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Küss mich, wenn Du kannst

Küss mich, wenn Du kannst

Titel: Küss mich, wenn Du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Selbstachtung bis zu ihren beruflichen Träumen? Aber sie hatte die Nase voll von Lug und Trug. Sie wollte jemanden lieben, dem sie nichts verheimlichen musste, mit dem sie eine Zukunft aufbauen konnte. War das nicht der springende Punkt? Darin lag das Problem der viel gepriesenen Chemie - bei der Begegnung verwandter Seelen spielte sie gewiss keine Rolle.

16
    Portia saß in ihrem Büro und drückte auf die Enter-Taste ihres Computers, um die Datenbank zu checken. Diesmal ging sie von der Haarfarbe aus, was idiotisch war, denn die konnte sich jede Woche ändern. Aber irgendwo in den Dateien musste sich jemand verstecken, den sie übersehen hatte, eine Frau, die perfekt zu Heath passte. Nach wie vor dachte sie an eine Blondine. Gepeinigt stöhnte sie, als das aggressive Winseln einer Motorsäge die Stille des Sonntagnachmittags zerriss. Das Büro im oberen Stockwerk wurde von einem Arbeitertrupp renoviert, der nicht gewerkschaftlich organisiert war, und der Lärm zerrte an ihren ohnehin schon überreizten Nerven.
    An diesem Wochenende war Heath mit Annabelle Granger verreist. Das hatte Portia von seiner Empfangsdame erfahren. Deren Freundschaft hatte sie vor ein paar Monaten mit teuren Karten in der erste Reihe für ein Konzert von Shania Twain erkauft. Sie war es, die Wochenenden mit wichtigen Klienten zu verbringen pflegte - Trips nach Vegas, Wintersport in Wisconsin, erholsame Nachmittage an diversen Stränden. Dauernd gab sie Partys für Frauen an den Vorabenden ihrer Hochzeiten oder wenn Babys getauft wurden. Sie besuchte Bar-Mizwas - Einführungen jüdischer Jungen in die Glaubensgemeinschaft-, Jubiläen, sogar Begräbnisse. Auf ihrer Weihnachtskartenliste standen mindestens fünfhundert Namen. Trotzdem war Annabelle Granger mit Heath Champion übers Wochenende weggefahren.
    Die Motorsäge kreischte ohrenbetäubend. Normalerweise blieb Portia ihrem Büro an Sonntagen fern. Aber diesmal fühlte sie sich unruhiger denn je. Den Vormittag hatte sie mit einer Messe in Winnetka begonnen. Als Kind war sie nur ungern in die Kirche gegangen, und mit zwanzig hatte sie es ganz aufgegeben. Doch seit fünf Jahren nahm sie wieder an Gottesdiensten teil. Am Anfang war es eine Geschäftsstrategie gewesen, eine Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen. Dafür hatte sie vier exklusive katholische Kirchen ausgewählt, die sie abwechselnd aufsuchte - zwei an der North Shore, eine in Lincoln Park, eine nahe der Gold Coast. Inzwischen freute sie sich auf die Messen aus Gründen, die nicht mit ihren Geschäften zusammenhingen, sondern mit der beruhigenden Wirkung der vertrauten liturgischen Worte auf ihre Seelenqualen. Sie ging immer noch in verschiedene Kirchen - Gott half jenen, die sich selber halfen, sicher überall, nicht wahr? Doch die profitablen Kontakte bedeuteten ihr nicht mehr so viel wie die Hoffnung auf inneren Frieden. Darum hatte sie an diesem Tag besonders verzweifelt gebetet - ohne Erfolg.
    Nach dem Gottesdienst hatte sie ein paar Freunde zum Kaffee getroffen, prominente Leute, die sie dank ihrer kurzen Ehe kannte. Wie würden sie reagieren, wenn sie ihnen Bodie vorstellte? Allein schon dieser Gedanke verstärkte ihre Kopfschmerzen. Bodie bewohnte einen geheimen Teil ihres Lebens, einen schmutzigen, perversen Winkel, in den niemand spähen durfte. Letzte Woche hatte er zwei Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen. Bis zu diesem Tag waren sie unbeachtet geblieben. Erst vor einer Stunde hatte sie der Versuchung nachgegeben, seine Nummer gewählt und sofort wieder aufgelegt. Wenn sie ihre Nachtruhe zurückgewinnen wollte, musste sie die manische Leidenschaft für diesen Mann unterdrücken. Vielleicht würde sie dann sogar aufhören, sich Heaths wegen zu sorgen, und nicht mehr befürchten, ihre Agentur könnte den Bach runtergehen.
    Die Motorsäge dröhnte wieder und bohrte sich in Portias Schläfen. Vor ihrer Heirat hatte sie in mehreren Affären Erfahrungen gesammelt. Meistens war sie unglücklich gewesen, aber niemals erniedrigt worden. Genau das hatte Bodie letzte Woche getan. Und sie hatte sich erniedrigen lassen.
    Doch es war keine Erniedrigung gewesen.
    Das verstand sie nicht, und deshalb sah sie sich all den schlaflosen Nächten hilflos ausgeliefert. Warum war sie beim Gottesdienst nicht zur inneren Ruhe gekommen? Und warum hatte sie letzte Woche zur Verblüffung ihrer Assistentinnen den Gewichts-Check vergessen? Weil Bodies Angriff auf ihre Sinnenlust fast zärtlich gewesen war.
    Vor ihren Augen verschwamm

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