Küss mich, wenn Du kannst
Krawatte zurück. Das alles passte so perfekt zusammen, als wäre er einer Barneys-Reklame entstiegen. Achtlos warf er sein Jackett auf die Hantelbank, stellte den Kaffeebecher ab, den Annabelle ihm gegeben hatte, und schloss seine Manschettenknöpfe. »Ich hab dich nicht abserviert, sondern einfach nur Zeit gebraucht, um die Situation neu einzuschätzen. Dafür entschuldige ich mich nicht.«
»Entschuldigung angenommen.« Seine gefurchte Stirn verhieß nichts Gutes. Hastig wechselte sie ihre Taktik. »Tut mir Leid, dass du Phoebe im Wind-Lake-Center nicht erweichen konntest. Trotz allem, was du vielleicht denkst - ich habe dir die Daumen gedrückt.«
»Einmal hatten wir ein halbwegs vernünftiges Gespräch«, erklärte er und ergriff den Kaffeebecher.
»Was ist mit der anderen Hälfte passiert?«
»In der hat sie mich aus der Fassung gebracht.«
Wie gern würde sie die Details hören... Aber sie musste ihre eigenen Interessen verfolgen, bevor er auf die Uhr schaute, die unter seiner Manschette glänzte. »Okay, warum ich hier bin... Hättest du mich zurückgerufen, würde ich dich jetzt nicht belästigen. Ich muss wissen, ob du irgendjemandem etwas erzählt hast über du weißt schon, wen ich meine. Wenn ja, rede ich nie wieder mit dir, das schwöre ich. Das habe ich dir streng vertraulich gesagt. Vor lauter Verlegenheit würde ich im Erdboden versinken.«
»Bist du tatsächlich hier aufgekreuzt, um über den Mann deiner Träume zu schwatzen?«
Annabelle gab vor, mit ihrem Ring zu spielen - einem Türkis, den Nana in Santa Fe gekauft hatte. »Also du glaubst, Dean mag mich?«
»O Gott, keine Ahnung! Warte doch die nächste Buchclub-Runde ab, und frag deine Freundinnen.«
Annabelle bemühte sich um eine gekränkte Miene. »Aber ich interessiere mich für die männliche Perspektive.«
»Dann geh zu Raoul.«
»Mit dem ist es aus. Dauernd hat er mich betrogen.«
»Wie viele Leute in Chicago haben das noch nicht gewusst?«
Okay, das Geplänkel hatte lange genug gedauert. Annabelle sank auf die Trainingsbank. »Sicher denkst du, Dean wäre zu jung für mich...«
»Dein Alter ist nur ein Problem auf der langen Liste, die dich erwartet, wenn du diesen Blödsinn durchziehst. Übrigens habe ich deinen Liebsten nicht gesehen. Also bleibt dein Geheimnis gewahrt. Sind wir jetzt fertig?«
»Das weiß ich nicht. Sind wir‘s?« Sie stand auf. »Ehrlich gesagt fürchte ich, du schlägst dich immer noch mit emotionalen Nachwehen der Wind-Lake-Klausur rum. Und deshalb kommst du mir ein bisschen kindisch vor.«
»Kindisch?«, wiederholte Heath und hob die dunklen Brauen.
»Nur nach meiner weiblichen Meinung.«
»Ist das dein Ernst? Du findest mich kindisch? Du, die Queen von der Annabelle Junior High School?«
»Du hast meine Anrufe nicht beantwortet.«
»Weil ich erst einmal nachdenken wollte.«
»Genau!« Annabelle ging auf ihn zu und steigerte sich in selbstgerechte Empörung hinein. »Offensichtlich hast du immer noch Probleme mit der Nacht meiner sexuellen Befreiung, und weil du ein typischer Macho bist, gestehst du das nicht ein. Natürlich hätte ich dich nicht ausnutzen dürfen, doch ich dachte, es würde dich nicht stören. Da habe ich mich leider geirrt.«
»Auf die Gefahr hin, dich bitter zu enttäuschen...«, erwiderte er trocken. »Nachdem du mich so zielstrebig vergewaltigt und gedemütigt hattest, fühlte ich mich kein bisschen traumatisiert.«
»Zu solchen Äußerungen zwingt dich dein Stolz, und dafür respektiere ich dich«, betonte sie sittsam.
»Hör auf mit der Scheiße! Du hast glasklar und völlig zu Recht verkündet, man müsse die Geschäfte vom Vergnügen trennen. Aber dann gab Krystal ihre Pornoparty. Vorher hast du mich abgewiesen, und danach... Glaub mir, ich bin es, der die Situation ausgenutzt hat. Ich rief dich nur deshalb nicht an, weil ich noch immer nicht weiß, wie ich es wieder gutmachen soll.«
Dass er ein Opfer in ihr sah, missfiel ihr gründlich. »Sicher nicht, indem du davonläufst! Das riecht zu sehr nach dem Boss, der mit seiner Sekretärin schläft und sie deswegen feuert.«
Zu ihrer Genugtuung zuckte er zusammen. »So würde ich mich niemals verhalten.«
»Großartig. Sag ab morgen Abend alle deine Termine ab. Wir fangen mit einer superschlauen Betriebswirtschaftsprofessorin an, die ein bisschen wie Kate Hudson aussieht, Adam Sandler wenigstens halbwegs amüsant findet und einen Weinkelch von einem Wasserglas unterscheiden kann. Außerdem habe ich noch sechs
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