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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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mir die Birne einschlagen zu lassen .«
    Ben versuchte, ihn genauer anzusehen. Trotz Schummerlicht sah er, dass der Doc tatsächlich älter war, etwa Ende dreißig. Eigentlich hatte er ein angenehmes, unauffälliges Gesicht. Braune Augen und braune Haare mit kaum sichtbaren grauen Strähnen. »Aber Sie sind hier«, stellte Ben störrisch fest. Dieser Kerl versaute ihm seinen Ausflug ins Land des Nichts.
    »Bin ich. Aber nicht, weil ich heiß auf eure Kämpfe oder die Wetten darauf bin, sondern weil ich keine Wahl habe. Wenn sie einem die Approbation entziehen, weil man süchtig war, gibt es nicht mehr viel, wo man hingehen kann. Hier bin ich eben gelandet .«
    Ben hatte sich seit Monaten mit keinem Menschen wirklich unterhalten und der Doc beichtete ihm einfach so seine halbe Lebensgeschichte. Wieso interessierte es ihn überhaupt? »Wieso hast du nicht versucht, deine Zulassung zurückzubekommen? Entzug? Therapie?« Ben war neugierig.
    Plötzlich sah ihn der Doc erstaunt und streng an. Ben konnte sich nicht erklären, wieso. »Wer zur Hölle bist du? Die Hälfte der Männer da draußen hat gerade einmal die Grundschule so halbwegs hinter sich gebracht und du weißt, was eine Approbation ist und wie man sie wiederbekommt ?« Der Doc hatte eindeutig Blut geleckt. Ben konnte sich das nicht leisten. Er musste hier raus.
    »Wen interessiert das ?« , blaffte Ben, als er versuchte, sich aufzusetzen und sich so gleichgültig wie möglich gab.
    »Mich«, antwortete der Doc wie aus der Pistole geschossen.
    »Ja, klar .« Ben schnaubte abfällig.
    »Ich hab keine Ahnung, wer du bist, also warum sollte ich dir sagen, wer ich bin ?« Die Schmerzen machten ihn seltsamerweise klarer im Kopf.
    »Weil ich genauso Dreck am Stecken hab. Gut, du willst wissen, warum ich meine Zulassung nicht wiederbekommen habe ?« Ben nickte. »Weil ich außerdem eine Affäre mit der Frau des Vorsitzenden der Ethikkommission hatte und er draufgekommen ist, als sie mir durch den Entzug helfen wollte. Sie war ebenfalls Ärztin und hat ihn heimlich an mir durchgeführt. Ich hab eine Abmachung getroffen. Sie behält ihre Zulassung und er hält sie aus allem raus, wenn ich dafür von der Bildfläche verschwinde …So, das war’s. Es sei denn, du möchtest dir noch eine tragisch-komische Geschichte über Aufputschmittelmissbrauch anhören, um Nachtschichten durchzustehen .« Der Doc war sauer. Er hatte mehr von sich erzählt, als er eigentlich wollte. Ben verstand seinen Ärger.
    »Wenn es nur eine Affäre war, wieso hat sie dir beim Entzug geholfen ?« Ben wollte es wissen. Sein Ton war ruhiger. Außerdem war die Schwellung dank des Docs und seines Eisbeutels so weit abgeklungen, dass er wieder richtig sprechen konnte. Der Doc sah in Bens Augen und etwas, was er dort sah, ließ ihn antworten.
    »Sie und ich, das war mehr. Viel mehr. Aber ich hab ihr nichts als Schwierigkeiten gemacht, deshalb bin ich gegangen, nachdem ich sicher war, dass er sich nicht an ihr rächen würde. Nachdem sie zurückgegangen ist .«
    Ben wurde wütend auf den Doc. Es war eine irrationale Wut, doch sie war da. Wie hatte er sie einfach so verlassen können, nach allem? Wie konnte er es wagen, zuzulassen, dass sie zu ihrem Mann zurückging? Ben stand auf, ignorierte das Stechen in der Brust und auch sonst überall und schubste den Doc von sich, als er nach seiner Jacke griff.
    »Hey!«
    »Du bist ein Arschloch. Man lässt sein Mädchen nicht zurück, egal, mit was für einem Arsch sie verheiratet ist«, brüllte er dem Doc ins Gesicht.
    Der Doc wurde seltsam ruhig. Er hatte keine Angst vor ihm, stellte Ben erstaunt fest. »Ich weiß nicht, auf wen du so wütend bist, aber ich bin es nicht .« Der Doc hielt ihn am Arm zurück. »Und ich bin mir sicher, ich habe das Richtige getan. Ich hätte sie nur mit mir runtergezogen. Ich meine, sieh dir an, wo ich gelandet bin …« Der Arzt breitete die Arme hilflos vor sich aus. »Soll ich sie hierher bringen? Sicher nicht. Sie ist dort, wo sie hingehört. Im OP eines Krankenhauses. Und damit sie dort bleiben kann, bleibe ich hier, so lange wie es eben dauert .«
    Ben fühlte sich klein neben dem Doc und er wusste, dass er nur wütend auf sich war. Der Doc tat das, was er für richtig hielt. Doch Ben hatte das viel Schlimmere getan. Er hatte sein Mädchen zurückgelassen. Sofort tauchte Sarahs Bild in seinem Kopf auf und wie ein Rammbock brachte es alles mit sich, was Bens Kampfabend eigentlich auslöschen sollte. Der Doc hatte es

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