Kuess mich ueber den Wolken
Plane.
„Ihr nehmt den Truck“, wies er die Cowboys an. Stephanie gab er ein Zeichen, dass sie zur Beifahrerseite des Pick-ups gehen sollte.
„Ich meine Barrys Reaktion“, rief Stephanie, um das Prasseln des stärker werdenden Regens zu übertönen. „Er ist mit einem Vortrag über Kapitalströme und Zinssätze auf mich losgegangen.“
„Wegen einer Million?“ Royce zog ein Nylonseil durch eine Öse an der Ecke der Plane und zurrte das Seil unter dem Trittbrett fest. Viel Geld für ein Pferd, sicher. Doch die Zahl hatte eigentlich nicht genug Nullen, um Barrys Blutdruck hochzutreiben.
„Ich habe mich wie eine Zehnjährige gefühlt, die um ihr Taschengeld bettelt.“
„Das liegt daran, dass du dich wie eine Zehnjährige benimmst.“ Royce warf das Seil über die Ladefläche seiner Schwester zu.
„Es ist eine einmalige Chance“, behauptete sie.
Der erste Blitz zuckte über den Himmel.
„Hast du nicht dasselbe über Nare-Do-Elle gesagt?“
„Das war vor drei Jahren.“
„Und hat uns einen Haufen Geld gekostet.“
„Aber diesmal liege ich richtig.“ Sie warf das Seil zurück. „Glaubst du nicht, dass ich in den drei Jahren dazugelernt habe?“
Royce zog die Plane weiter hinunter und verbiss sich einen Kommentar. „Was genau soll ich jetzt tun?“, fragte er stattdessen.
„Sprich mit Barry.“
„Und was soll ich ihm sagen?“
„Dass er mir das Geld geben soll.“
Royce musste grinsen.
„Ich meine es ernst.“ Der Regen hatte ihr lockiges kastanienbraunes Haar durchnässt, und ihre Wangen glänzten feucht.
„Das tust du immer. Ständig brauchst du Geld. Und in der Hälfte der Fälle irrst du dich.“
Mahnend hob sie einen behandschuhten Finger. „Und in der anderen Hälfte habe ich recht.“
Mit aller Kraft befestigte Royce das Seil an der hinteren rechten Ecke des Pick-ups. „Sorry, Steph.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Mir gehört ein Drittel dieses Unternehmens.“
„Und mir hat Jared Handlungsvollmacht gegeben.“
„Ihr beide habt euch schon immer gegen mich verbündet.“
„Jetzt benimmst du dich wirklich wie ein Kind.“
„Ich …“
„Ich gebe einem Kind keine Million.“
Eigensinnig schob sie das Kinn vor. „Du hättest sie mir sowieso nicht gegeben.“
„Stimmt“, antwortete Royce und konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihr Kinn zu tätscheln. „Du hast ein angemessenes Betriebsbudget. Lebe einfach deinen Verhältnissen entsprechend.“
„Aber es ist eine besondere Gelegenheit. Ich kann dir gar nicht sagen …“
„Morgen wird es wieder eine geben. Nächste Woche. Oder nächsten Monat.“ Er kannte seine Schwester zu gut, um auf ihr leidenschaftliches Flehen hereinzufallen.
„Das ist nicht fair.“
„Das ganze Leben ist nicht fair.“
Krachender Donner ließ sie zusammenfahren. Der Himmel öffnete sich, und ein Wolkenbruch durchnässte in Sekundenschnelle alles um sie herum. Die Cowboys suchten Unterschlupf in einem Schuppen, während Royce seine Schwester an die Hand nahm und sie in das hell erleuchtete Haus zog.
Amber stand in dem riesigen Wohnzimmer der Ryders. Im schwindenden Tageslicht trommelte der Regen auf das Dach und gegen die Fenster. Sie starrte auf das Telefon in ihrer Hand. Royce hatte sich wie ein Gentleman verhalten, doch das änderte nichts daran, dass sie sich selbst in die Klemme manövriert hatte.
Irgendjemandem musste sie ihren Aufenthaltsort verraten. Außerdem durfte sie nicht zulassen, dass ihre Eltern sich Sorgen um sie machten. Ihr Vater neigte stets dazu, das Schlimmste zu befürchten. Wahrscheinlich überlegte er schon, wie er schnellstmöglich Lösegeld zusammenkriegen konnte, weil er damit rechnete, dass sie entführt worden war.
Mit dem Daumen drückte sie auf die Taste. Sie würde sich kurzfassen.
„Na, rufst du Verstärkung?“
Beim Klang von Royces Stimme zuckte Amber erschrocken zusammen.
Sie blickte hoch und sah ihn und Stephanie im Bogengang stehen, der zur Eingangshalle führte.
„Das ist ein Gewitter, was?“ Zufrieden schlenderte Stephanie auf sie zu und zog ihre ledernen Handschuhe aus, um sich mit den Fingern durch das feuchte Haar zu fahren.
Amber nickte. Das Unwetter hatte ihr Gefühl von Einsamkeit und Beunruhigung noch verstärkt.
„Ich liebe solch dramatisches Wetter.“ Wohlig erschauernd warf Stephanie die Handschuhe auf einen Beistelltisch. „Solange ich sicher im Haus bin.“ Mit einem kritischen Blick auf ihre durchnässte Kleidung fügte sie hinzu: „Ich gehe
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