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Küss mich, wenn Du kannst

Küss mich, wenn Du kannst

Titel: Küss mich, wenn Du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sich vergewisserte, ob die Adresse auch wirklich stimmte. Heaths Haus nahm ihr den Atem. Irgendwie passte die scheinbar frei schwebende Glas- und Ziegelstruktur zu der dramatischen zweistöckigen Fensterfront, die in die schattige Straße ragte, zwischen die benachbarten Gebäude. Das waren exklusiv renovierte Stadthäuser aus dem neunzehnten Jahrhundert, neuere luxuriöse Residenzen, auf kleinen, teuren Grundstücken errichtet. Annabelle ging den Gehsteig entlang, bog in einen kurzen, gewundenen Ziegelweg, der zu einer geschnitzten Mahagonitür führte, und läutete. Als sie wartete, versuchte sie an ihrer Strategie zu feilen. Dafür reichte die Zeit nicht, denn schon nach wenigen Sekunden klickte das Schloss, und die Tür schwang auf.
    Heath trug ein violettes Badetuch und ein Stirnrunzeln, das nicht verschwand, als er feststellte, wer ihn um sechs Uhr vierzig besuchte. Unwirsch nahm er die Zahnbürste aus dem Mund. »Ich bin nicht da.«
    »Beruhige dich«, bat sie und drückte den Kaffeebecher in seine Hand. »Soeben starte ich eine neue Firma namens Koffein und Go-Go. Du bist mein erster Kunde.« Entschlossen schob sie sich an ihm vorbei ins Foyer, das eine s-förmige Treppe mit dem oberen Stockwerk verband. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete sie den Marmorboden, den modernen Bronzelüster und die einzigen Möbelstücke - zwei Turnschuhe. »Wow, ich sterbe vor Ehrfurcht. Aber das lasse ich mir nicht anmerken.«
    »Freut mich, dass es dir gefällt...«, erwiderte er gedehnt. »Leider finden heute keine Besichtigungstouren statt.«
    Annabelle widerstand der Versuchung, den Rasierschaum zu berühren, der an seinem Ohrläppchen klebte. »Macht nichts. Während du dich anziehst, schaue ich mich um.« Sie zeigte zu den Stufen. »Geh nur, ich werde dich nicht stören.«
    »Wirklich, Annabelle, jetzt habe ich keine Zeit für dich.«
    »Quetsch mich einfach zwischen zwei Terminen rein«, schlug sie vor und schenkte ihm ihr fröhlichstes Lächeln.
    Aus einem seiner Mundwinkel begann Zahnpasta zu rinnen, und er wischte sie mit dem Handrücken weg. Langsam glitt sein Blick von ihren nackten Schultern zur knappen Korsage ihres Sommerkleids. »Ich bin dir nicht ausgewichen. Heute Nachmittag wollte ich dich anrufen.«
    »Nein, bitte, nimm dir nur Zeit - ich hab‘s nicht eilig.« Mit einer lässigen Geste verscheuchte sie ihn und schlenderte zum Wohnzimmer.
    Heath murmelte etwas, das wie ein derber Fluch klang. Kurz danach hörte sie seine nackten Füße treppauf tappen. Sie spähte über ihre Schulter und sah einen wundervollen, breiten, muskulösen Rücken und ein violettes Badetuch. Nachdem er verschwunden war, konzentrierte sie ihre Aufmerksamkeit auf das Wohnzimmer.
    Durch hohe Fenster fiel das Morgenlicht auf den hellen Hartholzboden. Der schöne Raum flehte geradezu darum, jemand möge ihn bewohnen. Aber außer ein paar Fitnessgeräten auf blauen Gummimatten war er so leer wie die Eingangshalle. Kein Möbelstück, nicht einmal ein Sportposter an der Wand. Vor Annabelles geistigem Auge erschien das Zimmer, so wie es aussehen müsste - ein wuchtiger Couchtisch mit Steinplatte vor einem großen bequemen Sofa, farbenfrohe Ölgemälde, eine stromlinienförmige Stereoanlage, verstreute Bücher und Zeitschriften. Kinderspielzeug. Ein Hund.
    Seufzend erinnerte sie sich, dass sie ihn an diesem Morgen überfallen hatte, damit sie das Wochenende am See abhaken konnte. Sie durfte keine unbescheidenen Wünsche hegen. Es war ihr so wichtig gewesen, dass möglichst viele Leute von ihrem Vertrag mit Heath Champion erfuhren. Und es hatte sich herumgesprochen. Wenn er sie jetzt feuerte, würde man glauben, sie wäre nicht tüchtig genug gewesen. Wie sie sich an diesem Morgen verhielt, davon hing ihre Zukunft ab.
    Sie durchquerte das leere Speisezimmer und betrat die Küche. Schimmernde Arbeitsflächen, rostfreie, sichtlich unbenutzte europäische Geräte. Nur das schmutzige Glas in der Spüle verriet, dass hier ein menschliches Wesen wohnte. Also besaß Heath zwar ein Dach über dem Kopf, aber kein Heim.
    Wieder im Wohnzimmer, schaute sie durch die Fenster zur Straße. Hier fügte sich ein Teilchen in das Puzzle des Mannes, den sie so leidenschaftlich begehrte. Weil er ständig unterwegs war, hatte sie etwas Wichtiges übersehen. Im Grunde seines Herzens fühlte er sich einsam. Dieses unmöblierte Haus symbolisierte seine emotionale Isolation.
    Nun kam er in einer grauen Hose und einem mitternachtsblauen Hemd mit gemusterter

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