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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Gefühl von schnellem ein- und ausgehauchtem Atem übertrug. Seine breiten Schultern, die sie bedeckten. Mit einer zärtlichen Geste vergrub er sein Gesicht in ihrem Nacken, bevor er seine Wange betörend warm auf ihre legte. Leise seufzte sie. Seine Hände wanderten langsam von ihren Oberarmen zu ihren Ellbogen und Unterarmen, bevor er seine Finger mit ihren verschränkte, bis es fast schmerzte. Lange lagen sie so da, während Sarah bettelte, dieser Moment möge nie enden.
    Er tat es doch …
    Beinahe, als schien Ben sich damals der Erhabenheit dieses Augenblicks nicht so bewusst wie sie, begann er sich von ihr zu lösen, hatte ihren Nacken geküsst und war erneut an ihrer Seite eingeschlafen. Sarah hatte versucht, es ihm gleichzutun, schaffte es aber nicht. Sie war zu beschäftigt gewesen, die frische Erinnerung dieser Augenblicke und ihn in sich aufzunehmen, ihn als Fortsetzung eines Traums innerlich einzubrennen. So war, dank ihrer seltsamen Gabe, dieser Moment mit Ben für immer Teil ihres Bewusstseins geworden. So lebendig und frisch, als würde es immer wieder von Neuem geschehen. Wofür sie damals noch so dankbar gewesen war, begann sie jetzt zu verfluchen. Schließlich würde sie nichts lieber tun, als vergessen. Nicht länger in ihren Erinnerungen an einen toten Mann und an eine verlorene Liebe gefangen sein. Aber ihre Gabe hatte sie noch nie geschont. Selbst jetzt, wo sie sich beigebracht hatte, sie zu kontrollieren und zu nutzen, stand sie ihr offenbar immer noch feindselig gegenüber. Sarah wusste nur eins, sie musste damit aufhören. Es war fast ein Jahr her, seit sie Ben verloren hatte und sie war noch immer weit davon entfernt, sich normal zu fühlen.
     
    *
     
    »Du warst doch gestern schon hier .« Der Penner mit dem Fusel im Schoß sah anklagend zu Ben hoch. »Und vorgestern auch.«
    »Und was, wenn ich vorvorgestern auch schon hier war ?« , fragte Ben anstachelnd und warf dem Penner einen Blick zu, der ihn vor Schreck zusammenzucken ließ. Er drückte sich gegen die Hausmauer und hielt seine Flasche mit beiden Händen fest. »Keine Sorge, alter Mann, ich nehm dir deinen Brandy schon nicht weg .« Ben versuchte, ihn milder anzusehen, aber er war eingerostet. Es gelang nicht besonders.
    »Das will ich dir auch geraten haben. Du siehst zwar nach Ärger aus, aber keiner kommt an meine Flasche. Verstanden? Auch kein Straßenschläger wie du.« Der Alte meinte es ernst. Alkoholiker meinten es immer ernst. Besonders die, die nichts zu verlieren hatten.
    »Dein Fusel interessiert mich nicht. Ich bin hinter etwas anderem her .«
    »Drogen?«
    »Nein, keine Drogen!« Ben bekam Kopfschmerzen. Eigentlich hatte er kein Recht, derart eingeschnappt zu sein. Schließlich sagte der alternde Penner nur die Wahrheit, er sah aus wie ein Schläger von der Straße.
    »Was dann ?« , wollte der Penner interessiert wissen. Sein beißender Atem drang zu Ben hoch, der einen Würgereiz unterdrücken musste. Der obdachlose Trinker würde sich schon in ein paar Stunden nicht mehr an dieses Gespräch erinnern, also beantwortete Ben seine Frage.
    »Eine Frau.«
    » Wahoo  … Das erklärt ja einiges. Eine Frau …« Der Kerl schien den Spaß seines Lebens zu haben. Von Ben kassierte er einen weiteren vernichtenden Blick. »Deshalb siehst du dich alle fünf Sekunden um und stehst unter Strom .« Dämlich grinste ihn der grauhaarige Mann an.
    »Ich stehe immer unter Strom«, konterte Ben.
    »Bist ja ein ganz harter Bursche. Aber deine Kleine, die suchst du … dann kannst du nicht ganz verkehrt sein. Es sei denn … du willst ihr doch nichts antun ?« Fast hätte er seinen Schnaps verschüttet. Aber nur fast.
    »Nein, natürlich nicht.« Schon sehr lange nicht mehr. »Ich muss sie nur finden .« Ben konnte die Verzweiflung in seiner Stimme nicht gänzlich verbergen. Das erste Mal seit Langem. Der Penner sah in mitleidig an, was Ben nur noch fertiger machte.
    »Wie sieht sie denn aus, dein Mädchen ?«
    »Sie ist größer als der Durchschnitt, etwa so .« Ben deutete auf einen Punkt unter seiner Nase. »Schlank. Langes dunkelrotes Haar. Sehr helle Haut. Auffallend hübsch …«
    »… mit schwarz geschminkten Augen, wie’s die meisten jungen Dinger jetzt haben ?« , unterbrach ihn der Obdachlose.
    »Du kennst sie ?« Bens Puls kam sofort in Fahrt. Die Alkoholfahne war vergessen und er hockte sich vor den Penner. »Los, sag schon !«
    »Hab sie hier schon öfter gesehen. Am Wochenende läuft sie hier rum wie der Teufel. In

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