Bild, bestehend aus zwei Fotos. Gestochen scharf. Mehr war es nicht. Und doch … Das Überwachungsbild von Sarah, das sie aus Bens Wohnung zu erkennen glaubte, und daneben das Passfoto von Ben, weckten in Sarah das Verlangen, zu fliehen. Besonders, als sie die Worte über den Bildern entzifferte. Sie prangerten

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